Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
Vom Netzwerk:
ausgelaugt sein – und so verloren in der Fremde.«
    Das Lächeln verzerrte seinen Mund. Elisa war sich nicht sicher, aber sie hatte den Eindruck, dass es ein wenig verächtlich geriet.
    Jule hatte sich erhoben und stützte ihre Hände in die Hüften. »Soso«, rief sie, »Sie wissen also, wie wir uns fühlen. Hat Ihr Schiff auch gebrannt? Haben Sie auch sämtlichen Besitz auf der Reise verloren?«
    »Das nicht«, gab Konrad Weber zu. »Aber in Valdivia hat uns niemand an die Hand genommen. Wir standen vor dem Nichts und mussten uns erst mühsam unsere Existenz aufbauen.«
    »Aber man hat uns doch Land zugesagt! Viel Land, fruchtbares Land!« Nun erhob sich auch Jakob Steiner, den Elisa bisher kaum je etwas sagen gehört hatte. »Ein gewisser Bernhard Eunom Philippi hat uns nach Chile eingeladen. Gewiss wird er sich nun um uns kümmern!«
    »Tja«, Konrad Weber zuckte mit den Schultern; aus dem verächtlichen Ausdruck wurde ein höhnischer. »Ich fürchte, Herrn Philippi wird das nicht möglich sein. Er ist tot. Seit einigen Wochen mittlerweile. Er ist durch die Magallanstraße gereist und nicht mehr wiedergekehrt. Wahrscheinlich wurde er von den Indianern erschlagen. Verdammtes Pack, diese Rothäute.«
    Entsetztes Raunen ging angesichts der bestürzenden Nachricht durch den Raum. »Das ist doch nicht möglich!«, rief einer der Männer aus, während zwei Frauen in Tränen ausbrachen. Auch Jule, die eben noch stolz vor Konrad Weber gestanden war, wich unwillkürlich zurück und tauschte ausgerechnet mit Christine Steiner einen entsetzten Blick. Erstmals seit Stunden streichelte diese nicht mehr über Katherls Gesicht, sondern reichte das reglose Kind Fritz und erhob sich ebenfalls.
    »Aber es muss doch jemand für uns zuständig sein!«, rief sie. Das Raunen bestärkte sie.
    Elisa biss sich unruhig auf die Lippen.
    Bernhard Philippi.
    Das war der Name, den auch die verstorbene Mutter so oft genannt hatte. In den Auswandererjournalen war zu lesen gewesen, dass er bislang unerforschte Gebiete in Chile entdeckt hatte, so weitreichend, dass die Chilenen allein sie niemals urbar machen und besiedeln konnten. Zu diesem Zweck hatte er der Regierung vorgeschlagen, deutsche Einwanderer ins Land zu holen.
    »Tja«, meinte Konrad Weber wieder. »Franz Kindermann, auch ein Landsmann, hätte sich nun der Auswanderer annehmen sollen. Aber er hat sich mit Chiles Regierung überworfen und seitdem gar nichts mehr zu sagen. Jetzt ist Vicente Pérez Rosales der Auswanderungsagent. Wenn er hier wäre, würde er euch wohl nach Melipulli schaffen. Viele der Schiffe aus Hamburg, die letztens in Corral eingetroffen sind, sind gleich dorthin weitergesegelt.«
    Wild gingen die Stimmen nun durcheinander.
    »Dann sollten wir das auch tun!«
    »Wie weit ist es bis nach Melipulli?«
    »Und Herr Rosales weist uns dort dann unser Land zu?«
    Konrad Weber unterbrach die aufgeregten Menschen nicht, kaute nur nachdenklich auf den Lippen. Erst als die Rufe erstarben, schaltete er sich wieder ein.
    »Geht besser nicht nach Melipulli! Ich würde es euch zumindest nicht raten, wenn ich euch denn etwas raten darf.« Er lachte auf, was Elisa nicht nur unpassend schien, sondern was in ihren Ohren schäbig klang. »Melipulli ist elendes Dreckloch, so viel steht fest«, fuhr er fort. »Soll mal eine Stadt werden … eine deutsche Stadt. Aber bis jetzt ist noch nicht viel davon zu sehen, nur ein paar Baracken, oder besser: ein paar Holzbretter, die man aneinandergenagelt hat. Durch die Türen muss man kriechen, Fenster haben sie keine und schon gar keinen gestampften Boden. Das Holz, aus dem sie bestehen, wurde nicht einmal entrindet. Eine Baumeslänge freie Fläche hat man um diese armseligen Buden geschlagen – danach folgen nur Urwald, Wildnis und Sumpf.«
    »Aber das kann doch nicht sein! Wo liegen denn die Ländereien, die man uns versprochen hat?«
    Wieder erhob sich Stimmengewirr.
    Abwehrend hob Konrad Weber die Hand. »Ich will ganz ehrlich mit euch sein«, ging er mit nun anbiederndem Tonfall dazwischen. »Ich fürchte, man hat euch viel zu viel versprochen. Dass alles geklärt sei … dass man einen Überblick über das brachliegende Land hätte … dass man dieses den Indianern abgekauft hätte und euch nur mehr zuteilen müsste – gemeinsam mit Saatgut und Tieren, auf dass ihr es beackern könnt. Von wegen! Betrüger sind sie, sie alle! Philippi mag noch ein aufrichtiger Mann gewesen sein – nicht das Pack, das ihm folgte.«
    »Aber wer

Weitere Kostenlose Bücher