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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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abgehandelt hatte, nein, nicht mit besagtem Weizen, sondern weil sie ihm mit irgendeinem Kraut, das am See wächst, ein Hühnerauge oder Ähnliches geheilt hat … Ich weiß es nicht genau. Jetzt bete ich nicht nur darum, dass dieser Brief Dich erreicht, sondern auch, dass er auf dem Wege möglichst heil bleibt.
Viel habe ich nun über mich und unser hartes Leben hier geschrieben und bislang keine Zeile mit der Frage verloren, wie es Dir ergangen ist. Sei vergewissert: Ich denke oft darüber nach und halte immerzu an der Hoffnung fest, dass das Schicksal es gut mit uns meint und uns zusammenführt, sobald wir bewiesen haben, dass wir genügend Geduld und Zähigkeit aufbringen.
Ich habe versprochen, auf Dich zu warten – und das tue ich immer noch, Cornelius. Jeden Tag, jede Stunde.
Deine Elisa
    Pastor Zacharias ließ den Brief sinken. In seinem Kopf hämmerte es noch stärker als zuvor, kalt stand der Schweiß in seinem Nacken.
    Elisa von Graberg.
    Cornelius hatte nie über sie gesprochen, aber Zacharias hatte insgeheim geahnt, dass er oft an sie dachte, sich fragte, was aus ihr geworden war, und sich Sorgen machte, ob es ihr auch wohl erginge. Cornelius machte sich immer um andere Menschen Sorgen, gottlob auch um ihn. Leider reichten sie nicht aus, um ihn endlich aus diesem verfluchten Land wegzubringen.
    In den letzten Monaten erwies er sich auch den Indianern gegenüber als ungemein fürsorglich. Eigentlich hießen sie nicht Indianer. Man sprach von ihnen als Araukaner, Mapuche oder Huilliche. Es hieß, sie würden in einem Land leben, das vom Río Bío Bío bis zum Toltén reichte und vom Toltén bis nach Melipulli. Er hatte keine Ahnung, wie groß dieses Gebiet war und wie viele Indianer – wie sie denn auch heißen mochte – es dort gab. Anders als sein Neffe wollte er nichts mit ihnen zu tun haben, nicht unbedingt, weil sie Indianer waren, sondern weil sie in diesem verfluchten Land lebten und er mit niemandem hier zu tun haben wollte.
    Pastor Zacharias fuhr zusammen. Wieder hatte es an der Tür gepocht, genauso unerwartet wie vorhin. Siedend heiß schoss ihm Blut ins Gesicht. Seine Hände zitterten, vor allem die, die den Brief hielten. Er hob ihn noch einmal hoch, die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Nur Elisas Namen konnte er deutlich lesen.
    Elisa von Graberg … wenn Cornelius nur wüsste … Aber Cornelius wusste es nicht, denn er war nicht hier gewesen, um den Brief entgegenzunehmen. Er war bei den Mapuche, wie so oft … Hatte er nicht häufig von diesem jungen Mann berichtet, wie hieß er noch? Quidel?
    »Ja, ja«, hatte Zacharias stets knapp bekundet, wenn Cornelius von den Plänen berichtete, den Mapuche beim Handel zu helfen. Manche von ihnen trieben Ackerbau und Viehzucht, lebten jedoch mehr schlecht als recht davon; zu ausgelaugt war der Boden, zu unzureichend ihre Erfahrungen, ihn zu düngen. Sie kannten allerdings das Land besser als die Spanier, wussten um jeden Winkel, jeden Weg, jeden Maultierpfad. Selbst dort, wo keine Karren und Wagen mehr fahren konnten, fanden sie sich noch zurecht. Zielsicher steuerten sie auf dem Fluss Futa kleine Boote und sogenannte »Canoas«, ohne in die gefährlichen Strudel zu geraten. Wer wäre deshalb besser geeignet, die unterschiedlichsten Güter durchs Land zu transportieren als sie – aus dem Inneren nach Valdivia und von hier bis über die Anden nach Argentinien?
    Ja, das hatte Cornelius ihm erzählt. Auch, dass einige der Indianer bereits ihre Stärken erkannt hatten und mit Salz handelten, jedoch oft um eine gerechte Bezahlung betrogen und mit Branntwein abgefertigt wurden, nicht nur von den Spaniern, auch von den Deutschen hier.
    Das Klopfen, das von der Tür kam, tat Zacharias körperlich weh. Er keuchte.
    Was war denn heute nur los?
    Würde etwa einer dieser Mapuche es wagen, hierherzukommen?
    Mehrmals hatte Zacharias diesen Quidel gesehen. Cornelius hatte ihn hierher mitgebracht, um ihm die deutsche Sprache zu lehren, vor allem aber, wie man Geschäfte machte, ohne sich übers Ohr hauen zu lassen, wie man Forderungen stellte und auf diesen beharrte, welche Preise angeraten waren und welche nicht.
    Zacharias hatte Angst vor Quidel gehabt, unglaubliche Angst.
    Das Klopfen verstummte; er glaubte schon erleichtert, dass der ungebetene Besucher es aufgegeben hatte. Doch dann erklang eine unangenehme, schrille Stimme: »Ich weiß, dass Sie da sind, ich höre Sie atmen.«
    Es war Rosaria. Nur Rosaria. Vor ihr hatte er immerhin keine

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