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Im Labyrinth der Fugge

Im Labyrinth der Fugge

Titel: Im Labyrinth der Fugge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abe
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mit dem Tode oder Schlimmerem bestraft werden kann. Viel eher sorge ich mich um Philipp. Seit er aus Rom zurück ist, will er wissen, wohin ich meine Bücher gebracht habe.«
    »Das ist doch erfreulich, Ihr wolltet immer, dass Philipp sich für Eure Sammlung begeistert.«
    »Du hast recht, ich sollte ihn fördern, mir kam es nur merkwürdig vor, weil er nicht nach einem bestimmten Buch suchte, so wie du das machen würdest. Viele Bücher wären ein gefundenes Fressen für die Inquisition. Die machen keinen Unterschied, ob lutherisch oder altgriechisch oder von den Mauren. Da habe ich Schätze, Anna. Wenn die der Papst in die Hände bekäme. Ich bin ungerecht, er ist mein Sohn. Vielleicht hat Philipp auf dem Vatikan wirklich nur die Gärten bewundert, wie mir berichtet wurde.«
    »Du hattest Späher, die Philipp überwacht haben?«
    »Zu seinem Schutz, Anna. Schließlich suche ich die Leibdiener sorgfältig aus und bezahle sie auch. Aber gleich nachher werde ich es Philipp anvertrauen. Oheim Christoph hat ihn als Erbe eingesetzt. Endlich sieht mein Bruder ein, dass er sein Geld und seinen Besitz nicht mit ins Grab nehmen kann.« Vater zog ein kleines weinrotes Buch aus dem Wams. »Ich habe ein Geschenk für dich. Gleich nachdem …«, er stockte. »Gleich nachdem du und deine Geschwister weggebracht wurden, habe ich es binden lassen. Seitdem hoffte ich, es dir als Willkommensgeschenk zu überreichen, wenn du wieder daheim bist.«
    »Wir haben hier Bücher, Vater. Und ich arbeite als Kopistin und Malerin.«
    »Das freut mich, Anna. Du kennst doch die kleine Ursula noch nicht. Sie ist zwei, fängt zu reden an und kann sogar schon Labyrinth sagen.« Er lachte. »Willst du ihr nicht vorlesen, bitte.«
    Seit wann kümmerte er sich um die Erziehung seiner Kinder? »Wie geht es Mutter?«, fragte Anna.
    »Sie ist in Rom, regelt da mit Oheim Marx eine Angelegenheit, die Octavian betrifft. Eine seiner Liebschaften fordert einen Anteil an der Handelsgesellschaft.«
    »Eine mutige Frau«, Anna lachte. Dann schwiegen sie eine Weile.
    »Komm mit nach Hause, bitte!«, flehte er.
    Was sollte sie erwidern? Es gab kein Heim mehr für sie in der Kleesattlergasse, sie war hier zu Hause. Auch wenn sie eingesperrt und ohne Ehemann und Kinder leben musste, durfte sie wenigstens ihre Kunst ausüben. Wer weiß, ob das draußen überhaupt möglich wäre. Vielleicht sollte sie Oheim Ulrich oder wer auch immer dahintersteckte, zusammen mit Pater Canisius und ihre Mutter in die Dankgebete nachher einschließen. Sie hatten sie umbringen wollen und ihr die Erfüllung eines Traumes geschenkt.
    »Ich könnte deine Hilfe gebrauchen, denn ich glaube, ich habe die langgesuchte Rezeptur gefunden«, versuchte es Georg wieder.
    »Das Elixier fürs ewige Leben?«
    »Nein, all meine Versuche, Schmerzen und Gebrechen zu lindern, sind gescheitert. Nun versuche ich eher das Gegenteil.« Vater seufzte.
    »Das Gegenteil von Leben?«
    Er nickte. »Du erinnerst dich an meine Versuche mit Salpeter, die du dann Pater Canisius …« Er brach ab, als er Annas Entsetzen bemerkte. »Ja, wir hätten es ihm besser nicht verraten sollen. Anna, ich habe noch niemandem davon erzählt, auch Philipp werde ich nichts davon sagen. Ein paar Versuche noch und meine Erfindung geht an den Kaiser. Kein Gemetzel mehr auf den Schlachtfeldern, sondern ein schneller Tod. Ohne Gehilfin schaffe ich es aber nicht.« Also auch er war gierig auf die Anerkennung des Kaisers. Die Fugger kriegten ihren Hals einfach nicht voll. Dann musste sie sich selbst und ihre Gier nach Wissen auch dazurechnen.
    »Was ist aus dem Bier geworden?«, fragte Anna. Wenn sie eines in den letzten Jahren gelernt hatte, dann Unerträgliches einfach fortzuwischen wie eine lästige Fliege.
    »Wahrlich, einen schnellen Tod bringt man mit Bier nicht zusammen.« Vater schien erleichtert, dass sie nicht weiter nachfragte. »Das Gebräu, das sich deine Mutter immer gewünscht hat, gibt es längst. Ich habe es an einen in der Brauerzunft verkauft. Hasen-Preu nennt er das Bier, weil er beim Grübeln mit seinem Humpen über einen Hasen gestolpert ist.« Er erhob sich. »Die Kleesattlergasse steht dir jederzeit offen. Gib der Priorin Bescheid und ich hole dich sofort.« Er schob seine Finger durch das Gitter und strich ihr zum Abschied über die Wange. Ich lasse das Büchlein an der Pforte, auf dass es dir Freude macht. Lebe wohl.«
    Am Abend dieses Tages explodierte der Keller des Alchimistenturms. Das Mauerwerk mitsamt der

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