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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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genügte, sie beide wegzustoßen – Magdalena so fest, dass sie zu Boden fiel. Elisa sah noch, wie sich das Katherl – ausnahmsweise nicht lachend – über die Schwester beugte, dann hatte der Mann sie schon ins Freie gezerrt. Das Zetern der Mapuchefrau verstummte, vielleicht aus Empörung, vielleicht aus Angst.
    Nachdem sie ihm zunächst wehrlos gefolgt war, versuchte Elisa, sich zu befreien, und schrie laut um Hilfe. Doch der Mann brach sämtlichen Widerstand brutal, indem er sie plötzlich nicht länger am Arm, sondern am Haar mit sich zog. Der Schmerz trieb ihr Tränen in die Augen, als er ihr büschelweise Strähnen ausriss. Aufheulend sackte sie in die Knie, doch das führte nur dazu, dass er sie noch gröber mit sich zerrte.
    Eine Weile bestand ihre ganze Welt lediglich aus Schmerz, Angst und Dunkelheit.
    Sie hatte ihre Augen fest geschlossen, und als sie sie endlich wieder öffnete, war das Bild vor ihr verschwommen. Weit und breit waren weder Menschen noch Tiere, noch Rucas zu sehen. Er hatte sie in einen Wald mit einem Teppich aus trockenen Nadeln gebracht. Spitz gruben sich einige in ihre Fußsohlen, als er endlich ihre Haare losließ und sie zu Boden schleuderte.
    Rasch wälzte sie sich herum und strich sich das Haar aus dem Gesicht. Ihre Kopfhaut brannte wie Feuer, als sie angstvoll ihren Blick hob.
    »Was starrst du mich so an?«, fuhr er sie an. »Das ist es doch, was du von meinesgleichen erwartest!«
    Sie war sich nicht sicher, ob sie seine Worte richtig verstanden hatte. Beherrschte er tatsächlich ihre Sprache? Nie hatte sie ihn auf Deutsch reden gehört, aber vielleicht hatte ihm das bis jetzt nur der Stolz verboten, nicht das Unvermögen.
    Schon fuhr er fort: »Der Kazike hat mich nicht anhören wollen, sondern hat mich einfach weggeschickt. Den Überfall hielt er für einen Fehler, pah! Und zuletzt hat er lieber auf den gehört, der mit den Weißen kam. Aber es ist kein echter Mapuche, wer mit dem Feind paktiert.«
    Nur langsam drangen seine Worte zu Elisa. Quidel … vielleicht sprach er von Quidel …
    Das sanfte, ernste Gesicht des meist schweigsamen Mapuche stieg vor ihr auf. Womöglich hatte er die anderen Männer hierhergeführt, verhandelte eben um ihre Freilassung … was dieser andere Mann um jeden Preis verhindern wollte.
    Sie wollte sich aufrichten, doch in diesem Augenblick traf sie schmerzhaft seine Faust auf der Brust. Ihr Atem setzte aus.
    »Rühr dich nicht!«, fuhr er sie an. In seinen eben noch kalten Blick trat ein gefährliches Glimmen. Erst in diesem Moment bemerkte sie, wie er an seinen Beinkleidern nestelte, und sie begriff, was er vorhatte.
    »Bitte nicht!«, flehte sie und versuchte wieder, auf die Beine zu kommen. Erneut schlug er auf sie ein, diesmal nicht ganz so fest, doch abermals blieb ihr die Luft weg, als er sich nun auf sie warf, zuerst ihr Gesicht in die Hände nahm, um jedes Fleckchen ihrer weichen Haut abzutasten, schließlich tiefer wanderte, gewaltsam ihre Schenkel spreizte.
    »Nicht!« Ihre Stimme hatte jede Kraft verloren, war kaum lauter als ein Hauch.
    »Darum wurde mein Bruder kaltblütig erschossen. Weil er eine Weiße geschändet haben soll! Aber das hat er nicht getan, und weißt du auch, warum nicht?«
    Drohend beugte sich sein Gesicht über ihres. Sie spürte seinen heißen Speichel. »Weil er weiße Frauen verachtet hat! Weil er sie hässlich fand! Nie hätte er eine genommen, die von denen abstammt, die unser Land besetzt haben.«
    Elisa wollte um sich schlagen, doch er packte ihre Handgelenke und drückte sie über ihren Kopf in die Erde. »Es tut mir leid, für deinen Bruder«, stammelte sie.
    »Es soll wenigstens einen Grund geben, warum er ermordet wurde!«
    Mit einem grimmigen Aufschrei schlug er ihr ins Gesicht. Sie wusste nicht, wie oft, nur, dass sie das Gefühl hatte, ihre Haut würde zerreißen. Als ihr Kopf endlich still lag, bohrten sich die Nadeln in ihren Nacken.
    Eine Weile konnte sie nur starr liegen; sie merkte kaum, wie er an ihren Röcken riss, sie hochschob, die nackte Haut befingerte. Warm floss etwas über ihr Kinn, vielleicht Speichel, vielleicht Blut. Als sich seine Finger in ihre Oberschenkel krallten, kehrten die Kräfte zurück. Ihre Hände waren nun frei, und sie schlug erneut auf ihn ein. Er lachte nur trocken auf, quetschte seinen Körper noch gieriger an ihren.
    Ihre Hände boxten ins Leere, sie vermeinte, unter seinem Gewicht zu ersticken. Als der gleißende Himmel sich über ihr verdunkelte, war sie sich

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