Im Labyrinth der Fugge
ihrer Nacktheit unter dem dünnen Hemd. Augenblicklich schoss sein Blut durch ihn durch bis in die Lenden.
Die Frau schrie auf, wimmerte, presste dieselben Worte immer wieder hervor. Erst konnte Kellenbenz sie nicht verstehen, dann reimte er es sich zusammen.
»Der Teufel ist tot, ich war’s, ich hab den Teufel getötet.« Die Frau schlug um sich, traf den Diener, kratzte und biss. Genauso hatte es Margit gemacht, seine Frau, hochschwanger damals mit Bianka, als die Söhne gestorben waren. Er hatte sie gehalten und versucht zu beruhigen, obwohl er am liebsten selbst um sich geschlagen hätte. War etwas in ihrem Wesen, in ihrem Gesichtsausdruck und ihrer Haltung, das ihn an Margit erinnerte? Oder waren es nur die großen weichen Brüste, die sich unter ihrem Hemd wölbten? Der zarte Leib einer Frau, den er so lange nicht mehr berührt hatte?
Plötzlich sackte die Frau zusammen. Der Diener zerrte sie zu einem Stützbalken und band sie mit einem Pferdestrick fest. Sie hing in den Seilen, wie eine Hexe auf dem Scheiterhaufen, wiegte ihren Kopf hin und her, noch immer Teufel und Tod murmelnd. Der Diener ging wieder hinaus. Kellenbenz wartete noch einige Herzschläge lang, dann stieg er die Leiter hinunter.
15. Der Beelzebub
Anna wurde von einem Schrei geweckt. Ein dumpfer Aufprall. Mechthild! Der Schrei brach ab, ihre Ohren summten noch. Finsternis umgab sie. War das Feuer erloschen? Sie ertastete Laken, überall. Jemand hatte das Bettzeug ganz über sie geworfen. Sie war noch in Schellebelles Bett, alles roch nach ihr. Anna erstarrte. Sie hörte ein Hecheln, nah an ihrem Ohr. Dann die Stimme eines Mannes. Er flüsterte, seine Stimme schwankte zwischen Brummen und Säuseln. Sie bekam keine Luft mehr und musste sich zwingen, die Decke mit den Fingern ein Stück zu lupfen. Sogleich sog sie einen scharfen Gestank ein. Ein riesenhafter Schatten zeichnete sich an der Wand ab. Lange spitze Hörner wippten im Schein des Herdfeuers. Schellebelle! Wo war sie? Anna versuchte in kurzen Zügen zu atmen, achtete darauf, sich nicht zu bewegen. Es war das Tier aus dem Garten. Es sprach wie ein Mann von Geißelungen und vom Gottesdienst.
»Lass uns die heiligen Gedanken beiseiteschieben, wie dein Leibchen, schöne Jungfrau«, flüsterte er.
Meinte er sie, Anna? Sie versuchte zu erspüren, ob sie überall verdeckt war, und krallte die Zehen in die Laken.
Schließlich wehklagte er von einem Widersacher, der um Erlösung bat.
»Und wie … soll … das gehen?«
Schellebelle, sie war da! Genauso nah wie er. Annas Herz machte einen Sprung. Die Magd sprach gedämpft, presste die Worte hervor. Vielleicht will sie ihn von mir ablenken, dachte Anna.
»Tu einfach, was ich mache«, befahl er. Er flüsterte nicht mehr. »Hilf mir, den Feind zu besiegen.«
Es folgte Geraschel. Der Bettkasten quietschte.
»Euer Rücken, Ihr seid voller Striemen. Wer hat Euch das angetan? Ich habe eine Salbe, die lässt Narben verschwinden«, Schellebelles Stimme war wieder fester. Anna ging leicht in die Höhe, als sich die Magd erhob.
»Bleib hier«, rief er und zwang sie, sich wieder fallen zu lassen. »Schick den Beelzebub in die Hölle heim, wohin unser Herrgott ihn verdammt hat.« Diesmal flehte er.
Die Hölle! Doch Schellebelle lachte nur.
»Ein Bub ist er nicht. Mir scheint, da drängt sich ein Teufel hervor.«
Er keuchte. »Er plagt mich so sehr, dass auch das Strafen nichts mehr hilft. Ich kann ihn nicht bändigen.«
»Gottlob sind wir Frauen da besser dran.« Schellebelle schien keine Angst mehr zu haben.
»Wie wahr du sprichst! Dafür hast du was, was ich nicht habe.«
»Was soll das sein?« Die Magd gluckste.
»Die Hölle. Ich wurde zu dir gesandt, dass du abschwörst vom Unglauben.«
»Unglauben? Was meint Ihr? Meine Herrin ist Lutheranin wie ich und drei Viertel aller Augsburger«, erwiderte Isabella.
»So hab doch Mitleid mit mir, wenn mich der Leibhaftige quält.« Er zerrte sie aufs Bett zurück.
Schellebelle schrie. Anna wunderte sich, dass nicht längst das ganze Haus zusammengelaufen war. Sie wäre am liebsten in der Ritze zwischen Wand und Bett verschwunden und zugleich wollte sie ihrer Freundin helfen. Die Magd schien sich heftig zu wehren. Anna wurde getreten, geschubst.
»Hilf meiner armen Seele!«, bettelte er.
Schellebelle kreischte. Anna hörte ein Schmatzen. Die beiden stießen gegen sie. Er musste doch merken, dass hier noch jemand war. Gleich würde Anna von seinen Hörnern aufgespießt werden. Das Bett
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