Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
Vom Netzwerk:
reisen könnte, wie er wollte ...«, der Mann legte den Kopf schräg. »Ich fürchte, ich kann Ihnen keinen Passierschein ausstellen.«

Kapitel 9
    Das Wasser hatte weniger Schaden angerichtet, als Julie erwartet hatte. Im Haupthaus, welches von allen Gebäuden am höchsten lag, war nur die untere Etage leicht überschwemmt worden. Dank Amru und dem Einsatz der Hausmädchen hatten nur wenige Möbel Schaden genommen. Martina, Martin und Pieter hatten in der oberen Etage seelenruhig das Unwetter abgewartet und nicht einmal bemerkt, dass Julie und Kiri nicht im Haus gewesen waren.
    Im Gästehaus war die untere Etage deutlich stärker in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Schlamm lag eine Handbreit auf dem Fußboden. Am schlimmsten aber hatte es das Sklavendorf getroffen. Neben einigem Hab und Gut, welches das Wasser mit sich gerissen hatte, waren auch zahlreiche Hütten zerstört worden.
    Als die erschöpften Männer am nächsten Tag von den Feldern zurückkehrten, beaufsichtigte Julie bereits die Aufräumarbeiten im Dorf. Karl trabte auf seinem Pferd zwischen den Hütten hindurch. Er parierte seinen Hengst neben Julie und sprang vom Pferd. »Ist das Wasser bis hierhergekommen?«
    Julie nickte nur.
    »Und im Haus?«
    »Nicht so schlimm.«
    »Irgendjemand vermisst?«
    »Nein, Karl!« Julie fuhr böse herum. »Und auch die Frauen und Kinder sind wohlauf, ich habe sie im Gästehaus in Sicherheit gebracht, als das Wasser stieg.«
    »Du hast was?« Karl starrte sie ungläubig an.
    Julie wusste, was er davon halten würde, und hatte sich entsprechende Argumente bereitgelegt. Sie war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. »Sollte ich sie hier draußen ihrem Schicksal überlassen? Sieh doch, wie hoch das Wasser stand!« Sie zeigte auf die braunen Streifen an den Wänden der Hütten.
    »Hm«, machte Karl. »Das Wasser ist noch nie so hoch gestiegen«, sagte er nachdenklich. Er nahm sein Pferd am Zügel und wendete es in Richtung Stall. »War vielleicht ganz gut so ... mit dem Gästehaus«, brummte er.
    Julie sah ihm verblüfft nach. Sie hatte sich schon innerlich darauf eingerichtet, ihr Handeln rechtfertigen zu müssen. Dass sie jetzt fast ein Lob aus Karls Mund hörte, überraschte sie.
    Vom Dorf aus hatte sich das Wasser dann seinen Weg bis in die Felder gebahnt. Dort war der Schaden vor allem dank des Einsatzes der Sklaven gering geblieben. Der anhaltende Regen hatte zwar die Entwässerungskanäle gefüllt, die Pflanzungen an sich waren aber nur wenig beschädigt worden.
    Nachdenklich wandte Julie sich erneut den Frauen zu, die sich schon wieder um die Kostäcker hinter den Hütten kümmerten. Viele Pflanzen waren verdorben, und auch nicht alle Hühner hatten überlebt. Aber keine Frau und kein Kind war zu Schaden gekommen. Dankbar betrachtete Julie die Szenerie.
    »Pieter, du hättest dich auch kümmern können.« Karl fuhr seinen Schwiegersohn beim Abendessen an. »Ich war die ganze Nacht auf den Feldern. Aber du?! Wer muss sich draußen um alles kümmern? Meine Frau!«
    Julie traute ihren Ohren nicht.
    Pieter lief rot an. »Ich war bei meiner Frau und meinem Kind, was kümmert mich das Negerpack, können doch alle schwimmen.«
    »Das Negerpack sind meine Sklaven, und jeden davon habe ich teuer bezahlt. Und ich brauche sie, ohne sie würdest auch du nicht hier leben. Aber um so etwas macht sich der Herr Doktor ja keine Gedanken.« Karl war eindeutig gereizt. »Du tönst doch immer herum, dass du die Plantage eines Tages mit Martina führen willst. Da kannst du dich dann bei so was nicht einfach im warmen Bettchen verkriechen!« Er ließ sich zum wiederholten Male von Aiku nachschenken. »Juliette hat umsichtig gehandelt.« Er prostete ihr zu. Julie rang sich ein kleines Lächeln ab. Dann stand sie auf. »Ich werde mich jetzt zurückziehen, ich bin müde.« Sie eilte sich, in ihr Schlafzimmer zu kommen, sie war bis ins Mark erschöpft. Kiri folgte ihr. Das Sklavenmädchen wirkte nachdenklich, als sie Julie in ihr Nachtgewand half. »Ist etwas, Kiri?«, half Julie ihr auf die Sprünge. Sie wusste, dass die Sklaven nie von sich aus etwas sagen würden, sie durften es nicht.
    »Oh, Misi, nein ... doch ... ich weiß nicht.«
    »Nun sag schon.«
    Kiri war die Situation sichtlich unangenehm.
    »Was wird Misi Juliette machen, ich meine, was wird sie Masra Karl sagen wegen ...?«
    Julie schluckte. »Kiri, das weiß ich nicht, ich weiß es nicht«, antwortete sie ehrlich.
    Kiri wand sich, sprach dann aber doch

Weitere Kostenlose Bücher