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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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als er Stimmengemurmel hörte.
    Quidel kam ihm nach; Greta dagegen war auf der eigenen Parzelle zurückgeblieben. Eben noch hatte nichts ihn aufhalten können, nun schaffte Cornelius es kaum, den Fuß zu heben.
    Ich darf ihr diesen Tag nicht zerstören, ich darf es nicht.
    Es war der erste vernünftige Gedanke, der in ihm aufstieg. Es folgte kein weiterer, keine Entscheidung, was jetzt zu tun war, nur Leere, tiefe Leere, und zugleich das Gefühl, magisch von dem Haus und von der Gruppe an Menschen, die sich davor versammelt hatte, angezogen zu werden.
    Er löste sich aus der Starre, ging darauf zu; das dichte Gras dämpfte seine Schritte.
    Er erkannte die meisten Gesichter, die Geschwister des Bräutigams, seine Eltern, Vater und Stiefmutter der Braut …
    Fröhlich und heiter klangen die Stimmen, die ihn erreichten – nur eine nicht.
    »Und wieder eine Frau unter die Haube gebracht«, hörte er sie sagen – Jule Eiderstett. »Damit Christine eine Dienstmagd hat und Richard bald einen Enkelsohn. Wobei für dich im Zweifelsfalle mehr zählt, dass der werte Gatte zufrieden ist, nicht die Alte.«
    »Hör auf, so zu reden!«, zischte Annelie von Graberg. Auf dem Schiff hatte Cornelius sie fast immer nur liegend gesehen oder erschöpft an ihren Mann gelehnt. Hier stand sie aufrecht, mit zwar ausgezehrter Gestalt, aber stolz gestrecktem Rücken.
    »Bis jetzt wurden lediglich ihre Arbeitskräfte an deinen trübsinnigen Gatten verscherbelt«, hörte Jule nicht zu lästern auf, »aber das war wohl zu wenig. Jetzt muss es auch noch das Lebensglück sein. Aber bitte, es ist deine Sache. Ich mische mich nicht ein.«
    »Hör auf, so zu reden!«, wiederholte Annelie, diesmal deutlich lauter.
    Einige der Versammelten drehten sich zu ihnen um, und im gleichen Augenblick fiel Jules Blick auf Cornelius. Er fühlte, wie er errötete, als wäre es schamlos, ausgerechnet jetzt zu erscheinen – obwohl er doch nichts dafür konnte, obwohl er doch nicht gewusst hatte, dass Elisa heiraten würde …
    Jule zupfte an Annelies Ärmel und deutete in seine Richtung. »Mir musst du nichts erklären, meine Gute. Aber vielleicht diesem jungen Mann hier.«
    Annelie riss die Augen auf und erbleichte, als sie ihn sah. Erst viel später fragte er sich, warum sie sein Anblick derart erschreckte. In diesem Moment beachtete er sie gar nicht. Der Kreis lichtete sich. Er sah die Braut – und sie ihn.
    Oft hatte er sich ihr Wiedersehen ausgemalt, vor allem in den letzten Stunden, hatte überlegt, ob Vertrautheit überwiegen würde, sie aufeinander zulaufen und in die Arme fallen würden oder doch die Fremdheit vorherrschte, weil sie einander so lange nicht gesehen hatten.
    Als ob Elisa ihm jemals fremd sein könnte!
    Das begriff er jetzt und konnte doch nicht auf sie zulaufen und sie in die Arme nehmen, denn sie stand neben einem Mann – ihrem Mann.
    Wie schön sie war! Ihre Haare, die sie ohnehin nie wirklich hatte bezähmen können, fielen lockig und glänzend über ihren Rücken. Ein Kranz aus roten und gelben Blumen lag auf ihrem Kopf. Von dunklem Grau war ihr Kleid, schlicht, aber sauber. Ihre geschwungenen Lippen waren leicht geöffnet, ihre Wangen sanft gerötet – nur ihre Augen waren nicht Elisas Augen. Keine Spur war da von dem neugierigen, offenen, warmen Blick, unter dem er sich immer so lebendig gefühlt hatte. Sie sah ihn so starr an, als wäre sie blind, ja als wolle sie blind sein.
    Schweigen hatte sich um sie ausgebreitet; eine Stimme klang deutlich hervor. Magdalena Steiner, die ihn als Einzige nicht hatte kommen sehen, trat zu Elisa und hauchte ihr einen Kuss auf die Wangen. »Jetzt bist du meine Schwester. Gott segne euren Bund.«
    Sie verstellte seinen Blick auf Elisa, und Cornelius konnte gar nicht anders, als den Mann an ihrer Seite zu betrachten – Lukas Steiner, der auf dem Schiff immer im Schatten seiner Brüder gestanden hatte und von dem er so gut wie gar nichts wusste. Poldi war frech und abenteuerlustig, Fritz war ernsthaft und pflichtbewusst, aber wie war Lukas?
    Höflich musste er sein, sonst würde er nicht lächelnd auf ihn zutreten und den ungebetenen Gast freundlich begrüßen.
    Er weiß gar nicht, was gerade geschieht, schoss es Cornelius durch den Kopf. Er hat eine Frau geheiratet, ohne zu wissen, wen sie liebt … wen sie geliebt hat.
    Vielleicht liebte sie ihn gar nicht mehr, vielleicht hatte sie es in den harten Jahren, die hinter ihr lagen, verlernt.
    Er wusste, dass er etwas sagen sollte, zu Lukas,

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