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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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Hund sofort zu erschießen, der sich auf dem Grund der Plantage freimachte.
    Die Drohung brachte die Sklaven ins Wanken, noch aber standen sie alle da.
    »Gib mit den Hund!« Masra Pieter zerrte an der Leine, die der Basya neben ihm festhielt. Der große erdfarbene Hund, dem bereits lange Geiferfäden aus den Lefzen tropften, knurrte drohend. »Nun gib schon her!«
    Verdattert ließ der Basya los, Masra Pieter schnappte sich den Hund und löste die Leine. Das Tier stutzte einen Moment verwundert und setzte dann sofort mit einem großen Sprung zwischen die vielen schwarzen Körper, die vor ihm standen. Die Sklaven stoben auseinander, viele schrien, und alle suchten ihr Heil in der Flucht.
    Der Masra gab ein schallendes Lachen von sich. »Na, lauft!«
    Endlich regte sich Misi Martina. »Pieter, bist du verrückt?«, schrie sie, und zu einem der Basyas: »Los! Holen Sie das Gewehr, und erschießen Sie das Tier.«
    Amru war mit einem Satz bei Jenk, der vor Masra Pieter auf dem Boden lag.
    »Es reicht.« Masra Pieter hatte einen entrückten Ausdruck in den Augen. »Es reicht wirklich, hier werden jetzt andere Seiten aufgezogen.«
    »Pieter, bitte ...« Weiter kam Misi Martina nicht, Masra Pieter verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. »Und du«, brüllte er, »geh ins Haus, wie sich das gehört!«
    Die Misi wich taumelnd zurück und hielt sich erschrocken die getroffene Wange.
    Hinter den Hütten hörte man einen Schuss und ein kurzes Aufheulen. Der Basya hatte den Hund erlegt. Trotzdem hatte der Hund jeden gebissen, der ihm zwischen die Fänge geraten war. Viele Männer lagen auf dem Boden und hielten sich die blutenden Beine. Die Frauen, die das Spektakel aus den Hütten beobachtet hatten und aus Angst um ihre Kinder die Eingänge verschlossen hatten, sobald der Hund losgelaufen war, kamen nun hervorgestürzt und versuchten, ihren Männern zu helfen.
    »Nehmt den Mann und hängt ihn an den Baum«, befahl Masra Pieter und gab Jenk noch einen Tritt.
    Amru warf sich vor dem Masra auf die Knie. »Bitte, Masra ... bitte nicht«, flehte sie.
    »Er hat hier alle aufgewiegelt, das muss bestraft werden! Nun packt ihn schon, und hängt ihn an den Baum – wie früher, sage ich!«, befahl der Masra kalt.
    Amru versuchte noch, sich an den Arm ihres Mannes zu klammern, aber die Basyas stießen sie weg. Wie früher, hatte er gesagt! Das ließ alle Sklaven bis ins Mark erschrecken.
    Die Basyas brachten Jenk zum Baum, fesselten seine Handgelenke an die Fußgelenke, sodass er mit den Armen seine Beine umschlang, steckten oberhalb der Ellenbogen ein Stange durch die Kniekehlen und hängten ihn daran kopfüber an einen dicken Ast. »Papageienschaukel« nannte man diese Strafe, eine Foltermethode, die schon seit einigen Jahren verboten war. Kiri sah hilflos zu, wie Amru nochmals versuchte, den Masra zu beschwichtigen. Misi Martina stand derweil schluchzend hinter Kiri und jammerte nur: »Was ist nur in ihn gefahren? Warum tut er das?«
    Masra Pieter hingegen sah sich zufrieden den zusammengeschnürten Sklaven im Baum an, klopfte sich den Staub von der Hose und ging zum Plantagenhaus. Amru blieb weinend unter ihrem Mann sitzen. Masra Pieter hatte zwei Aufseher abgestellt, die Wache halten mussten, dass niemand Jenk befreite.
    Amru saß auch zwei Tage später noch dort. Sie hatte nichts gegessen und nichts getrunken, und kein gutes Zureden der anderen Sklaven brachte sie von Ort und Stelle.
    Am vierten Tag war Jenk tot.

Kapitel 11
    »Erika, ich muss dahin!« Julie hatte ihrer Freundin soeben atemlos berichtet, was sie von Wico erfahren hatte.
    Erika runzelte die Stirn. »Ich weiß ja nicht ...«
    Julie konnte nicht verstehen, warum Erika keine Begeisterung zeigte. Sie hatte Jean gefunden! Sie wusste, wo er war! Sie war enttäuscht und auch ein bisschen wütend über die Reaktion ihrer Freundin. Gerade sie musste doch wissen, wie sie sich fühlte. »Erika, du bist schließlich auch nach Batavia gefahren, um Reinhard zu suchen«, sagte sie trotzig. Dass diese Worte Erika einen schmerzhaften Stich versetzten, bedachte sie nicht.
    »Ja, eben, Juliette«, sagte Erika leise, »ich bin nach Batavia gefahren. Und? Was habe ich davon? Die Gewissheit, dass mein Mann nie wieder zu mir zurückkehren wird.«
    »Ja, aber Jean ...« Julie spürte den Schmerz ihrer Freundin. Aber mit Jean, das war doch etwas ganz anderes.
    »Juliette, hast du mal darüber nachgedacht, dass er seine Gründe gehabt hat, zu verschwinden und sich nicht mehr bei dir zu

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