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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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Männern, die sie während der vielen Gesellschaften in Bremen getroffen hatte, sich von ihr verabschieden wollte. Sie war stets freundlich gewesen, aber hatte sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse an einer Ehe hatte. Zu ihrem Missvergnügen hatte ihre Zurückhaltung die Bremer Junggesellen eher angespornt als abgeschreckt, sodass ein stetiger Strom wohlerzogener junger Männer den Salon ihrer Tante besuchte. Hoffentlich erwartete sie kein Langweiler oder hochnäsiger Schwätzer.
    Ein letztes Mal strich Alwine über Margaretes Haar und trat dann zurück. »Fertig.«
    »Wunderbar.« Margarete wendete den Kopf nach rechts und links, um das Kunstwerk zu bewundern. »Ich danke dir.«
    Das Mädchen schaute sie überrascht an. Dann knickste Alwine erneut und ging mit leisen Schritten hinaus.
    Margarete erprobte noch einen Augenblick lang im Spiegel ihr höfliches Lächeln und stand mit einem kleinen Seufzer auf. Länger konnte sie die Begegnung nicht hinauszögern. Sie musste den Konventionen gehorchen und freundlich plaudern, auch wenn ihr ganz anders zumute war. Der Gedanke an ihre Rückkehr beinhaltete stets die Frage, warum Juan sein Versprechen nicht gehalten hatte.
    Vor der Tür zum Salon streckte Margarete den Rücken und richtete sich auf. Sie versuchte, alle dunklen Gedanken zur Seite zu schieben, um ihrer Tante und ihrem Onkel keine Schande zu bereiten.
    Nachdem sie die Tür geöffnet hatte, erhaschte sie einen Blick auf den Gast und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie kannte den dunklen Haarschopf, der über das Besuchersofa ragte. Sie kannte ihn nur zu gut. Margarete hob die Hand vor den Mund, um den Aufschrei der Überraschung zu unterdrücken.
    Juan! Deshalb hatte er ihr nicht geschrieben. Ihr Geliebter hatte sich auf den Weg nach Bremen gemacht, um ihr diese Freude zu bereiten.
    »Juan. Ma sa laa ch’ool? «, flüsterte sie die Begrüßungsformel auf kekchí. Die Worte, die sie beinahe ein Jahr nicht mehr gesprochen hatte, sprangen ihr auf die Lippen. »Ist dein Herz zufrieden?«
    Ihr Herz war so froh, dass es lauthals schlug. Juan musste es hören und auch ihre Tante, die als Anstandsdame auf Margarete gewartet hatte. Augenblick. Wie konnte das sein? Ihre Tante, beim traulichen Kaffeetrinken mit Juan vereint?
    »Ach, Grete, Liebes, da bist du ja endlich.« Tante Elisabeth nickte ihr zu. Sie deutete auf den Platz neben sich auf der zierlichen Couch, dem Heiratsmöbel, wie Margarete es heimlich nannte. »Herr Linden, dessen Familie hier in Bremen eine Kaffeerösterei betreibt, ist extra heute noch vorbeigekommen, um dich kennenzulernen.«
    Wie auf ein Stichwort erhob sich der Besucher und verneigte sich zur Begrüßung. Margarete musste an sich halten, um nicht laut aufzuseufzen. Nur auf den ersten Blick ähnelte dieser attraktive Herr ihrem Geliebten. Das dunkle Haar, die gebräunte Haut. Aber er war deutlich schmaler als Juan, der hart auf den Kaffeefeldern hatte arbeiten müssen.
    »Liebes Fräulein Seler.« Herr Linden deutete ein Lächeln an. Seine Kleidung wirkte ausgesprochen elegant, auf demHöhepunkt der Herrenmode. »Ich habe so viel von Ihnen gehört, dass ich Ihnen vor Ihrer Abreise, die ich sehr bedauere, meine Aufwartung machen wollte.«
    »Herr Linden.« Nur unter Aufbietung aller Kräfte gelang es Margarete, die Fassung zu wahren. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
    Den Besuch überstand Margarete wie in einem Nebel, der am Morgen die Wälder Guatemalas einhüllte, bis ihn die Kraft der Sonne zum Verschwinden brachte. Ohne nachzudenken, antwortete sie einsilbig auf Fragen, die ihr der freundliche Kaufmann stellte, lächelte und nickte zu den Anekdoten, die er erzählte, und wünschte doch die ganze Zeit, in ihr Zimmer laufen zu können, um dort ihren Tränen der Enttäuschung freien Lauf zu lassen. Endlich erhob sich Herr Linden.
    »Vielleicht sehen wir uns ja einmal wieder.« Er verbeugte sich formvollendet. Als Margarete ihn erstaunt anschaute, lächelte er. »Mein Vater ist der Ansicht, es wäre gut für mich, mir einmal die Kaffee-Finca vor Ort anzusehen. Was meinen Sie?«
    »Oh natürlich«, bemühte sich Margarete zu antworten. »Ein cafétal in seiner Blüte ist ein wundervoller Anblick.«
    Er nickte und ging. Endlich.
    »Ist etwas mit dir, mein Kind?«, fragte Tante Elisabeth besorgt. »Du wirkst etwas abgelenkt und blass.«
    »Ich … ich habe schon den ganzen Morgen Kopfschmerzen«, log Margarete. »Ich lege mich wohl besser hin.«
    »Mach das,

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