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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Haare und verstrubbelte die Locken. »Ich dachte, dass sie es für Georg getan hätte. Aber das … das wirft ja ein ganz anderes Licht auf die Sache. Ein Brujo.« Sie sprang auf und ging in dem kleinen Leseraum umher. Immer wieder fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar oder zupfte am Ärmel ihres Sweaters.
    »Was macht ein Maya-Priester überhaupt?« Julia hoffte, dass sie Isabell mit ihrer Frage ablenken konnte. »Ist er so was wie ein Voodoo-Zauberer?«
    »Ich kenne mich mit Voodoo nicht aus.« Isabell blieb stehen und hob die Hände. »Und mit Schamanen auch nicht richtig. Ich weiß nur, dass die Nachfahren der Maya es geschafft haben, ihren Glauben und den Katholizismus zu verbinden. Wie bei Maximón.«
    »Maximón? Wer ist das nun schon wieder?« Julias Bedarf an Maya-Spezialitäten war in der Zwischenzeit gedeckt.
    »Der rauchende und trinkende Heilige.« Isabell lachte.»Die Gläubigen drücken Maximón Zigaretten in die Hand und schütten ihm Aguardiente in den Mund.«
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Er ist der Schutzheilige der Häuser. Perla, unsere Haushälterin, hatte ihm bei uns in der Wohnung einen Altar errichtet.«
    Julia schüttelte nur den Kopf und suchte gleichzeitig im Internet, ob etwas unter dem Stichwort »Brujo« verzeichnet war. Bis auf einen kurzen Hinweis, dass es gute und böse Zauberer gab, fand sie nichts. Frustriert schloss sie das iPad.
    Isabell schaute geistesabwesend aus dem Fenster.
    »Magst du weiterlesen?«, fragte Julia dann.
    »Gib mir noch etwas Zeit.« Isabell riss das Fenster auf, nahm ein paar tiefe Atemzüge. »Das ist ein bisschen viel auf einmal. Schamanen, Maya-Tempel, geheimnisvolle Warnungen. Wo führt das hin?«
    »Du hast eine abergläubische Ururgroßmutter und meine hatte eine Affäre mit einem Indio«, versuchte Julia, das Ganze etwas lockerer zu betrachten. Aber ähnlich wie Isabell fühlte sie sich unbehaglich bei der Vorstellung, über so etwas in der Schule zu referieren. »Außerdem bleibt es unsere Entscheidung, was wir am Ende öffentlich machen.«
    »Hallo.« Florian schaute zur Tür herein. »Seid ihr weitergekommen? Unser Gespräch beim Kaffee vorhin hat mich neugierig gemacht. Das verschwundene Tagebuch – da muss man als Wissenschaftler doch aufhorchen.«
    »Ja, das kann man wohl sagen.« Isabell wirkte immer noch etwas abwesend.
    Julia lächelte Florian an. »Durch das Tagebuch konnten wir noch einige offene Fragen klären.«
    »Freut mich. Wär schön, wenn du mich auf demLaufenden halten würdest.« War das ein Angebot, dass sie ihn jederzeit anrufen konnte? »Was habt ihr herausgefunden? Wo lebten denn eure Ururgroßmütter?«, fuhr er fort.
    »Eigentlich wohnte Margarete auf einer Finca bei Cobán, aber jetzt machen sie sich gerade auf den Weg nach Xela.« Da Isabell weiter schwieg und vor sich hinbrütete, nutzte Julia die Gelegenheit, mit Florian zu sprechen. »Sie suchen Elises Eltern. Ist alles ziemlich kompliziert. Irgendwann müssen wir dir mal die ganze Geschichte erzählen.«
    »Ja, gern. Leider muss ich ins Seminar und wollte deshalb nur kurz fragen, ob ihr noch weitere Informationen von mir braucht. Vielleicht können wir uns in den nächsten Tagen noch mal treffen und du erzählst mir mehr über eure Recherche. Um welches Jahr geht es?«
    »1902«, mischte sich Isabell ein. »Vielleicht gehen wir zurück bis 1900, aber spannend ist das Jahr 1902.«
    »1902. In Xela?« Florian hielt auf einmal inne. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, die jetzt noch etwas mehr abstanden. »Sagt bloß im Herbst?«
    »Ja, wieso?«, fragte Julia. »War da irgendetwas Besonderes?«
    »Ein Vulkanausbruch, der die Stadt beinahe zerstört hätte.« Florian schüttelte den Kopf. »Habt ihr noch nichts über die Katastrophe gelesen?«
    »Wir sind noch bei den Reiseberichten«, verteidigte sich Isabell. »Du hast doch behauptet, dass sie die beste Quelle sind.«
    »Schon gut. Sollte kein Angriff sein.« Florian hob die Hände. »Ich vergesse manchmal, dass nicht alle die Geschichte Guatemalas so gut kennen wie ich. Wenn ihr was über den Vulkanausbruch findet, sagt mir Bescheid. Bitte.Ich suche immer nach Augenzeugenberichten … Jetzt muss ich mich aber sputen. Tschüss.«
    »Ciao«, antwortete Julia und wandte sich dann an Isabell. »Vulkanausbruch? Die Überraschungen nehmen kein Ende. Lies weiter. Bitte.«

50  Guatemala 1902
    Die Sorge um meine Eltern ließ mir den Weg nach Xela unendlich lang vorkommen. Die Strecke von Nahualá an erwies

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