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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Gesichtsausdruck auf und blickte auf Erika herab. Erika versuchte derweil unter Tränen, sich zu bedecken. »Na, also ... das Kleid kannst du behalten, bring es mit, wenn ich dich rufe!« Mit diesen Worten verließ er die Kammer.
    Erika war wie in Trance. Sie lag einen Moment reglos da, bevor sie sich schließlich mühsam unter Schmerzen aufraffte, ihre zerrissene Kleidung aufsammelte und im Schutz der Dunkelheit zum Haus huschte. Kurz vor der Hintertür krampfte sich ihr Körper zusammen, und sie übergab sich hinter einigen Büschen. Verbissen versuchte sie, leise zu sein, nicht auszudenken, wenn sie jemand in diesem Zustand sah. Mit dem Geschmack von Tränen, Blut und bitterer Galle im Mund erreichte sie endlich ihr Schlafzimmer. Als sie die Tür hinter sich verschlossen hatte, sackte sie haltlos schluchzend auf dem Boden zusammen.
    Wie konnte er nur so etwas tun? Angeekelt zog sie sich das Sklavenkleid vom Leib. Sie fühlte sich schmutzig. Leise, um das schlafende Kind nicht zu wecken, kroch sie bis zur Waschschüssel und säuberte sich mit einem Lappen so gut sie konnte. Dass sich dabei eine große Wasserlache zu ihren Füßen bildete, kümmerte sie nicht. Immer und immer wieder schrubbte sie sich über die Beine und über ihre Scham, bis ihre Haut so brannte, dass nichts von dem Geschehenen noch übrig sein konnte. Achtlos ließ sie den Lappen auf den Boden fallen, kroch unter ihre Bettdecke und zog sich das Laken bis unter das Kinn. Zitternd lag sie da, starrte in die Dunkelheit und versuchte, sich auf den leisen, friedlichen Atem ihres Kindes zu konzentrieren. Nicht daran denken, was sie eben erlebt hatte. Nicht daran denken!

Kapitel 10
    Die Zeit in Paramaribo verging viel zu schnell. Als Karl zum dritten Mal in die Stadt kam, befahl er Julie und Martina, wieder mit auf die Plantage zu kommen. Julie wollte nicht, zwang sich aber zu schweigen. Sie mochte seinen Zorn jetzt nicht heraufbeschwören. Martina war auch nicht begeistert.
    »Aber Pieter ist doch noch ...«, startete Martina einen vorsichtigen Versuch.
    »Der findet den Weg zur Plantage auch allein«, knurrte Karl, »solange er es bis zur Hochzeit schafft.«
    Er hatte recht. Jetzt waren es nur noch knapp drei Wochen bis zur Hochzeit, und alles Weitere war nun auf der Plantage zu regeln. Wehmütig packte Julie ihre Sachen, um mit Martina, Kiri und Liv nach Rozenburg zurückzukehren. Vielleicht bekam Pieter ja kalte Füße und kam nicht wieder ... Natürlich war ihr klar, dass das ein Wunschtraum war, denn die Chance auf die Plantage würde er sich nicht nehmen lassen. Das hatte er mehr als deutlich zum Ausdruck gebracht.
    Ivon Cornet würde ebenfalls in ein paar Tagen nach Rozenburg reisen, mit einem ganzen Frachtkahn voller Dekoration und Hochzeitsausstattung. Die ersten Gäste wurden dann bereits einige Tage vor der Hochzeit erwartet. Julie wollte noch zu den Nachbarn reisen, um die Unterbringung der Gäste zu besprechen, schließlich konnten nicht alle auf Rozenburg unterkommen, kaum jemand würde jedoch noch am selben Tag abreisen. So eine Hochzeit schien allen eine willkommene Gelegenheit, ein paar Tage Urlaub zu machen. Julie schmerzte jetzt schon der Kopf, wenn sie daran dachte, was noch alles zu erledigen war. Valerie hatte ihr zwar versprochen, sich zumindest um die Gäste zu kümmern, die aus der Stadt anreisten, und Julie eine lange Liste mit Namen gegeben, wer am besten bei wem unterzubringen war. Aber Julie wäre es viel lieber gewesen, Valerie vor Ort dabeizuhaben. Dies war allerdings undenkbar, Karl rückte keinen Millimeter von seiner Entscheidung ab, dass die Hochzeitsorganisation allein in der Hand seiner Frau lag, und Martinas Tante sowie seine ehemalige Schwiegermutter nur Martina zuliebe als Gäste geduldet waren. Allein die Anwesenheit dieser Personen auf der Hochzeit erregte sein Gemüt. Das entsprechende Versteckspiel war zwar für alle Beteiligen etwas nervenaufreibend, aber Martina und auch Valerie schien es auf gewisse Weise auch Spaß zu bereiten, Pieter hingegen enthielt sich einer Meinung und glänzte sowieso mit Abwesenheit. Julie empfand inzwischen keine Skrupel mehr, Geheimnisse vor Karl zu haben. Schließlich war er derjenige, der am meisten davon mit sich trug.
    Während Julie mit Kiri sorgsam ihre Kleider für die Heimreise zusammenlegte, schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Jean. Er hatte den nächtlichen Kuss mit keiner weiteren Silbe erwähnt. Empfand er vielleicht doch nicht ebenso wie sie? Leider hatte sie

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