Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)
die Markttage mit. Es ist unglaublich laut, unglaublich … geruchsintensiv, aber alle sind unglaublich freundlich.«
»Na ja, muss man wohl mögen«, lautete Julias lahme Antwort. »Ist bestimmt … lustig?«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach ihr Gespräch. Ein Mädchen steckte den Kopf herein und fragte, wie lange es noch dauere.
»Gib mir zehn Minuten, Tabea.« Florian wirkte plötzlich ganz geschäftsmäßig und wandte sich wieder Isabell und Julia zu. »Sorry, ich muss jetzt arbeiten. Welche Informationen hättet ihr denn nun gern?«
»Gibt es schon Ergebnisse zu eurem Kaffeeanbauprojekt?«, fragte Isabell. »Und wir würden gern wissen, was du uns noch an Literatur zum Thema empfehlen würdest.«
»Ich halte viel von Originaldokumenten – Reiseberichten, Tagebüchern und so. Wenn eure Ururgroßmütter also fleißig geschrieben haben …« Florian stand auf und suchte wieder in dem überfüllten Regal. Julia konnte sich nur wundern, dass er da überhaupt irgendetwas finden konnte. »Hier ist ein Artikel mit ersten Ergebnissen.«
»Oh, vielen Dank.« Julia nahm die Broschüre mit einem verlegenen Blick entgegen, so sehr verwirrte sie sein Lächeln, das Grübchen und überhaupt. »Wir haben Tagebücher und ein paar Reiseberichte von damals. Aber nichts richtig Wissenschaftliches.«
»Etwas Besseres als Tagebücher und Reiseberichte gibt es nicht, um in die damalige Zeit einzutauchen.« Florian lächelte ihnen zu. »Aber ihr könnt mich jederzeit anrufen und fragen.«
»Danke.« Isabell strich sich durchs Haar und bedachte Florian mit einem Augenaufschlag. »Hast du außer der Instituts- auch noch eine Handynummer?«
Nachdem sie ihre Telefonnummern ausgetauscht hatten, verabschiedeten sie sich. Vor der Tür wandte sich Isabell an Julia. »Was war denn eben mit dir los? Warum warst du so … so muffelig?«
»Was soll schon sein?«, zickte Julia. »Ich wollte nicht flirten, sondern Informationen haben für unser Projekt.«
»Was?« Isabell blieb ruckartig stehen und stemmte die Hände in die Taille. »Nur weil ich mit diesem Typ über Guate geredet habe, habe ich ihn noch lange nicht angebaggert.«
»Wenn du meinst.« Julia wollte sich umdrehen und Isabell stehen lassen, doch dann überlegte sie es sich anders. »Sorry. Heute ist nicht mein Tag. Manchmal fürchte ich, dass unser Projekt unter keinem guten Stern steht.«
23
»Hast du in der Zwischenzeit schon mit deinem Vater über Margarete gesprochen?«, fragte Isabell Julia, nachdem sie ihr sagen musste, dass Lina wieder einmal unterwegs gewesen war. Sie saßen vor dem Lehrerzimmer und warteten darauf, bei Frau Haberkorn einen Termin zu kriegen. »Erinnert er sich an sie?«
»Hör bloß auf«, schnaubte Julia und rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Meine Eltern haben einen regelrechten Aufstand gemacht, als ich sie nach Margarete gefragt habe.«
»Warum das denn?« Isabell wuschelte sich mit der Hand durch die Haare. »Ich dachte, sie fänden es klasse, wenn du dich mit Margarete beschäftigst.«
»Hatte ich auch gedacht, aber gestern haben sie so getan, als ob ich der Öffentlichkeit Firmengeheimnisse preisgeben wollte.« Julia schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Sie sind schon eine Weile ziemlich schräg drauf, aber gestern …«
In absoluter Einigkeit hatten Sophia und Konstantin Linden die Idee verworfen, Margaretes Lebensgeschichte zu verwerten, und Julia schließlich vorgeschlagen, gemeinsam mit Isabell an Elises Lebensgeschichte zu arbeiten. Erst hatte Julia sich zurückgehalten, dann war ihr der Kragen geplatzt.
»Wäre es euch lieber, wenn ich mal anschaue, was unsere Firma im Nationalsozialismus gemacht hat?«, hatte sie wütend gefragt. Wohl wissend, dass ihre Eltern stetsversuchten, alle politischen Themen vom Unternehmen fernzuhalten. »Oder soll ich untersuchen, ob wir heute Kaffee importieren, der mithilfe von Kinderarbeit hergestellt wird?«
Daraufhin hatten ihre Eltern eingelenkt und sie hatten sich einigen können. Julia musste allerdings versprechen, dass sie sich erst mit ihren Eltern abstimmte, wie ihre Mutter es nannte, bevor sie den Projektbericht abgab.
»Nachdem sie sich beruhigt hatten, hat mein Vater ein bisschen über Margarete erzählt.« Julia knabberte an ihrer Unterlippe. »Er erinnert sich nur daran, dass sie eine strenge, Respekt einflößende Frau war, die bei Familienfesten einen Ehrenplatz innehatte. Die Kinder haben sich immer vor ihr gefürchtet.«
»So habe ich es mir auch
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