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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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abkühlte, fielen erste Worte.
    »Jule hat mich vorhin so seltsam angesehen, als ich mich vom Fest fortgestohlen habe«, murmelte Barbara.
    Sie klang ungewohnt bedrückt, obwohl sie ansonsten nie ihre wahren Gefühle verriet. Die Freuden ihrer heimlichen Liebe teilten sie gemeinsam – mit der Last, die sie trugen, weil die eine Mann und Tochter hinterging, der andere die Ehefrau, musste jeder selbst fertig werden.
    »Jule sieht jeden auf diese Weise an. In Wahrheit, so scheint’s, verachtet sie uns doch allesamt.«
    »Sie blickte nicht verächtlich, eher wissend …«, Barbara zuckte mit den Schultern. »Denkst du, es ist jemals einem aufgefallen, dass wir regelmäßig verschwinden?«, fragte sie schließlich.
    Poldi schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Taddäus war es doch immer gleich, was du tust und sagst und denkst.«
    Barbara seufzte. Er wusste, dass es ihre größte Sorge war, Taddäus würde von ihrer heimlichen Leidenschaft erfahren. Auch wenn diesem die einstige Schwärmerei seines späteren Schwiegersohnes nicht entgangen war und er sie halb gönnerhaft, halb gutmütig belächelt hatte, schien ihm nie ernsthaft der Gedanke gekommen zu sein, dass diese Gefühle diesen zu mehr trieben als zu verstohlenen Blicken und schamhaftem Erröten, vor allem aber: dass Barbara sie erwidern könnte.
    Besonders seit Poldis Hochzeit mit Resa behandelte Taddäus ihn so, wie er alle Menschen behandelte: immer höflich, meist wortkarg, danach urteilend, wie tüchtig der andere sein Tagwerk verrichtete, nicht, welche Wünsche, Sehnsüchte und Hoffnungen ihn dabei antrieben.
    »Nein«, bekräftigte Poldi, »Taddäus weiß sicher nichts von uns. Und Resa ist voll und ganz mit den Kindern beschäftigt.«
    Er löste sich von ihr und schloss seine Hosen. Prüfend fuhr er sich durchs Haar, um Blätter und Ästchen zu lösen, die darin hängengeblieben war.
    »Du … du solltest ihr mehr helfen«, murmelte Barbara.
    »Pah!«, machte er leichtfertig. »Das will sie doch nicht. Ihr gehört das Haus und mir das Feld – so sieht sie das selbst.«
    Barbara blieb am Baumstamm gelehnt stehen. »Und dir kommt das gerade recht, nicht wahr? Wie es ihr geht, ist dir doch gleich. Hauptsache, du musst dir nicht zusätzliche Arbeit aufbürden.«
    »Sprichst du als gestrenge Schwiegermutter zu mir, die sich um die Tochter sorgt? Wenn du eine solche wärst, dann dürftest du nicht hier sein!«
    Ungewohnt giftig geriet sein Tonfall, obwohl es ihm im nächsten Augenblick leidtat. Manchmal neckten sie sich, manchmal stritten sie sich, manchmal schien es, als würden sie sich hassen. Und dann hatte es auch ganz nüchterne, stille Momente zwischen ihnen gegeben, in denen beinahe die Einsicht überwogen hatte, so nicht weitermachen zu können. Schweigend hatten sie sich angesehen, voneinander gelöst und waren ein jeder seines Weges gegangen, entschlossen, sich nicht wieder zu treffen. Doch nicht lange danach waren sie erneut zueinander getrieben worden – von der Lust auf ihre Körper und von der Lust, etwas Verbotenes, Heimliches zu tun.
    Kurz schien Barbara getroffen, doch die Kränkung währte nicht lange. Sie löste sich von dem Baumstamm, trat auf ihn zu und berührte sachte seine Hand. Vielleicht war es als Beschwichtigung gemeint – er deutete es anders. Eben noch schien sämtliche Gier gesättigt, nun erwachte sie abermals. Mit einem keuchenden Stöhnen packte er sie fester und schob sie zurück zum Baum. Er riss ihr die Schürze vom Leib, zerrte an ihrem Ausschnitt, um ihre nackten Brüste zu packen – und hielt plötzlich inne.
    Barbara erstarrte unter ihm. Sie hatte das Geräusch auch gehört. Beide lauschten angestrengt in den Wald.
    »Was ist das?«, entfuhr es ihr.
    Schritte kamen näher, oder nein, keine Schritte: vielmehr Getrampel, nicht von Menschenfüßen, sondern von Pferden. Ihre Gemeinschaft besaß mittlerweile drei davon – ein Luxus, an den in den Anfangsjahren nicht zu denken gewesen war. Sie wurden sorgfältig behandelt; niemand durfte eines reiten, wenn sich nicht alle dafür aussprachen. Dieses Getrampel klang jedoch nicht nach ein, zwei Tieren, sondern nach einer ganzen Horde. Und dann hörten sie das Geschrei, wild, gellend, wütend. Es klang nicht nach Lauten von Menschen, sondern von wild gewordenen Tieren.
    »Mein Gott!«
    Ihre Blicke trafen sich, dann liefen sie los. Im Rennen band Barbara sich die Schürze zu. Äste knackten, Schlamm spritzte hoch, nass tropfte es von den Bäumen. Dann hatten sie

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