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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut. Wer war hier der Hausherr?
    »Mijnheer Vandenberg, kommen wir gleich zur Sache. Uns sind bei den Abrechnungen, die Sie uns haben zukommen lassen, einige Unregelmäßigkeiten zu unserem Nachteil aufgefallen. Inzwischen handelt es sich bei der Fehlsumme um einen ansehnlichen Betrag.« Leevken sah Wilhelm unverwandt in die Augen, und das Grün darin schien sich für einen kurzen Moment zu verdunkeln.
    Wilhelm wurde schlagartig klar, dass die fadenscheinigen Entschuldigungen, die er sich für den vermeintlich hinterwäldlerischen Plantagenmenschen zurechtgelegt hatte, keinen Pfifferling wert waren. Leevken wusste, was er wollte, und war auch nicht gekommen, um sich mit Kleinigkeiten abspeisen zu lassen oder gar zu betteln. Und irgendwie, so schoss es Wilhelm in den Sinn, schien auch der Lebensstandard in den Kolonien nicht so schlecht zu sein, wie es allgemein hieß.
    Wilhelm schalt sich innerlich seiner abschweifenden Gedanken. Vielleicht hätte er nichts trinken sollen. Seine Konzentration ließ etwas nach. Kurz starrte er in Richtung Fenster, um sich zu sammeln. Draußen hatte es zu schneien begonnen.
    Er straffte sich und setzte sich aufrecht hin. Leevken sollte nicht denken, er hätte hier keinen ebenbürtigen Gesprächspartner vor sich.
    »Mijnheer Leevken, ich bedauere außerordentlich, dass Sie jetzt die weite Reise auf sich genommen haben, um ... wir hätten das auch schriftlich regeln können.«
    Leevken unterbrach Wilhelm mit dem Anflug eines Schmunzelns. »Mijnheer Vandenberg, ich bin keineswegs nur Ihretwegen nach Europa gereist. Ich habe bei Weitem wichtigere Dinge zu erledigen. Aber da ich schon mal da bin, bietet sich eine Klärung an.«
    Wilhelm begann zu schwitzen. »Natürlich ... Ich freue mich in jedem Fall über Ihren Besuch.« Wilhelm räusperte sich, während die Gedanken in seinem Kopf darum kreisten, wie er das Gespräch nun weiterführen könnte. »Ich habe bereits Anweisung an meine Rechnungsabteilung gegeben, die Vorgänge nochmals zu prüfen. Sie verstehen ... in so einem großen Betrieb«, er machte eine ausschweifende Geste, »kann ich mich nicht um alles selbst kümmern. Leider bedarf es noch einiger Tage, bis alle Unterlagen bereitstehen. Ich hoffe, Sie haben die Möglichkeit und Zeit, mich nochmals aufzusuchen.«
    Leevken nickte. »Ich werde noch eine Weile in Amsterdam bleiben. Ich denke, wir können die Unregelmäßigkeiten dann begleichen. Es ist immer sehr unangenehm, wenn die eigene Buchhaltung durch Unzulänglichkeiten anderer durcheinandergerät.«
    Wilhelm fühlte sich, als wäre er geohrfeigt worden. Deutlicher hätte Leevken nicht ausdrücken müssen, was er von Wilhelm dachte. Er ärgerte sich darüber, auf diese Weise gedemütigt zu werden, und versuchte mühsam, durch die Wut einen klaren Gedanken zu fassen. Was, wenn er Leevken einfach die Zusammenarbeit kündigte? Der Gedanke schien verlockend, aber Leevken war auch ein zuverlässiger Lieferant mit vorzüglicher Ware. Im Grunde konnte er nicht auf ihn verzichten. Es würde Monate dauern, einen Ersatz aufzutun, und er wollte sich nicht die Blöße geben, als alteingesessener Importeur ebenfalls auf den billigen Rübenzucker umzusteigen. Erschrocken erkannte Wilhelm, dass es keine andere Möglichkeit gab, als das Geld für Leevken zu leihen oder einzusparen. Bloß wo? Wilhelm wand sich innerlich, aber er musste jetzt versuchen, diesen Leevken zu besänftigen. Zumal er sich noch nicht sicher war, ob seine Rechtsabteilung die Unregelmäßigkeiten überhaupt so schnell ausgleichen konnte. »Mijnheer Leevken, wir geben am 23. Dezember ein Dinner und würden uns freuen, Sie als unseren Gast begrüßen zu dürfen«, sagte er so freundlich wie möglich, obwohl sich alles in ihm gegen diese Einladung wehrte.
    Leevken erhob sich. »Gerne, dann sehen wir uns in einigen Tagen wieder. Ich melde mich.«
    Gleich stand der schwarze Diener neuerlich bereit, reichte seinem Herrn Hut und Mantel und öffnete ihm die Tür. Wilhelm musste sich eilen, hinterherzukommen. Aus den Augenwinkeln sah er gerade noch Margret im Flur durch eine Tür verschwinden. Dieses neugierige Weib! Sobald Wilhelm im Haus Besucher empfing, schlich sie über die Flure, in der Hoffnung auf ein wenig Stoff zum Tratsch mit ihren Töchtern. Dieser Leevken und sein schwarzer barfüßiger Begleiter kamen ihr da sicherlich gerade recht.
    Dass Leevken ihnen in absehbarer Zeit wesentlich mehr Gesprächsstoff liefern würde,

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