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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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beugte sich nach vorne und spürte, wie Elisa von Grabergs Brief über seine schwitzende Haut rieb. Lange hatte er nach einem geeigneten Versteck gesucht, doch am sichersten war ihm zuletzt erschienen, ihn einfach in sein Hemd zu stecken.
    »Du hattest recht«, sagte er, und seine Stimme – in den letzten Wochen entweder weinerlich oder nörgelnd – nahm jenen feierlichen Ton an, mit dem er einst am Sonntag gepredigt hatte. »Du hattest recht … die ganze Zeit über: dass ich mich gehen lasse und dass ich mit ganzer Willenskraft dagegen angehen muss. Aber weißt du«, nun erhob er sich, »aber weißt du, Cornelius«, er trat auf den Neffen zu. »Selbst wenn ich mich zusammenreiße, werde ich erst wieder zufrieden leben können, wenn ich zurück in der Heimat bin. Ich werde nüchtern bleiben, das verspreche ich, ich werde dich unterstützen, wo ich nur kann. Ich werde irgendwie Geld verdienen, ob als Pastor oder als einfacher Arbeiter. Aber du musst mich retten. Du musst mich fortbringen. Hier geht meine Seele zugrunde.«
    Zacharias spürte, wie der Brief um ein paar Fingerbreit verrutschte.
    Cornelius starrte ihn an. »Onkel …«, stammelte er, »Onkel …« Eine Weile sagte er nichts anderes, dann setzte er hinzu: »Woher dieser Sinneswandel?«
    Zacharias schluckte. Was nun bevorstand, war der schlimmste Teil seines Plans. Er hoffte, dass seine Stimme nicht zitterte, und er senkte den Blick, um nicht in Cornelius’ Augen sehen zu müssen.
    »Cornelius … mein geliebter Neffe … heute musste ich erfahren, wie vergänglich das Leben sein kann, wie grausam manchmal das Walten des Allmächtigen … Cornelius … mein geliebter Neffe.«
    »Was, um Himmels willen, ist denn geschehen?«
    Zacharias schluckte, dann räusperte er sich. »Ein Fremder brachte Nachricht über Elisa von Graberg. Eine sehr traurige Nachricht. Du musst tapfer sein, Cornelius, sehr tapfer … Ich wünschte, ich könnte sie dir ersparen.«

18. KAPITEL
    D as Klopfen klang durch den ganzen Wald. »Noch drei«, sagte Lukas. Verwundert blickte Elisa zu ihm auf. Bis jetzt war sie sich nicht bewusst gewesen, dass er genauso aufgeregt war wie sie, auch ehrfurchtsvoll vor diesem großen Moment. Doch das Zittern in seiner Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er ebenso lange auf ihn gewartet hatte wie sie – und dass er ihn entsprechend feierlich begehen wollte.
    »Noch zwei!«
    Sie reichte ihm die Dachschindel, und als er sie entgegennahm, trafen sich ihre Augen. Er lächelte triumphierend, ehe er sich abwandte, um die Schindel an den Balken zu hämmern.
    »Noch eine!«
    Wie ein Juchzen klang es nun, und Elisa konnte es nicht verkneifen, dass ihr Tränen der Rührung hochstiegen. Seit sie vor über einem Jahr den Llanquihue-See erreicht hatten, lebte sie mit dem Gefühl, angekommen zu sein. Doch erst jetzt konnte man von einem echten Zuhause sprechen.
    Als Lukas die letzte Dachschindel festnagelte, dachte sie an all die Mühsal, die es gekostet hatte, diese Häuser zu bauen, an die Überwindung, jeden Morgen aufs Neue die Zähne zusammenzubeißen, um ungeachtet von Hunger und Müdigkeit und Schmerzen an das Tagwerk zu gehen.
    Braucht es wirklich diese großen Häuser?, hätte sie manchmal am liebsten gerufen. Genügen uns nicht die Laubhütten?
    Aber sie litt ja selbst darunter, dass durch diese Verschläge aus gespaltenen Baumstämmen unbarmherzig der Wind pfiff, obwohl Annelie in deren Ritzen Moos und Erde gestopft hatte. Und sie erinnerte sich daran, wie herzhaft sie geflucht hatte, als eine dieser Hütten bei Regen zusammengebrochen war. Selten hatte sie sich so verzagt gefühlt wie beim Anblick dieses Bretterhaufens – und der Gedanke, dass wenigstens niemand erschlagen worden war, hatte sie kaum getröstet.
    Doch nun gehörten die schäbigen Hütten der Vergangenheit an; nun würden sie alle in richtigen Häusern leben und für die Mühsal der letzten Monate belohnt werden.
    Das Holz der Bäume am Seeufer war sehr saftreich und ließ sich – zumindest solange es noch weich war – gut behauen. Nachdem es freilich erst einmal getrocknet war, wurde es so hart, dass man nicht einmal mehr englische Nägel einschlagen konnte. Deswegen galt es, gleich nach dem Fällen der Bäume die Äste und Stämme mit Äxten und Rodehauen zu Schindeln zu schlagen, mit denen Lukas nun auch das letzte Haus deckte.
    »Fertig!«
    Behende sprang Lukas vom Dach und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als er stolz sein Werk musterte.
    Die

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