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Im Land der Feuerblume: Roman

Im Land der Feuerblume: Roman

Titel: Im Land der Feuerblume: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Federico
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sich als einer der Ersten auf die Rettungsboote hatte flüchten können, nicht lautstark Trost eingefordert und das Schicksal beklagt wie sonst, sondern war – ähnlich dumpf wie ihr Vater – auf dem Strand niedergesunken und hatte über Stunden nicht mehr aufgeblickt. Erst jetzt, da die Männer auf sie einredeten, hob er müde den Kopf. Er wirkte nicht nur einfach erschöpft, sondern zutiefst verstört.
    »Sie wollen offenbar wissen, wie viele es an Land geschafft haben«, erklärte Cornelius, »und wie viele in den Flammen oder in den Fluten gestorben sind.«
    Die Männer stiegen vom Pferd. Manche schienen grimmig, manche gleichgültig, manche mitleidig. Sie machten sich an ihren Satteltaschen zu schaffen und zogen zinnerne Kanister hervor, in denen ihre Ration aufbewahrt wurde. Die Kinder stürmten in Aussicht auf Essen begeistert auf sie zu, die Erwachsenen blieben jedoch misstrauisch sitzen, nicht sicher, was sie von den fremden Soldaten erwarten durften.
    Nur Cornelius und einer der Stewards erhoben sich schließlich. Eine Weile sah Elisa die beiden Männer mit den Soldaten reden, dann kamen sie zurück – mit einem harten, viereckigen Stück Brot in der Hand, das so trocken und geschmacklos war, als wäre es aus Sand gebacken. Elisa zwang sich dennoch, es zu essen. Nachdem sie es mühsam heruntergewürgt hatte, fühlte sie sich allerdings nicht gestärkt, sondern unendlich müde und ausgelaugt. Das Einzige, was sie wach hielt, war der Kuss, den sie mit Cornelius getauscht hatte. Sie konnte seine Lippen immer noch auf den ihren spüren, und sie warfen sich Blicke zu, während er den Soldaten half, weiteres Brot auszuteilen.
    Sie lebte. Er lebte. Mehr Gewissheiten gab es in ihrem Leben nicht.
    »Und, was haben die Soldaten gesagt?«, fragte Jule später. Ihre Stimme klang hart und nüchtern wie eh und je, als hätte sie nie um ihr Buch geweint, nur ihre Augen wirkten verquollen.
    »Die Rettungsboote sind weit nach Norden abgetrieben«, wusste der Steward zu berichten, »Corral, unser Zielhafen ist näher, als ich dachte. Man bringt uns in einen kleinen Ort, einige Meilen südlich davon.«
    Elisa sah ihn an und nahm ihn das erste Mal richtig wahr. Wie viele der Besatzung wohl umgekommen waren? Gewiss auch der Kapitän, der bis zuletzt auf dem Schiff bleiben musste. Und so viele Passagiere, die den Aufbruch in eine neue Welt mit dem Tod bezahlen musste.
    Aber sie lebte. Und Cornelius.
    Als sie schließlich aufbrachen, stach die Sonne wieder durch die Wolken. Der Boden blieb trotzdem schlammig. Die ersten Schritte kosteten Elisa große Anstrengung, doch als sie sich erst einmal an den gleichmäßigen Trott gewöhnt hatte, setzte sie einfach immer aufs Neue Fuß vor Fuß. Es war leichter zu gehen, als zu denken – darüber nachzudenken, was geschehen war, was nun aus ihnen werden würde, was sie verloren hatten.
    Seemöwen kreischten über ihren Köpfen. In kleinen Tümpeln schwammen Pelikane, die Vögel mit den riesigen Mäulern.
    »Sieh doch nur!«, rief Poldi und klang begeistert. Aus seiner Stimme war kein Grauen, keine Müdigkeit mehr herauszuhören; er schien Schrecken und Elend abgestreift zu haben wie alte Kleidung. Nur Fritz hob nicht den Kopf wie sonst, um über die Tiere zu sprechen und deren Eigenarten zu erklären. Mittlerweile trug er das Katherl, dessen Augen nach wie vor weit aufgerissen waren.
    »Leben mag sie, aber wie …«, murmelte Jule.
    Nicht nur Elisa hatte sie gehört, sondern auch Annelie. Ähnlich zweifelnd wie Jule das Katherl anstarrte, blickte sie auf Richard. Erst jetzt sah Elisa, dass sie ihn mehr oder weniger hinter sich herzog.
    »Was ist mit ihm?«, fragte Elisa leise.
    »Es … es wird alles gut. Wir müssen nur erst …«, stammelte Annelie. Sie brach ab, denn in der Ferne ragten erste Häuser auf. Die Bewohner hatten offenbar von ihnen gehört, traten nach draußen und starrten ihnen entgegen – nicht offen feindselig, aber auch nicht einladend. Steif blieben sie stehen, bis sie an ihnen vorübergezogen waren; Elisa war nicht sicher, ob aus Neugierde oder um den eigenen Besitz zu bewachen.
    Sie wagte es nicht, den Menschen ins Gesicht zu starren, nahm nur aus dem Augenwinkel wahr, dass sie allesamt etwas kleiner und dunkler waren als ihresgleichen und buntere Gewänder trugen.
    »Wie merkwürdig!«, stieß Poldi aus. »Schau mal, wie die Häuser aussehen! Sie haben keine Dächer!«
    Zumindest versprachen diese Häuser eine gewisse Heimeligkeit – ganz anders als

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