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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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verlegen an.
    »Entschuldigung, dass ich Sie den ganzen Abend nicht beachtet habe, aber ich ... ich habe schon lange nicht mehr ...«
    »Ist schon gut, ich hoffe, es hat Ihnen gefallen?«
    »Es war sehr schön, danke, dass Sie mich hierher geführt haben, Mijnheer Riard.«
    »Wollen wir nicht ...«, er erhob sein Glas, »ich meine, wir können das Sie auch gerne weglassen. Es ist immer so ...« Er lächelte verlegen.
    »Gerne, wenn Sie ... du ...« Julie war froh, dass es dunkel war, so sah er hoffentlich nicht, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss.
    Himmel, was würde Karl jetzt wohl denken, schoss es ihr durch den Kopf. Sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf die blauen Augen ihr gegenüber.
    »Freut mich, Juliette.«
    »Jean.«
    Sie erhoben beide ihre Gläser.
    Etwas später schlenderten sie im Schutz der Nacht durch die Gärten, zu dem Platz, an dem die Droschken warteten. Allerlei kleine Nachtvögel umschwirrten im Licht des Mondes die Bäume auf den Grünflächen, die von gepflegten Muschelsandwegen durchzogen wurden. Julie und Jean gingen sehr langsam, und so waren sie bald allein.
    »Jean, das war ein sehr schöner Abend.« Julie hatte sich wieder bei ihm eingehakt und zog ihn jetzt zur Bestätigung ihrer Worte leicht zu sich heran. Sie mochte seine Nähe, den leicht männlichen Duft, der von ihm ausging, seine Art zu reden. Sie fühlte sich wohl mit ihm.
    Jean blieb stehen und wandte sich ihr zu. »Mir hat der Abend auch sehr gefallen, Juliette ... Julie, und wenn ... wenn ich ...« In Julies Brust machte sich ein Schwarm Schmetterlinge frei, wie sie es noch nie erlebt hatte. Alles um sie herum schien in weite Ferne zu rücken. Hier, jetzt, in diesem Moment, in diesem Garten, auf diesem, vom Mondlicht bestrahlten Weg, gab es nur sie beide. Ihre Augen suchten die seinen, ihre Blicke trafen sich. Er strich ihr sanft mit der Hand über die Wange, fasste sie zärtlich am Kinn und führte ihre Lippen zu den seinen. Einen kurzen Moment schien die Welt um Julie stillzustehen. Als sich ihre Lippen trennten, rang sie nach Atem. »Julie ... wenn es in meiner Macht stünde ... ich würde dir jeden Abend eine Freude bereiten, und jeden Tag ... und ...« Er strich ihr zärtlich über die Wange. Julies Körper reagierte mit einem wohligen Schauer. Dann näherten sich Schritte. Der Zauber entschwand. Jean trat einen Schritt zurück, sein Gesicht bekam einen ernsten Ausdruck. »Julie ... Es ... es tut mir leid. Wir sollten weitergehen, da kommt jemand.« Sie hakte sich mechanisch wieder bei ihm unter, und gemeinsam schritten sie zu den Kutschen.
    Im Stadthaus angekommen ließ Julie sich rücklings auf ihr Bett fallen.
    »Misi? Alles in Ordnung?« Kiri blieb verwundert stehen, als sie gerade eine frische Schale Wasser hereinbrachte.
    »Ja, Kiri, es ist alles gut.«
    Julie wusste nicht, wie ihr geschah, eine solche Gefühlsexplosion wie vorhin, als ... als seine Lippen die ihren gesucht hatten, das hatte sie noch nie erlebt. Sie hoffte, Jean bald wiederzusehen.
    Zu Julies Bedauern ging Jean von diesem Abend an auf Distanz zu ihr. Seine Besuche nahmen wieder einen förmlicheren Charakter an, auch führte er sie nur noch zu belebten Plätzen aus und niemals mehr am Abend. Zunächst versuchte sie, seinem Verhalten etwas Positives abzugewinnen, außerdem redete sie sich ein, sich ihrer Gefühle noch nicht ganz klar zu sein. Aber nach und nach merkte sie, wie sehr sie sich nach ihm sehnte, nach seiner Nähe, seiner Stimme. Wenn er nicht da war, verursachte ihr sein Fehlen nichts als schmerzhaftes Verlangen. Sicherlich war es taktvoll von ihm, sie beide nicht noch einmal in eine verfängliche Situation zu bringen. Aber Julie hatte manchmal das Gefühl zu platzen.
    In der folgenden Woche kam Karl wieder in die Stadt. Und dieses Mal wollte Julie es mit eigenen Augen sehen. Als er sich am Vormittag verabschiedete, rief sie kurz darauf eine Mietdroschke und führte den Fahrer gemäß Kiris Beschreibung. Die Straßen in dieser Stadt waren fast alle schnurgerade, man musste nur darauf achten, dass man oft genug abbog. Als Julie schließlich an der richtigen Straße angelangt war, wies sie den Kutscher an, zu halten und zu warten. Sie wollte das letzte Stück zu Fuß gehen. Sie hatte sich möglichst unauffällig gekleidet, um nicht aufzufallen. Viele Menschen begegneten ihr nicht, und dies war eine Gegend, in der eine weiße Frau durchaus auch allein herumspazierte.
    Als sie am Ende der Straße tatsächlich das Haus

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