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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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dazwischen. »Es geht hier um keinen Mord. Greta wird überleben. Und dann … und dann …«
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, aber Resa hörte ohnehin nicht auf sie. Sie warf Poldi einen letzten vernichtenden Blick zu, dann stapfte sie von dannen. Barbara kaute unruhig auf ihren Lippen.
    »Ja«, bekräftigte Annelie und versuchte, zuversichtlicher zu klingen, als ihr zumute war. »Greta wird überleben. Es wird alles gut. Und deswegen, liebe Leute, ist es nun Zeit für euch, nach Hause zu gehen. Ihr könnt hier nichts tun.«
    Niemand rührte sich. Magdalena hatte sich zu ihrer Mutter gesetzt. Poldi wirkte nicht länger trotzig, sondern hilflos – wohl, weil er nicht wusste, wohin er gehen sollte. Barbara ging es gleich. Einzig Christl verzichtete darauf, noch weiter auf die beiden einzuhacken, sondern trat zu Jacobo, um ihn mit sich zu ziehen, was wiederum Poldis Töchter vor die schwierige Entscheidung stellte, ob sie ihm folgen oder lieber nach ihrer Mutter sehen sollten.
    »Greta lebt also«, knurrte Poldi. »Und wer freut sich darüber?«
    Niemand, dachte Annelie.
    Christl hatte nach wenigen Schritten innegehalten. »Seht doch!«, rief sie und deutete auf den See. »Zumindest sie wird sich freuen! Ihre Tochter!«
    Annelie folgte ihrem Blick und sah ein Boot über den See kommen. Als sie erkannte, wer darin saß, seufzte sie erleichtert. Elisa kehrte mit Manuel und Emilia zurück.

    Die Kleidung klebte an Elisas Haut. Die Rückreise war nicht ganz so anstrengend und so lange gewesen wie der Ritt dorthin – ein englischer Wollfrachter hatte sie von Valparaíso nach Corral mitgenommen. Dennoch waren genügend Strapazen zusammengekommen, um sämtliche trübe Gedanken an Cornelius zu vertreiben und einzig den Wunsch bestehen zu lassen, endlich heimzukehren.
    Emilia und Manuel, obwohl so viel kräftiger, schien es ähnlich zu ergehen. Beide wirkten müde, auch wenn Manuel es nicht zeigen wollte. Beinahe trotzig kümmerte er sich um Emilia, fragte ständig, ob sie etwas brauche oder wolle, bis Emilia ihm schließlich ungeduldig über den Mund gefahren war und gemeint hatte, er solle sie nicht wie ein kleines, hilfloses Kind behandeln. Manuels Bemühungen hatte das keinen Abbruch getan. Mit aller Macht schien er beweisen zu wollen, dass er gut auf sie aufpassen konnte – den Ereignissen in Valparaíso, da er als ihr Beschützer schmählich gescheitert war, zum Trotz. Seine Fürsorglichkeit rührte Elisa – genauso wie Emilias Trachten, sich stark zu zeigen. Lange hatte sie darum gekämpft, keine Nähe zu ihr zuzulassen, doch seit sie die Wahrheit kannte, war es so leicht, dem Mädchen das Herz zu öffnen. In den letzten Tagen hatte sie so viele eigene Wesenszüge in Emilia entdeckt: eine gewisse Unbeherrschtheit, die Entschlossenheit, das Leben anzupacken, und die Sturheit, sich Schwäche und Unbehagen nicht anmerken zu lassen.
    »Bald sind wir da«, versuchte Manuel, sie aufzumuntern, »bald sind wir da.«
    »Mir geht es gut!«, erklärte Emilia stolz, wohingegen Elisa insgeheim einen Stoßseufzer ausstieß. Endlich ankommen. Sich waschen und stärken. Sich …
    Als ihr Blick auf ihre Siedlung fiel, erkannte sie allerdings sofort, dass ans Ausruhen nicht zu denken war. Wieder seufzte sie, diesmal nicht erleichtert, sondern weil sie sich von der Menschentraube, die sich am Seeufer versammelt hatte, schlichtweg überfordert fühlte. Sie hatte so gehofft, unbemerkt anzukommen und die drängenden Fragen erst viel später zu beantworten! Doch als das Boot anlegte, stürmten alle auf sie zu.
    »Was ist denn hier los?«, fragte Manuel verwirrt. Emilia duckte unwillkürlich ihren Kopf.
    Schon setzte Stimmengewirr ein. Fragen gingen durcheinander, wo sie gewesen seien, warum Manuel und Emilia die Siedlung überhaupt verlassen hätten, und alsbald vermischten sie sich mit aufgeregtem Getuschel, gar nicht vorstellen könnten sie sich, was hier passiert sei, Greta und Poldi und Barbara …
    Elisa lauschte verwirrt und verstand kein Wort. Endlich löste sich Annelie aus der Menge, beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas zu. Elisa begriff zunächst nicht, warum sie es nicht laut sagte; doch als ihr der Sinn der Worte aufging, erkannte sie, dass Annelie Emilia schonen und ihr erst später in Ruhe mitteilen wollte, was der Mutter widerfahren war.
    Elisa wurde noch verwirrter. Greta war mit einem Stück Holz zusammengeschlagen worden? Sie hätte daran sterben können? Aber wer sollte dergleichen tun und

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