Im Land der Orangenbluten
von diesem Moment geträumt? Sie war zutiefst glücklich. Alles in ihr sehnte sich nach Jeans Nähe, und nun spürte sie seinen Blick auf sich.
»Ich habe dich vermisst.« Er lächelte ihr zu.
Julie schluckte. »Jean, es tut mir so leid. Auf der Hochzeit ... Ich weiß nicht, was in Karl gefahren ist. Jemand muss wohl irgendwie ... Was machst du jetzt?«
»Ach, Julie, mach dir keine Sorgen. Ich komme schon klar. Schreiber werden immer gesucht.« Er dämpfte seine Stimme. »Dein Mann ... Ich meine, hat Karl ...?«
Julie schlug die Augen nieder. »Ach, Jean. Karl hat ... Er ist fürchterlich eifersüchtig.« Sie spürte, wie die Erinnerung sie zu überrollen drohte und Tränen in ihre Augen schossen. Nein, sie wollte nicht darüber reden, das war Vergangenheit. Jetzt war sie hier. Im Hier und Jetzt. Mit Jean. Sie schluckte und sammelte sich, so gut es ihr möglich war. »Martina hatte eine Einladung von den Fiamonds bekommen und wollte unbedingt, dass ich mitfahre – es ist ein bisschen schwierig mit dem Baby, musst du wissen. Karl wollte erst gar nicht, dass wir in die Stadt fahren. Aber er kann das Baby den Fiamonds ja nicht ewig vorenthalten. Also ist er mitgefahren, und er hat Aiku abkommandiert, um auf mich aufzupassen.« Sie lächelte. »Naja, außer im Moment ... wenn Valerie ihn vorhin nicht ...« Sie warf ihm einen vielsagenden Blick zu: »Sag mal, Jean: War das hier geplant?«
Jean schmunzelte: »Sagen wir mal so: Der Zufall wollte, dass ich vor einigen Tagen Mevrouw Fiamond traf, und da ...«
»Also doch!« Julie schüttelte in gespielter Entrüstung den Kopf. Sie war Valerie in diesem Moment unendlich dankbar.
»Julie, ich musste dich einfach wiedersehen«, sagte Jean eindringlich. Sein Blick war voller Sehnsucht und senkte sich tief in ihren. Dann zog er sie sanft unter einen schattigen Laubengang und strich ihr zärtlich über die Wange.
»Jean, nicht! Wir ...« Hektisch sah Julie sich um. Kiri war nicht mehr zu sehen, sie war dezent auf dem Hauptweg geblieben und wartete, bis ihre Misi wieder auftauchen würde.
»Julie, wir sollten uns öfter sehen!« Jeans Stimme war bittend. »Mevrouw Fiamond deutete an, du würdest vielleicht jetzt öfter mit Martina in die Stadt kommen.«
Julie war hin und her gerissen. Sie wollte nichts lieber, als jede Minute mit Jean zu verbringen. Andererseits ... nicht auszudenken, wenn Karl von ihren Treffen erfuhr. »Jean, das geht nicht! Wenn Karl etwas herausfindet! Martina wird ...«
»Karl wird das nicht mitbekommen«, sagte Jean eindringlich. »Solange du sagst, du bist bei den Fiamonds. Dort wird er dich nicht aufsuchen. Außerdem ... selbst wenn er in der Stadt ist, das Haus seiner ... es liegt am anderen Ende der Stadt. Und da ist er dann auch gut beschäftigt.«
Julie zögerte. Seine Worte klangen überzeugend, trotzdem blieb ein Restrisiko. Was, wenn sie jemand sah? »Was ist mit Martina und Pieter?«
Jean zog sie an sich, nahm ihr Gesicht in seine Hände und gab ihr einen Kuss. Dann drückte er kurz seine Stirn gegen die ihre und sah ihr tief in die Augen. »Kein Aber Julie, ich möchte dich wiedersehen! Bitte! Um die beiden wird sich Mevrouw Fiamond kümmern, da bin ich mir sicher.«
»Aiku wird ...?«
»Um den mach dir keine Sorgen.« Jean lächelte vielsagend, »vor dem brauchst du keine Angst zu haben, er wird dich kaum verraten.«
Natürlich würde Aiku Karl nicht sagen können, wo Julie sich aufgehalten hatte und wen sie traf. Aber ganz sicher war Julie sich nicht. Aiku würde, wenn er wollte, einen Weg finden, seinem Masra die gewünschten Informationen zu übermitteln.
Jean bemerkte Julies Zögern und sah ihr tief in die Augen: »Julie, Aiku ist der Letzte, der uns verraten würde. Er hasst Karl.« Julie blickte ihn überrascht an. Das war ihr neu. Ihr war bisher nicht aufgefallen, dass Aiku seinen Herrn stark ablehnte. Schließlich bediente er ihn den ganzen Tag ehrerbietig. Natürlich, Karl behandelte ihn nicht gut, aber solange Aiku sich nichts zuschulden kommen ließ ... Bevor sie Jean allerdings weitere Fragen stellen konnte, nahm dieser ihre Hand. »Komm jetzt, es ist Zeit zu gehen«, flüsterte er und führte sie dann zurück auf den Weg und in Richtung von Martina, Valerie und dem Kind.
Diese hatten unter einem Baum Schatten gefunden. Martina spielte mit ihrem Sohn, der auf einer Decke lag und vergnügt strampelte. Valerie lächelte Julie fröhlich an, als sie und Jean herangeschlendert kamen.
»Oh, da seid ihr ja wieder, Martin
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