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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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haben wir in unserem Projekt einiges erfahren. Und euch haben wir ja auch die Linden-Bibliothek zu verdanken.« Florian schaute Julia direkt an, woraufhin diese den Kopf senkte und etwas stammelte. »Daher kenne ich sie natürlich. Aber Elise Hohermuth? Sorry, da muss ich passen. Ist sie deine Ururgroßmutter?«
    »Ja. Aber sie hat nichts mit Kaffeehandel zu tun. Elise hat Reiseberichte geschrieben.« Julia beneidete Isabell um die Gelassenheit, mit der sie mit Florian redete. »Ihre Eltern haben die Maya-Kultur erforscht. So wie meine. Liegt also in der Familie.«
    »Wart ihr schon mal in Guate? Oder wollt ihr mal hin?«, fragte Florian und betrachtete sie abwechselnd. Julia hoffte, dass sie nicht rot angelaufen war. »Oder interessiert ihr euch nur für die Vergangenheit?«
    »Ich habe mit meinen Eltern vier Jahre in Guatemala-City und Antigua gelebt und gearbeitet.« Isabell lächelte Florian an. Süßlich, wie Julia fand. »Ich bin erst seit ein paar Wochen in Bremen.«
    »Gearbeitet?«, fragte Florian ungläubig, was Julia freute. Was konnte Isabell schon gearbeitet haben. Schließlich warsie erst zwölf oder dreizehn Jahre alt gewesen, als sie nach Guatemala gegangen war. »Du meinst zur Schule gegangen.«
    »Meine Eltern und ich haben immer mal wieder bei sozialen Projekten geholfen«, erklärte Isabell etwas selbstgerecht. »Meine Mutter ist der Ansicht, dass solche Jobs dazugehören, wenn man in einem ärmeren Land lebt.«
    »Was habt ihr da gemacht?«, mischte sich Julia ein, damit sie nicht nur Isabell das Feld überließ, und überlegte, ob sie wohl auch auf die Idee gekommen wäre, sich in einem fremden Land zu engagieren. Wahrscheinlich wäre sie schon damit zufrieden gewesen, ihren Alltag dort zu bewältigen. »Entwicklungshilfe?«
    »Nö. Das haben wir den Profis überlassen.« Isabell lächelte. »Wir haben bei kleinen Projekten geholfen. Kindergärten bauen, Schulen einrichten und so was. Nach dem Abi werde ich das für ein Jahr machen.«
    »Ich dachte, das sind kurzfristige Projekte gewesen? Was willst du dann für ein Jahr dort?«
    »Es gibt einige Work-and-Travel-Programme, gerade für Mittelamerika.« Florian war aufgestanden und stand vor der Regalwand, in der die Bücher schon zweireihig gestapelt waren. Er zog eine schmale Broschüre heraus, gab Julia das Heft und setzte sich wieder. »Hier ist ein Prospekt. Ich habe nach dem Abi selbst ein halbes Jahr in Guatemala gelebt, mein Spanisch aufgepeppt und bei einem Tierprojekt mitgearbeitet.«
    »Echt, wo warst du?« Isabell hatte vor lauter Begeisterung ihre Hand auf Florians Unterarm gelegt. Julia holte tief Luft. »Hast du bei einem der Regenwald-Projekte mitgemacht?«
    »Nein.« Florian schüttelte den Kopf. »Ich habe ganz profan das Tierheim in Xela mit aufgebaut.«
    »Xela?«, fragte Julia, um mal wieder etwas zu sagen. Es fühlte sich nicht besonders gut an, dabei zuzusehen, wie Isabell das Gespräch bestritt. »Die Stadt kenne ich gar nicht.«
    »Quetzaltenango«, sagte Isabell von oben herab. »Die Chapínes nennen es Xela.«
    »Danke.« Julia nervte es langsam, dass sie nur danebensitzen konnte und zuhören, wie sich Isabell und Florian die Bälle zuspielten.
    »Anschließend habe ich mir noch vier Wochen Urlaub gegönnt und bin durchs Land gereist.« Florian lächelte. Ein Lächeln, bei dem sich ein Grübchen in seinem linken Mundwinkel bildete. »Von Antigua bis Flores und wieder zurück.«
    »Feige mit einem Mietwagen oder mutig mit den Chickenbussen?«, fragte Isabell und zwinkerte ihm zu.
    »Was denkst du denn?« Florian grinste. »Mit den Chickenbussen natürlich. Nie wieder werde ich mich über die Bremer Straßenbahn beschweren.«
    »Die Chickenbusse.« Isabell lachte laut auf. »Am besten gefielen mir die Gesichter der Touristen, wenn der übervolle Bus anhielt und sich noch zehn Leute hineinquetschten.«
    »Hallo. Entschuldigung, aber was sind Chickenbusse?«, mischte sich Julia fast schon sauer ein. »Nicht alle hier waren schon mal in Mittelamerika.«
    »Entschuldige.« Isabell sah tatsächlich ein bisschen zerknirscht aus. »Chickenbusse sind Schulbusse, die die Amis ausrangiert haben. In Guatemala werden sie bunt angemalt und fahren überallhin. Wirklich überall.«
    »Und warum Chicken? Die Busse werden ja wohl nicht mit Hühnern bemalt sein?«
    »Schön wär’s, wenn’s nur das wäre.« Florian lächelte Juliazu und ihre schlechte Stimmung verflog. »Die Busse nehmen Menschen, Ferkel, Kaninchen, Hühner und Waren für

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