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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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dazu beigetragen, ihre Ängste zu besänftigen. »Warum baut man eine Stadt in der Nähe von Vulkanen?«
    »Ich weiß es nicht.« Georg hob die Schultern. Er drehte sich zu Margarete und Juan und fragte: »Ihr vielleicht?«
    »Sie ruhen.« Margarete wandte sich im Sattel um und lächelte Elise beruhigend zu. Ihr Gesicht war von den Strapazen der Reise nun deutlich gezeichnet. Die hellen Augen wirkten riesig in dem schmalen Gesicht. »Keine Sorge.«
    »Ich fürchte mich nicht«, antwortete Elise barsch, so wie sie sich immer wehrte, sobald sie vermutete, dass jemand ihre Angst bemerkte. Sie biss sich auf die Lippen. Warum konnte sie nicht freundlicher sein? Warum dachte sie immer, dass alle Menschen sie angriffen? Sie schluckte ihren Stolz herunter. »Das beruhigt mich, aber hat die dunkle Wolke dort etwas zu bedeuten?« Sie zeigte auf den Santa María, über dessen kegelförmiger Öffnung sich eine schwarzgraue Wolke zusammenklumpte. Elise kniff die Augen zusammen. Es schien so, als würde ein feiner Staub über dem Vulkan tanzen.
    Margarete und Juan wechselten einen Blick.
    »Es wird schon nichts sein«, sagte Margarete und trieb ihre Stute an.
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort und erreichten endlich Xela. Langsam ritten sie durch die engen, verwinkelten Gassen, auf der Suche nach dem Gästehaus, in dem Robert Linden nächtigen sollte. Bald erreichten sie den weitläufigen Platz, der das Zentrum der Stadt bildete. Gebäude, groß und elegant wie Paläste, und eine gewaltigeKirche machten den Besuchern deutlich, dass Xela eine aufstrebende Metropole war, die Guatemala-Stadt den Rang abzulaufen gedachte.
    »Herr Linden wird erst in drei Tagen wieder erwartet.« Die Wirtin des Gasthauses musterte sie mit unverhohlenem Interesse. Drei Gringos und ein Indio, in völlig verdreckter Kleidung, die Gesichter von Straßenstaub überzogen. »Er ist gestern aufgebrochen, um jemandem einen Besuch abzustatten.«
    »Verflucht«, stieß Georg zwischen den Zähnen hervor, was ihm einen missbilligenden Blick der Wirtin einbrachte. »Ich meine, vielen Dank.«
    Sie wandten sich ab. Elise wollte ihren Zorn am liebsten hinausschreien. Immer wieder stießen sie auf neue Verzögerungen. Obwohl, eigentlich brauchte sie Robert doch gar nicht mehr. Wartet in Xela, hatte der Brujo zu ihr gesagt. Sie mussten nur eine Bleibe finden, wo sie warten konnten. Georg schaute sie an, ihm schienen ähnliche Gedanken durch den Kopf zu gehen.
    »Wie viel Geld haben wir noch?« Die Frage war Elise ein wenig peinlich, aber sie musste es wissen.
    Margarete öffnete ihre Geldbörse und zählte die Quetzales. An ihrer Miene konnte Elise ablesen, dass ihnen nicht viel geblieben war.
    »Wir … wir müssen die Reittiere unterstellen und uns ein billiges Gasthaus suchen.« Margarete sah aus, als ob sie sich keine Minute mehr auf den Beinen halten konnte. Sie straffte den Rücken und schloss einen Augenblick die Augen. »Ich werde mit der Wirtin verhandeln.«
    Nach kurzer Zeit kehrte sie zurück, das Gesicht rot vor Zorn, die Hände zu Fäusten geballt.
    »Sie ist zu teuer und …« Margaretes Stimme bebte vor Wut und sie schluckte. »… und sie würde uns nicht aufnehmen, wegen Juan. Aber sie hat mir einen Stall für die Tiere und zwei Wirtshäuser genannt, die …«
    Margarete brach ab und schimpfte leise vor sich hin.
    »Ich kann mir einen anderen Ort zum Schlafen suchen.« Juan lächelte ihr zu und strich ihr beruhigend über die Schulter. »Es macht mir nichts aus.«
    »Aber mir macht es etwas aus. Sehr viel sogar.« Margarete richtete sich auf. Sie drehte sich zu Georg und Elise um. »Wenn ihr im besseren Viertel der Stadt bleiben wollt …«
    »Nein.« Elise hatte nur einen Blick mit Georg wechseln müssen. »Wir bleiben zusammen. Einer für alle, alle für einen.«

51
    »Wir müssen fliehen! Der Santa María bricht aus.« Atemlos stürmte Georg in das enge Zimmer, das sie sich zu viert teilten, um möglichst wenig Geld auszugeben. Erschöpft beugte er sich nach vorn und stützte die Hände auf die Oberschenkel, während er nach Atem und Worten rang. Sein ohnehin schmales Gesicht wirkte inzwischen hager, als ob die Anstrengungen der letzten Tage und Wochen ihn an den Rand seiner Kräfte brachten.
    »Davor warnen die Wirtsleute schon seit Tagen«, winkte Juan ab. Allerdings bemerkte Margarete, wie ein kurzer Schatten des Zweifels sein Gesicht verdunkelte. »Wir können nicht abreisen. Was soll aus Elise werden?«
    Juan deutete in die Zimmerecke,

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