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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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blühte. Und dort … dort schloss er Feuerblume in die Arme.«
    Elisa schloss Ricardo in die Arme, noch fester als je zuvor. Nie, nie wieder wollte sie ihn loslassen, ihn an keine der dunklen Schicksalsmächte verlieren!
    Er atmete ruhig und fest, zumindest solange es dunkel war. Im Morgengrauen lösten sich plötzlich seine verkrampften Fäuste, seine Lider zuckten. Er weinte nicht mehr, schien keine Angst mehr vor den Dämonen zu haben, die das Bett umlauerten. Als am Vormittag erstmals die Sonne hinter den Wolken hervorkam, als erstes wankelmütiges Zeichen, dass irgendwann wieder der Frühling kommen und das Leben weitergehen würde, war er bereits tot.

30. KAPITEL
    A lle kamen sie, um sie zu trösten, jeder auf seine Art und jeder, ohne wirklich zu Elisa durchzudringen. Kein warmes Wort, keine liebevolle Berührung erreichten sie. In den letzten Tagen hatte sie geglaubt, dass es nur mehr Ricardo und sie gäbe – nun war sie ganz allein.
    Lukas hörte auf, die Vorratskammer auszubessern, und verkündete stattdessen, vom Husten geplagt, dass er dem toten Kind eigenhändig einen Sarg zimmern wollte.
    »Leg dich ins Bett, sonst holst du dir den Tod«, sagte Elisa. Ihre Stimme war tonlos, wie die einer Fremden, und eigentlich war es ihr gleich, was er tat.
    »Er wird nicht einfach in einen Fetzen Leinen gehüllt«, erklärte Lukas beinahe trotzig, »er wird einen Sarg bekommen.«
    Für Elisa war es undenkbar, dass ihr kleiner Ricardo begraben werden sollte – ob in einem Sarg oder nicht. Er lag in der Stube aufgebahrt, und Elisa blieb an seiner Seite, auch wenn sie sich nicht überwinden konnte, ihn noch einmal zu berühren. Magdalena betete unermüdlich für ihn, und selbst Christl, die sich immer über die fromme Schwester lustig gemacht hatte, saß über Stunden an ihrer Seite und murmelte mit ihr.
    Elisa konnte nicht beten. Mit einem Ausdruck der Verwirrung starrte sie auf die Steiner-Schwestern und die anderen Frauen, die kamen, um dem Kleinen die letzte Ehre zu erweisen – und hatte das Gefühl, dass es nichts mit ihr zu tun hätte, ja, dass sie sich um ein fremdes Kind scharten.
    Sie merkte kaum, dass Lu und Leo sich mit Resas Töchtern zankten und sich schließlich sowohl von Christine als auch von Jule schallende Ohrfeigen einfingen. Und sie bemerkte ebenso wenig, wie sie kleinlaut zur Mutter geschlichen kamen und sich auf ihren Schoß setzten.
    Ganz kurz überkam sie eine Ahnung von Wärme, aber diese erlosch sofort. Sie wusste, dass sie etwas sagen sollte, über ihre Gesichter streicheln, dankbar sein, weil sie noch gesund und munter waren, aber sie rührte sich nicht. Irgendwann lösten sich die beiden von ihr und wagten sich nicht wieder in ihre Nähe.
    »Ich habe meine Kinder schon viel früher verloren«, sagte Annelie leise, »aber ich weiß, wie es sich anfühlt. Es gibt keinen Trost.«
    Elisa zuckte nur die Schultern.
    »Du bist eine starke Frau, du wirst es überwinden«, sagte Christine.
    Abermals zuckte Elisa nur mit den Schultern.
    Irgendwann kam auch Poldi, um ihren Kummer zu teilen. »Es tut mir so leid«, sagte er, und dann begann er zögernd, die Melodie eines Kinderliedes zu summen. Elisa stiegen Tränen auf, die ersten seit Ricardos Tod. Aber sie schluckte sie. »Sei still!«, fauchte sie ihn an, und Poldi verstummte.
    Schließlich wagte keiner mehr, mit ihr zu reden. Das einzige Geräusch, das in die Stille drang, war Lukas’ Hämmern, als er den Sarg zimmerte.
    Elisa ertrug es nicht. Sie hielt sich die Ohren zu, floh zum ersten Mal vom toten Ricardo und lief weg, immer tiefer in den Wald hinein. Erst als der Schlamm bis zu ihren Knien schwappte, drehte sie wieder um. Sie konnte sich nicht überwinden, nach Hause zurückzukehren, sondern verkroch sich in einem der Ställe, als es dämmerte – der Einzige, der beim Überfall der Mapuche heil geblieben war. Sie kletterte auf den Heuboden, ließ sich einfach fallen und vergrub ihr Gesicht im klammen, laschen Heu.
    »Geh weg!«, schrie sie, als sie Schritte hörte. Sie stammten von Annelie, die ihr sagte, sie müsse doch etwas essen.
    »Geh weg!«, schrie sie nochmals – und Annelie ging.
    Nach einer Weile ertönten wieder Schritte. Sie setzte sich auf, rüstete sich, auch diesen ungebetenen Gast zu verjagen. Doch als sie erkannte, dass es Cornelius war, der zu ihr hochkletterte und sich neben sie ins Heu setzte, hatte sie keine Kraft, ihn fortzuschicken. Nicht ihn.
    Sie ließ sich erneut ins Heu sinken, starrte hoch zur

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