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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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viel Arbeit auf seiner Finca. Ganz zu schweigen davon, dass ihr Vater wenig von Gefühlsausbrüchen hielt. »Wo … wo ist Eduardo? Ist ihm etwas passiert?«
    »Komm, Kind, es ist spät.« Ihr Vater umarmte Margarete flüchtig und steuerte dann mit großen Schritten auf ihren Schrankkoffer zu. Ohne sich nach ihr umzudrehen, ging er voran.
    Margarete blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen und ihre Fragen für später aufzuheben. Sie hing ihren Gedanken nach. Eine knappe Begrüßung. Kein Wort über die bevorstehende Hochzeit. Keine Fragen danach, wie es den Verwandten ging … Was war hier los?
    Statt der Kutsche, die sie erwartet hatte, und mit der ihre Familie immer jeden Sonntag stolz zur Kirche gefahren war, stand am Ende des Kais nur der Wagen. Ein altes Ding, mit dem man sonst Kaffeesäcke zum Hafen fuhr. Mehr war sieihrem Vater nicht wert? Margarete bemühte sich, sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
    Sie strich dem alten Braunen, auf dem sie ihre ersten Reitversuche unternommen hatte, über die weiche Nase. Seit wann musste der arme Hidalgo als Wagengaul seine Dienste leisten? Der Wallach sollte eigentlich seinen wohlverdienten Ruhestand auf einer der Weiden um La Huaca genießen.
    »Papa?«, hob sie an, doch ihr Vater war bereits zum Ende des Wagens gegangen und hievte den Koffer hinauf, wobei er das Gesicht verzog und sich an den Rücken fasste.
    Er nickte ihr zu und deutete auf den Kutschbock. »Setz dich. Es ist schon spät.« Er reichte ihr eine Decke, die Margarete sich über die Beine legte.
    »Ich werde Karl Federmann niemals heiraten.« Margarete schaute geradeaus, sprach aber mit fester Stimme, um ihrem Vater zu zeigen, dass sie nie, niemals darüber verhandeln würde. »Wie konntest du das nur meinen?«
    »Ich kann mir denken, dass du viele Fragen hast. Aber dafür ist morgen noch Zeit.« Ihr Vater wirkte erschöpft und sie entdeckte tiefe Falten, die sich in seinem Gesicht eingegraben hatten. Eben noch hatte sie ihn mit Vorwürfen überschütten wollen, doch nun schwieg sie und schaute geradeaus auf den Weg, den das alte Pferd trittsicher fand.

14
    Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen und Margarete bedauerte, dass sie das Cafétal nicht sehen konnte. Je näher sie La Huaca kamen, desto mehr spürte sie, wie sehr sie ihr Zuhause vermisst hatte. Sie konnte den morgigen Tag kaum erwarten. Sie wollte die Kaffeepflanzen berühren, die roten Kaffeekirschen in die Hand nehmen, ihren würzigen Duft einatmen und sie zwischen den Händen zerreiben, bis die Kirsche die silbrig glänzende Kaffeebohne freigab.
    »Lebt Adele noch?«, fragte sie, bevor die Rührung sie übermannte. Und auch um dem Schweigen, das zwischen ihr und ihrem Vater herrschte, seitdem er sie so abgekanzelt hatte, ein Ende zu setzen. »Oder habt ihr sie geschlachtet?«
    Vom ersten Tag an, gleich nachdem ihr ein Indio das pécari -Ferkel gebracht hatte, hatte das Nabelschwein sich der rundlichen Köchin angeschlossen. Vielleicht weil sie so gut nach Essen duftete, vielleicht weil es sich davor schützen wollte, in der Pfanne zu landen wie so viele seiner Artgenossen. Marisela liebte Adele vom ersten Tag an, obwohl sie es nie zugegeben hätte und immer über das Schwein schimpfte, das ihr nur im Weg stand. Wenn man das Klackern von Adeles Hufen auf dem Holzfußboden des Hauses hörte, konnte man sicher sein, dass sich die Köchin in der Nähe aufhielt.
    Fräulein Dieseldorf versuchte, Stimmung gegen Adele zumachen, und bezeichnete es als unhygienisch, dass ein Wildschwein sich in der Küche herumtrieb.
    »Das Tier ist so sauber, dass sich mancher Mensch etwas abschauen könnte«, entgegnete Marisela und schwang zornig den großen Kochlöffel. »Und es hat einen besseren Charakter als andere, die hier wohnen.«
    Damit hatte die Gouvernante den Kampf verloren und war klug genug gewesen, nichts mehr zu sagen, auch wenn sie stets die Nase rümpfte, sobald sie das pécari sah.
    »Ja.« Mehr sagte ihr Vater nicht. Wie er überhaupt nur einsilbig antwortete und mit keinem Wort seiner Freude über ihre Rückkehr Ausdruck gab. Möglicherweise freute er sich nicht? Vielleicht hätte sie ihn nicht gleich mit ihrer Ablehnung der Heirat überfallen sollen. Aber sie fürchtete, dass ihr nicht viel Zeit blieb, ihren Standpunkt aufzuzeigen.
    Endlich tauchte die Kaffee-Finca vor ihnen auf. Die letzten Meter bis zum Haus kamen Margarete unendlich lang vor und sie stieß einen kleinen Seufzer aus, als ihr Vater den Wagen endlich

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