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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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mit dem Kind? Julie verspürte Sehnsucht nach dem kleinen Jungen. Seit seiner Geburt war auch sie tagtäglich mit ihm zusammen gewesen, sie vermisste seinen zarten Geruch und sogar das vollgespuckte Tuch über der Schulter.
    Sie überflog das Schreiben, konnte aber keinen weiteren konkreten Hinweis finden. Martina schrieb lediglich, dass sie es für gut hielt, wenn Julie sie baldmöglichst bei den Fiamonds besuchen würde.
    »Hm.« Karl überlegte kurz, bevor er Julie seine Entscheidung mitteilte. Es war seiner Stimme deutlich anzumerken, dass der Wunsch seiner Tochter ihm missfiel. »Gut, fahr zu Martina, Juliette. Aiku wird dich begleiten. Schließlich bist du deshalb mit in die Stadt gekommen.« Der Nachdruck in seiner Stimme war eindeutig: Aiku sollte auf Julie aufpassen. Dann erhob er sich. »Ich werde dann mal ...«
    Julie war nicht überrascht, dass Karl nicht von seiner Gewohnheit abrückte, Suzanna zu besuchen, obwohl seine ganze Familie in der Stadt war. Im Stillen atmete Julie sogar auf. So war Karl zumindest achtundvierzig Stunden fort.
    Sie wies Kiri an, ein paar Sachen zu packen. Wenn Martina nach ihr schicken ließ, musste es dringend sein, vielleicht waren sie oder Martin sogar krank? Sie würde vielleicht länger bei den Fiamonds bleiben müssen, da war es besser, sie hatte ein paar Sachen dabei.
    Kurz darauf machte Julie sich auf den Weg, Aiku und Kiri folgten der Droschke zu Fuß. Julie starrte abwesend auf die weißen Blüten der Orangenbaumallee, durch die sie fuhren. Unweigerlich schweiften ihre Gedanken zu Jean und dem Abend im Park zurück. Auch dort hatten die Orangen geblüht ... Der Nachthimmel war von unzähligen Sternen bevölkert gewesen, als ... Julie seufzte. Sie konnte diesen Mann einfach nicht aus ihrem Kopf verbannen, sosehr sie sich auch bemühte.
    Bei den Fiamonds nahm Valerie Julie in Empfang.
    Julie war aufgeregt. »Valerie! Ist etwas mit dem Kind? Oder ... Martina?«, flüsterte sie leise, während sie vorsichtig das schlafende Kind in Valeries Arm beäugte.
    Mit der freien Hand winkte Valerie Kiri und Aiku, die der Misi ergeben gefolgt waren, aus dem Raum. Dann lächelte sie.
    »Nein, keine Sorge, alles in Ordnung.« Sachte wippte sie das Baby hin und her.
    Julie trat heran und streichelte Martin zärtlich über die Wange. Dann blickte sie Valerie in die Augen. »Aber warum habt ihr mich dann rufen lassen?«
    »Juliette – mit Karl im Stadthaus hast du dich doch bestimmt gelangweilt, oder?« Jetzt zwinkerte Valerie Julie verschwörerisch zu. »Und da dachte ich, du würdest dich hier vielleicht besser unterhalten!« Julie grinste. Hierher würde Karl auf keinen Fall kommen, da hatte Valerie recht. »Und heute Abend wollte ich einen Ausflug in den Park machen, vielleicht hast du ja Lust mitzukommen?«
    Julies Herz machte einen Sprung. Das Gefühl von Freiheit breitete sich in ihr aus.
    In fröhlicher Stimmung machten sich die drei Frauen mit dem Baby wenige Stunden später auf den Weg. Als ihnen bald darauf wie zufällig Jean im Park begegnete, kam Julie für einen Moment der Gedanke, Valerie könnte diese Begegnung eingefädelt haben. Ihr Herz klopfte bis zum Hals, und ihre Knie wurden ganz weich, als ihr Blick für einen kurzen Moment auf seine Augen traf. Dann begrüßte Jean die Damen: »Julie! Mevrouw Fiamond, Mevrouw Brick. Ich freue mich, Sie zu treffen.« Die Begeisterung war seiner Stimme anzuhören.
    Valerie erwiderte seine Begrüßung herzlich, und für einen kurzen Moment hatte Julie das Gefühl, sie zwinkere Jean zu. Lediglich Martina schaute etwas verstört drein.
    In diesem Moment ließ Martin aus seinem Korb ein leises Quäken ertönen. Valerie schritt sogleich eifrig zur Tat. »Oh! Ich glaube, er hat Hunger. Martina? Vielleicht suchen wir uns ein ruhiges Plätzchen und ... Aiku, trag bitte meinen Schirm! Juliette, vielleicht möchtest du mit Mijnheer Riard ein Stück gehen, solange wir uns um Martin kümmern?«
    Martina schien zu einem Protest ansetzen zu wollen, erwiderte aber nichts, und auch Aiku warf seinen Blick unentschlossen zwischen Julie und Valerie hin und her, besann sich dann jedoch auf seinen gerade erhaltenen Auftrag und trug Valerie den Schirm hinterher.
    Ehe Julie sich versah, hakte Jean ihren Arm bei sich unter und führte sie in einen ruhigen Teil der Parkanlage. Kiri tappte in angemessener Entfernung hinter ihrer Misi her.
    Julie sah sich kurz um. Was war, wenn sie jemand sah? Dann wischte sie den Gedanken beiseite. Wie lange hatte sie nicht

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