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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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bewirkt?
    Doch wie sollte sie ihrer Mutter begegnen? Sidonia war die Einzige, auf die sie sich freute. Ansonsten würde es zu Hause wahrscheinlich nur eine Fortsetzung des Klosterlebens geben. Wieso durfte sie vor ihren Geschwistern nach Hause? Oder waren ihre Brüder längst da? Der Wagen schob sich den Milchberg hinauf, an St. Ulrich und Afra vorbei und zuckelte die Kaisermeile entlang. Anna sah schon die hellrote Fassade mit den weißen Verschnörkelungen des Herrenhauses. Sie schloss die Augen. Der Wagen hielt und der Fuhrknecht half ihr herunter.
    »Gott zum Gruß, Anna Fuggerin. Du hast uns ja die Eiszeit mitgebracht.«
    Anna fuhr herum. Das war nicht die Kleesattlergasse. Sie waren zu weit gefahren. »Meine Eltern?« Anna merkte wie ihre Lippen zitterten.
    »Nun komm erst mal herein und wärm dich auf. Deine Eltern kannst …« Die restlichen Worte gingen in dem Läuten zur Sext unter. Anna sah zu dem kleinen Glockenturm auf dem lang gezogenen Hausdach hinauf. Das Katherinenkloster. Es lag nur zwei Gassen neben ihrem Elternhaus. Ein Versehen? Oder war die Gasse durchs Unwetter verwüstet worden und sie hatten deshalb hier gehalten? Bisher hatte Anna gedacht, das Kloster sei von den lutherischen Ratsherrn geschlossen worden, wie einige andere Klöster in der Stadt.
    Die Nonne trug einen schwarzem Chormantel. Unter ihrer Kapuze lugte ein Kinn mit schwarzem Bartflaum hervor. »Ich bin Schwester Hildegard.« Eine kleine weiße Hand schob sich aus der weiten Kutte. Ihre Hand fühlte sich warm und weich an. Sie trug einen ähnlichen Ring, zwei verschlungene Silberstreifen. Nur ihrer glänzte. Annas Ring war schwarz verfärbt und locker, rutschte ihr fast über den Knöchel. Hildegard, so hatte auch die Nonne geheißen, die ihre Erscheinungen in wunderbaren Bildern und Worten festgehalten hatte. Gern hätte sie überprüft, ob diese Hildegard auch bärtig gewesen war, aber das Buch war längst zu Asche geworden.
    »Eisig kalt bist du, kein Wunder in dem dünnen Kittel. Na, komm, drinnen wartet eine heiße Brühe auf dich.«
    Der Mann lud die Körbe und Säcke ab und stellte den Gänsekäfig neben die Eingangspforte mit der Drehlade. »Männern ist der Zutritt verboten, sie müssen hier am Rad vorsprechen«, erklärte Schwester Hildegard, als sie Annas Blick folgte. Doch Anna hatte nicht auf die Drehlade geachtet, sondern auf den Sack, indem sich die Winznonne versteckte. Sie öffnete ihn.
    Die Kleine kroch hervor, in der Miniaturkutte so putzig anzusehen wie bei Annas erster Begegnung mit ihr.
    »Ach, wenn haben wir denn da?«
    Sofort legte Anna den Arm um sie. »Die gehört zu mir«, sagte sie.
    Schwester Hildegard lächelte. »Dann soll auch sie unser Gast sein.«

14. Die Melisse
    Von einem Niesanfall gebeutelt, richtete sich Anna auf. Es dauerte eine Weile, bis sie sich erinnerte, wo sie sich befand. Ein Leintuch war über eine kreisrunde Luke gehängt und wedelte sanft im Wind. Die Luft von draußen roch noch immer nach Schnee. Doch trotz des Schnupfens war ihr nicht mehr kalt. Mit den Fußspitzen ertastete sie unter den schweren Decken ein umwickeltes Wärmeeisen. Sie lag in einer kleinen Kammer mit einer Truhe und einem zweiten Bett neben sich. Nach alldem, was sie erlebt hatte, fühlte es sich hier wie im Paradies an.
    Der Wind ließ nach und Sonnenstrahlen färbten das Leintuch gelb, tauchten die ganze Kammer in warmes Tageslicht. Auf einem Hocker zwischen den Betten stand ein kleines braunes Fläschchen ohne Beschriftung. Etwa Gift?
    Im Bett neben ihrem ruhte ein Rotschopf auf dem Kissen. Mechthild, durchfuhr es sie. Anna richtete sich auf. Geringeltes Haar, flammend rot und ein Gesicht mit Tupfen übersät, sogar auf den geschlossenen Lidern und auf den Ohrläppchen tummelten sie sich. Anna hatte die Winznonne bisher nie ohne Kutte gesehen. Sie musste etwa sieben sein, so alt wie Albert und Heinrich. Ob Ruth schon nach Schloss Ortenburg geschrieben hatte? Anna seufzte. Sie konnte doch zufrieden sein, sie lebte und war nur in ein anderes Kloster verlegt worden. Die Winznonne grummelte im Schlaf. Nicht mal ihren richtigen Namen wusste Anna und nun konnte sie keinen mehr danach fragen. Sie streckte sich unter der warmen Decke aus. Merkwürdig, dass sie nicht zur Prim geweckt wurden. Aber auch wenn man sie gleich herausprügelte, wollte sie diese Behaglichkeit so lange wie möglich auskosten. Alles roch sauber. Die Laken waren frisch gewaschen und umhüllten weiche Decken, keine muffigen Leinensäcke wie in

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