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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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reagierte nicht so, wie sie es sich erhofft hatte. Er wand sich aus ihren Armen und sprang auf, versuchte, ihrer Nähe zu entkommen. Auf seinem Gesicht zeichnete sich Unverständnis ab. »Wie kannst du nur?«
    »Wer sonst sollte es tun?« Margarete setzte sich auf, verschränkte die Hände vor der Brust und hob den Kopf. Stolz reckte sie das Kinn empor. In ihrem Herzen spürte sie eine tiefe Enttäuschung darüber, dass Juan sie nicht unterstützte. So wie ihr Vater sie lauthals ausgelacht hatte, als sie mit ihm über die Zukunft des Cafétals reden wollte. »Großmutter ist zu alt. Dem Verwalter traue ich nicht.«
    »Verstehst du denn nicht?« Juan machte einen Schritt auf sie zu und streckte die Hand nach ihr aus, doch schien er vor der Berührung zurückzuscheuen. »Die Kaffee-Finca … sie … sie steht für alles Schlechte.«
    »Das denkst du von mir?« Margaretes Hals schnürte sich zu und sie fühlte sich, als ob jemand ihr Herz in seiner Faust hielt und es langsam zerdrückte. »Du hältst mich für etwas Böses?«
    »Nein. Nein.« Juan hob die Hände. In seinen Augen erkannte Margarete eine Düsternis. Eine so abgrundtiefe Traurigkeit, dass sie gegen Tränen ankämpfen musste. »Du nicht. Ich liebe dich. Immer schon. Das macht es so schwer.«
    »Ich verstehe dich nicht.« Sie schaute ihn an, holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Was fiel ihm schwer? Wollte er sie als Frauchen am Herd sehen, so wie Karl Federmann und ihr Vater? Margarete schluckte. Die Enttäuschung über Juans mangelndes Verständnis lastete schwer auf ihrer Seele. »Warum unterstützt du mich nicht?«
    »Ach, Marga.« Juan seufzte und schüttelte den Kopf. »Es geht doch nicht um dich. Es geht um die Fincas und darum, was sie bedeuten.«
    »Ja was denn?« Langsam wurde Margarete wütend. Warum ließ sich Juan jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen? »Was stört dich?«
    »Die Fincas sind auf unserem Land erbaut«, stieß Juan zwischen den Zähnen hervor, als ob mit diesen Worten ein Groll einherging, den er zurückhalten musste, um davon nicht fortgerissen zu werden. »Land, das meinen Vätern gehörte und ihnen gestohlen wurde. Von den Ladinos und von euch.«
    »Euch?«, empörte sich Margarete und stampfte mit dem Fuß auf. Gleichzeitig durchfuhr sie eine Angst, die scharf schnitt wie eine Klinge. Wie wenig kannte sie den Geliebten? Wie wenig wusste sie von seinen Gedanken, die er ihr gegenüber heute das erste Mal aussprach. »Was soll das bedeuten? Ich bin ich und nicht euch!«
    »Versteh doch.« Juans Miene wirkte gequält.
    Er litt so offensichtlich, dass Margarete die Hand ausstrecken wollte, um ihn zu trösten. Stattdessen suchte sie nach ihrer Kleidung.
    »Sieh dich um. Mein Volk arbeitet in Sklaverei, damit dein Vater gut leben kann.«
    »Das stimmt nicht!« Margarete sprang auf und stemmtedie Hände in die Hüften. Dann griff sie nach dem Kleid und zog es an. Ihre Gedanken überschlugen sich. Wie konnte Juan nur so etwas Furchtbares sagen? Glaubte er wirklich, dass ihr Vater die Indios und damit Juans Familie versklavte? »Du weißt selbst, dass alle Arbeiter frei sind und jederzeit gehen können.«
    »Ach wirklich?« Juans Miene verdüsterte sich und er begleitete seine Worte mit einem bitteren Lachen. So hart und kalt hatte Margarete ihn noch nie erlebt. Sie erschauderte. »Sie können gehen, wenn sie ihren geringen Lohn abgearbeitet haben. Lohn, den sie in Geld ausbezahlt bekommen, das sie nur in Läden der Finqueros für überteuerte Waren ausgeben können. Schau nur einmal richtig hin, Marga. Sie … wir sind nicht frei.«
    Margarete schwieg und dachte nach. Sollte Juan mit seinen Anschuldigungen etwa recht haben? War sie bisher blind für die Lage der Indios gewesen oder hatte sie einfach nicht hinsehen wollen? Ihr Herz fühlte sich schwer an.
    »Du hast recht. Jedenfalls in vielem«, sagte sie schließlich und sah Juan an. Sie seufzte leise. »Ich werde versuchen, vieles besser zu machen, wenn ich La Huaca leite.«
    Juan lächelte. Inzwischen hatte auch er sich seine Kleidung übergestreift und das Haar nach hinten gestrichen. Noch immer trennten ihn zwei oder drei Schritte von Margarete. Zwei oder drei Schritte, die Margarete wie ein Abgrund vorkamen, weil keiner von ihnen bereit schien, den ersten Schritt zu gehen.
    »Hilfst du mir?« Margarete trat auf Juan zu, mit einem Mal unsicher, ob seine Zuneigung tief genug war oder ob der Kaffeeanbau zwischen ihnen stehen und verhindern würde, dass sie ihre Liebe leben

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