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Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Im Land der Kaffeeblüten (German Edition)

Titel: Im Land der Kaffeeblüten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Antoni
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konnten. »Kann ich auf dich zählen?«
    »Das konntest du schon immer.« Mit einem großen Schritt war Juan bei ihr, nahm sie in seine Arme und drückte sie an sich. »Egal, was geschehen wird, ich stehe zu dir.«
    Ein inniger Kuss besiegelte sein Versprechen.

31
    »Bald erreichen wir Cobán und die Kaffeepflanzungen. Von da aus ist es nur noch ein Stück bis in den Nebelwald, genauer gesagt bis nach Cancuen.« Henni Hohermuth lächelte Elise an. Seitdem ihr Ehemann ihr zwei Wochen für ihre Expedition geschenkt hatte, wirkte sie wie verwandelt. Sie beugte sich vor und nahm sich einen weiteren Maisfladen. »Hoffentlich laufen uns die Träger nicht davon, wenn wir einen Tempel finden. Sie sind ja so abergläubisch.«
    »Ja, wie Kinder.« Johann Hohermuth schüttelte den Kopf. »Der Katholizismus ist nur eine Tünche über einem Glauben an Zauberei und Naturgötter. Rückständig.«
    »Dass ihr euch nicht schämt!«, platzte Elise heraus. Sie konnte beim besten Willen nicht mehr an sich halten. »Wie könnt ihr nur so herablassend reden?«
    Ihre Eltern und Georg, der bisher geschwiegen hatte, blickten sie überrascht an.
    Schließlich ergriff ihre Mutter das Wort. »Was meinst du damit, Kind?«
    »Nun … nun …«, stotterte Elise. Hätte sie nur den Mund gehalten und ihren Ärger heruntergeschluckt. »Ihr … ihr reist durch das Land und bewundert alles, was die seit Jahrhunderten toten Maya an Steinresten hinterlassen haben. Und die heute lebenden Maya? Über die redet ihr, als ob sie dumme Kinder wären. Wie bringt ihr das zusammen?«
    »Na, na, das ist ein bisschen harsch, oder?« Johann Hohermuth runzelte die Stirn und wiegte den Kopf von rechts nach links. »Du musst zugeben, dass die Indios, verglichen mit uns, rückständig sind.«
    »Woher wollt ihr das wissen? Immer wenn ihr von den Indios sprecht, redet ihr so … so von oben herab. Ihr haltet euch für etwas Besseres. Und wenn es um die alten Maya geht, dann überstürzt ihr euch geradezu vor Bewunderung.« Die ganze Wut, die sich in den letzten Tagen und Wochen angestaut hatte, brach sich Bahn. »Ihr denkt nicht einmal darüber nach, dass die Indios die Nachfahren der Maya sind und wie es ihnen heute geht und warum es ihnen heute so geht und wer schuld daran hat. Ihr … ihr seid nicht viel besser als die Kaffeebauern, die den Indios ihr Land weggenommen haben.«
    Es herrschte Stille. Elise hätte am liebsten ein Loch gefunden, in das sie sich verkriechen konnte. Bis zu dem Augenblick, als sie den anerkennenden Ausdruck auf Georgs Gesicht sah.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte ihr Vater schließlich. Er strich sich durch den Bart. »Wir haben noch nie darüber nachgedacht. Interessante Sichtweise.«
    Elise lächelte. Damit hätte sie niemals gerechnet. Anerkennung von ihrem Vater. Neugierig schaute sie ihre Mutter an. Bisher hatte Henni Hohermuth noch nichts gesagt und an ihrem Gesicht ließ sich nicht ablesen, was sie von Elises Ausbruch hielt.
    »Das ist ein bisschen zu einfach, oder?«, sagte ihre Mutter schließlich und schürzte die Lippen. »Wir beuten die Indios nicht aus, sondern helfen, dass ihre Kultur erhalten wird und nicht dem Urwald zum Opfer fällt.«
    »Du … du wirst mich nie verstehen!« Elise sprang auf und lief davon. Nur weg vom Feuer, damit ihre Mutter nicht sah, dass ihr Tränen über die Wangen liefen.
    Nach kurzer Zeit hielt sie an und schniefte. Hinter sich hörte sie Schritte. Sie drehte sich um. Vor dem sanften Schein des Feuers erkannte sie die Silhouette ihrer Mutter. Elise schniefte erneut. Sie hatte so gewünscht, dass Georg ihr nachlief … Vorsichtig kam Henni Hohermuth auf sie zu.
    »Ach, meine Kleine.« Elises Mutter lächelte und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich weiß, dass du dir ein anderes Leben wünschst.«
    Elises Unterlippe zitterte und sie konnte nicht antworten, weil sie sonst losgeheult hätte. Ihre Mutter wusste, wie unglücklich sie mit all den Reisen war, und zwang sie trotzdem mitzukommen. Sie schaute ihre Mutter durchdringend an, bis diese den Blick abwendete.
    »Vielleicht war es zu egoistisch von uns, von mir, dich aus Bremen zu uns zu holen.« Nun bemerkte Elise, dass die Stimme ihrer Mutter belegt klang. »Aber ich habe dich so vermisst. Jeden Tag, den wir ohne dich waren.«
    »Aber … aber …«, konnte Elise nur hervorbringen.
    »… warum wir dich erst bei deinen Großeltern ließen?« Ihre Mutter lächelte. Traurig. Schaute auf ihre Hände und ihre langen,

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