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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Banditen haben ihn im Kampf verwundet.« Endlich löste Henni Hohermuth sich aus Elises Umarmung und hielt sie bei den Händen. Mit dem Kopf deutete sie in die Tiefe der Hütte. »Ach, Lise. Wir hätten auf dich hören sollen.«
    So viele Fragen stürmten auf Elise ein. Aber jetzt war es erst einmal wichtig, zu sehen, wie es ihrem Vater ging. Sie wollte an sein Lager, doch ihre Mutter hielt sie zurück.
    »Johann schläft.« Sie wischte sich die Tränen ab. »Lass uns vor die Tür gehen. Dort können wir reden.«
    Elise nickte und folgte ihrer Mutter nach draußen.Henni ging auf Georg zu und nahm auch ihn in die Arme. Elise meinte, in seinen Augenwinkeln Tränen schimmern zu sehen. Sie ließen sich auf dem Grasboden vor der Hütte nieder und Henni Hohermuth erzählte, was passiert war.
    »Du hattest leider recht, Lise.« Ihre Mutter wiegte bedächtig den Kopf von einer Seite zur anderen und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Mit den Banditen und auch mit deinen Vorwürfen.«
    »Es … es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe«, flüsterte Elise. Die ganze Zeit hatte ihr das auf der Seele gebrannt. Die letzten Worte, die zornigen letzten Worte, die sie ihren Eltern entgegengeschleudert hatte. »Ich … ich …«
    »Nein.« Ihre Mutter senkte den Blick. »Ich verstehe selbst nicht, wie wir so engstirnig denken konnten. Dein Vater und ich haben uns wirklich nur mit den Maya beschäftigt und nie hinterfragt, wie es den Indios ergeht.«
    Georg und Elise wechselten einen Blick. Was war nur vorgefallen, dass sich Hennis Einstellung derart gewandelt hatte?
    »Ihr müsst nichts sagen.« Henni Hohermuth lächelte schief. »Mein Sinneswandel kommt nicht vom Himmel, er gründet sich auf Dankbarkeit. Ohne die Hilfe eurer Verbündeten wären dein Vater und ich sicher tot.«
    »Oh nein.« Elise schrie erschrocken auf. Obwohl die Gefahr vorüber war, stand sie auf einmal übermächtig vor ihr. Banditen, die ihre Eltern ermorden wollten. »Was … was ist geschehen?«
    Henni Hohermuths Gesicht wurde schlagartig ernst, dann sah sie zu Boden. Mit der linken Hand zupfte sie einzelne Grashalme aus. Sie holte tief Luft und fuhr sich wieder und wieder mit der rechten Hand über die Haare.
    »Die Banditen hielten uns gefangen. Immer wieder fragten sie nach Gold oder Schätzen.«
    Ihre Augen verdunkelten sich, als ob sie in schlimmen Erinnerungen versunken war. Elise beugte sich vor und nahm die Hand ihrer Mutter. Henni lächelte.
    »Eines Morgens verbanden sie uns die Augen und setzten uns auf die Pferde. Wir wussten nicht, wohin sie uns brachten und hörten bald, dass sie Lösegeld fordern wollten. Doch niemand wollte bezahlen.« Bei diesen Worten ballte Henni Hohermuth die Hände zu Fäusten und atmete lautstark ein. »Da beschlossen sie, unsere wissenschaftlichen Kenntnisse zu nutzen. Wir sollten herausfinden, ob Maya-Artefakte, die sie gestohlen hatten, echt waren oder Fälschungen.«
    Sie lächelte grimmig. Wieder schweifte ihr Blick in die Ferne und schien Georg und Elise nicht wahrzunehmen.
    »Warum haben sie euch nach Xela gebracht?«, fragte Elise in das Schweigen hinein. »Warum nicht nach Tikal?«
    »Sie ritten mit uns nach Antigua. Dort ist ihr Hauptquartier. Unglaublich wertvolle Artefakte hatten sie dort gehortet. Alle gestohlen.« Henni Hohermuth schüttelte den Kopf. »Doch dann brachten sie uns wieder weg … Ich weiß nicht, was sie vorhatten.«
    »Und die Indios? Was haben sie mit alldem zu tun?«, fragte Georg. »Wie seid ihr hierhergekommen?«
    »Die Indios mussten in der Zwischenzeit die Verfolgung aufgenommen haben. In dem Chaos des Vulkanausbruchs haben sie uns dann befreit. Wir dachten, dass wir entkommen wären …«
    »Was passierte dann?« Das Schweigen ihrer Mutter verhieß nichts Gutes.
    »Die Banditen wollten uns nicht verloren geben. Es kamzu einem schrecklichen Kampf.« Das Gesicht ihrer Mutter verhärtete sich. »Ein Indio wurde ermordet, dein Vater schwer verwundet.«
    »Wie entsetzlich!« Elise traten Tränen in die Augen. »Wir … wir müssen etwas für die Familie des Indios tun.«
    »Ja, Liebes, das werden wir. Und noch mehr.« Henni Hohermuth richtete sich auf. »Dein Vater und ich werden im Land bleiben und den Menschen hier helfen.«
    Elise und Georg schauten Henni Hohermuth mit großen Augen an. War das die Forscherin, die für eine Expedition alles riskiert hatte?
    »Und der Tempel?«, fragte Elise. Ihr schlechtes Gewissen gegenüber dem Brujo hatte ihr keine Ruhe

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