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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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haben alle nicht viel«, gab Lukas zu, um dann entschlossen hinzuzufügen: »Aber für dich reicht es immer.«

    Lukas ließ sich im Steiner-Haus auf die Bank fallen. Genauso wie der wackelige Tisch hatte man sie vor einigen Monaten nur notdürftig geschreinert. Zeit dazu, Stühle mit Lehnen zu bauen, gab es nicht; das Wichtigste für sie alle war, dass die Häuser standen.
    Ungewohnt redselig verkündete Lukas, dass sie eben das letzte Dach, unter dem ab nun die Glöckners leben würden, gedeckt hatten. Meist sprach er nicht viel, und meist hörte ihm, bis auf Elisa, niemand zu, doch heute war das anders.
    Christl hob neugierig den Kopf: »Dann ist jetzt auch das Fest?«, fragte sie.
    Christine runzelte die Stirn. Sie machte sich an der notdürftigen Feuerstelle zu schaffen, deren Rauch die ganze Stube verpestete, obwohl das Fenster dahinter weit geöffnet stand. Fritz hatte erst gestern verkündet, dass sie nun, da alle Häuser gedeckt waren, ordentliche Kamine und Herde mauern sollten. »Wer hat was von einem Fest gesagt?«
    »Alle!«, rief Christl begeistert. »Wenn die Häuser fertig sind, hat Annelie versprochen, werden wir …«
    »Wenn’s ums Feiern geht, hörst du immer ganz genau zu«, fiel Christine ihr schroff ins Wort. »Aber wenn ich dich bitte, mit anzupacken, bist du auf beiden Ohren taub.«
    Anders als Lukas war Elisa stehen geblieben, nachdem sie das Haus der Steiners betreten hatte. Hastig trat sie nun zu Christine, um ihr bei der Zubereitung des Mahls zur Hand zu gehen. Es war selbstverständlich, dass sie hier im Haus häufig Gast war. Und ebenso selbstverständlich war, dass sie stets bei der Hausarbeit mithalf.
    Der Eintopf, den Christine in einem Kessel rührte, war mehr als dürftig: Die Bohnen und Linsen, die die Männer letztens aus Melipulli mitgebracht hatten, waren längst zur Neige gegangen, genauso wie das getrocknete Fleisch und Salz. Ein einziges Mal erst hatten sie Zucker und Kaffee bekommen, und Christine hatte beides bewacht wie einen prächtigen Schatz.
    Peter Wirth, ein Beauftragter von Franz Geisse, der wiederum seit kurzem der Intendant des Kolonisationsagenten Rosales war, händigte den Männern in Melipulli nicht nur die Rationen aus, sondern rechnete mit großer Akribie vor, wie viel diese kosten würden und sie in den nächsten sechs Jahren zurückzahlen müssten. Mal waren es 9,3 Pesos pro Ration, dann wieder nur 9,1 oder 9,7.
    »Wir müssten weniger lang warten, würde er einfach nur einen Durchschnittswert benennen«, meinte Fritz des Öfteren mürrisch.
    Elisa beugte sich über den Kessel und sah, dass Christine Kartoffeln und Kraut klein geschnitten hatte und nun mit etwas Wasser aufkochte.
    Allein der Anblick der Kartoffelscheiben verstärkte Elisas Rückenschmerzen, erfüllte sie jedoch auch mit Stolz. Sie sah sich vor sich, wie sie vor einigen Wochen stundenlang auf der Erde gekniet war, mit der Hacke in den Boden geschlagen und schließlich mit bloßen Händen darin gewühlt hatte, um die Kartoffeln auszugraben – jede einzelne so kostbar wie ein Goldstück. Selbst wenn sie wusste, dass die Erde nichts mehr hergeben würde, grub sie noch tiefer, und wenn sie später mit gefüllter Schürze und schwarzen Händen zurückkehrte, fühlte sie sich, als hätte sie eine siegreiche Schlacht geschlagen und den Feinden wirklich alles abgerungen.
    »Wo ist Poldi?«, fragte Elisa. Alle Steiners waren in der Stube versammelt, nur der jüngste Sohn nicht.
    »Was weiß ich, wo er sich wieder herumtreibt!«, murrte Christine. »Wahrscheinlich isst er bei den Glöckners. Barbara hilft er ja lieber als seiner eigenen Mutter.«
    Elisa ging nicht darauf ein, sondern wollte diese fehlende Hilfe wettmachen. »Lass mich das machen!«, sagte sie leise, und Christine übergab bereitwillig den großen hölzernen Löffel, um ihr das Umrühren zu überlassen.
    »Was ist nun mit dem Fest?«, fragte Christl.
    »Was ist nun mit dem Mitanpacken?«, höhnte Lenerl.
    »Da redet die Richtige! Fürs Beten hältst du ja auch ständig inne.«
    Sie wurde von Fritz oft dafür gerügt, dass sie so langsam arbeitete, und sie hielt dagegen, dass sie zwischendurch beten würde. Die einen glaubten es ihr und hielten sie für fromm; anderen galt sie als träge, wenngleich sie das besser zu tarnen wusste als ihre Schwester.
    »Du willst ja nur ein Fest feiern, um Viktor Mielhahn schöne Augen zu machen!«, lästerte Lenerl.
    »Das ist nicht wahr!«, zischte Christl, wurde jedoch sichtlich rot vor

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