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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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sie von Julie nicht annehmen, dafür war sie viel zu stolz. Plötzlich kam ihr eine Idee. »Der Kostacker des Stadthauses! Der liegt zwar am anderen Ende der Stadt, aber was dort angebaut wird, können wir sowieso nicht verbrauchen. Vielleicht hätten Sie Interesse, dort die Überschüsse abzuernten und zu verkaufen?«
    Suzanna runzelte die Stirn. Sie dachte eine Weile nach.
    »Hätte ihre Haussklavin im Stadthaus denn nichts dagegen?«
    Julie zuckte nur die Achseln. »Ich denke, die Ernte reicht, um das Stadthaus zu bedienen, Foni und Hedam anteilig zu versorgen und auch noch einen Überschuss zu erwirtschaften. Hedam hat sich gerade neulich erst beschwert, dass er vieles wegschmeißen musste, weil keiner da war, der es hätte essen können. Wenn Sie also wollen ... ich denke, es spricht nichts dagegen, dass Sie dort ernten und die Erträge mit auf den Markt nehmen. Als Gegenleistung können Sie ja den Kostacker etwas pflegen. Hedam kann da bestimmt Hilfe gebrauchen, und Foni kümmert sich sowieso nur um das Haus.«
    Suzanna war noch nicht überzeugt, irgendwo musste doch ein Haken an der Sache sein. »Aber ich kann doch nicht einfach Ihre Früchte verkaufen, so ohne ... ich weiß ja nicht.«
    Julie rollte mit den Augen. Suzannas Stolz in Ehren, aber sie meinte es ernst.
    »Na, dann liefern Sie das eingenommene Geld eben im Stadthaus wieder ab, und ich bezahle Sie dann dafür, dass Sie die Waren verkauft haben.«
    Jetzt lächelte Suzanna: »Abgemacht!«
    Julie war zufrieden. So konnte sie Suzanna wenigstens helfen, ohne dass es den Anschein hatte, ihr Almosen aufzuzwingen.
    Gerade als die Frauen sich voneinander verabschiedeten, drangen von draußen Rufe herein. »Mama! Mama?«
    »Das ist Minou!« Besorgt stürzte Suzanna durch die Tür in den Flur, stieß aber sogleich mit jemandem zusammen, der gerade das Haus betrat.
    »Oh!« Suzanna schlug die Hand vor den Mund, um gleich darauf die Arme hochzureißen und der Person um den Hals zu fallen. Julie trat einen Schritt an die Tür heran, um sehen zu können, wer da gekommen war. Sie beobachtete, wie Suzanna einem jungen Burschen die Stirn küsste, während sie sein Gesicht in beiden Händen hielt.
    Sie schien überglücklich, ihren großen Sohn wohlbehalten in die Arme schließen zu können. Ebenso Minou, die ihn gleich mit vielen Fragen belagerte: Hatte er Gold gefunden? Und die gefährlichen Echsen am Fluss gesehen? Oder gar einen der Waldgeister? Als er sich in Richtung Küche wandte, betrachtete er Julie einen Moment verwundert, sagte aber nichts. Er nahm seine kleine Schwester liebevoll auf den Arm und trug sie in die Küche. »Minou, Minou, nun lass mich doch erst mal reinkommen.«
    Julie zögerte. War es besser, jetzt zu gehen? Ob es Suzanna etwas ausmachte, wenn sie noch blieb? Julie war nämlich durchaus neugierig auf die Berichte des jungen Mannes. Zu ihrer Erleichterung winkte Suzanna sie zum Tisch, bevor sie aus einem Regal zur Feier des Tages eine kleine Flasche holte und Wico zuprostete. Dann nahm sie einen Schluck und ließ die Flasche herumgehen.
    Julie bemerkte, dass Wico sie immer noch neugierig ansah. Sie hatte sich ja auch noch nicht richtig vorgestellt. Nur, wie sollte sie sich präsentieren? Suzanna kam ihr zuvor.
    »Wico, das ist Juliette Leevken. Die Frau eures verstorbenen Vaters.« Suzanna machte kurzen Prozess, und Julie schluckte überrascht.
    Minou hatte in der Aufregung gar nicht richtig zugehört, aber Wicos Augenbrauen zogen sich misstrauisch zusammen. Suzanna entging das nicht, sie stupste ihn an und erklärte: »Juliette arbeitet in der Krankenstation der Mission und kam sozusagen dienstlich hierher.«
    »Mutter, warst du krank?« Wico betrachtete seine Mutter mit besorgtem Blick.
    »Nur ein bisschen Fieber, ist schon wieder in Ordnung«, spielte sie die Situation herunter. »Aber nun erzähl: Was hast du erlebt?«
    Wico berichtete von den Zuständen im Hinterland, wo die Menschen an den Flüssen nach Gold schürften. Die Situation klang recht chaotisch, die Gebiete waren anscheinend noch gar nicht erforscht, und die Arbeiter wurden auf gut Glück losgeschickt. Einige waren bereits ums Leben gekommen. Und wenn es ihnen gelang, in einem Fluss oder Kreek etwas Gold zu finden, mussten sie es auf dem Weg zurück in die Stadt beim Vorarbeiter abliefern und sich durchsuchen lassen.
    »Inzwischen durchsuchen sie auch die kleinste Ecke, in der ein Mann etwas verstecken könnte. Und das nicht nur im Boot und im Gepäck«, er deutete mit der

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