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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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andere Blätter und Früchte. Große bunte Vögel flogen zwischen den Bäumen umher und gaben krächzende Laute von sich. Die farbigen Frauen, die auf den Straßen herumliefen, waren bunt gekleidet mit kunstvoll gewickelten Kopftüchern. Julie erinnerte sich an die kleinen kolorierten Abbildungen in ihren Schulbüchern. Wie aufregend hatte sie es immer gefunden, über fremde Völker und Kulturen zu hören und zu lesen! Jetzt war sie selbst mittendrin. Zu ihrer großen Verwunderung sah sie nicht nur farbige Menschen, sondern auch vereinzelt kleine Asiaten. Wie es die wohl hierher verschlagen hatte? Gerne hätte sie Karl danach gefragt. Der gab aber gerade dem Kutscher eine mürrische Anweisung. Karls Laune schien nicht die beste zu sein. Julie zog es vor zu schweigen. Die Gegend, in die sie jetzt kamen, sah weniger ordentlich und aufgeräumt aus. Julie wurde etwas mulmig zumute. Was wollte Karl hier?
    Der Wagen stoppte. Karl stieg aus, und Julie folgte ihm auf seine ungeduldige Aufforderung hin. Allmählich fühlte sie sich wie ein Hündchen, das brav seinem Herrn hinterherlief.
    Karl verließ die breite Straße und betrat ein dunkleres Häuserviertel. An einem schäbigen Haus klopfte er an.
    Der Mann, der die Tür öffnete, wirkte genauso ungepflegt wie die Umgebung. »Ah, Leevken, kommst du, um deine Schulden zu bezahlen?« Mit einem breiten Grinsen entblößte er faulige Zahnstumpen.
    »Das auch, das auch. Lass uns rein, Bakker.« Karl schob sich eilig an dem Mann vorbei ins Haus. Julie schien es, als wolle er hier nicht gesehen werden. Sie folgte ihm hinein, es stank erbärmlich, und schon im Halbdunkel ließ sich erkennen, dass hier lange niemand sauber gemacht hatte. Ein paar dicke Fliegen stoben von schmutzigem Geschirr hoch, welches sich auf dem Tisch stapelte, und summten ungehalten um die Gäste. »Darf ich vorstellen, meine Frau.« Karl deutete mit einem Kopfnicken auf Julie. »Sie braucht eine Leibsklavin.«
    Mit einem gierigen Blick kam Eifer in den Mann. »O ja, o ja, hab gerade frische Ware reinbekommen.« Er verschwand, und kam kurz darauf zurück, ein schwarzes Mädchen vor sich herschiebend. Das kleine Ding sah erbärmlich aus in seiner zerlumpten und spärlichen Bekleidung. Demütig hielt es den Blick gesenkt.
    Sie ist fast noch ein Kind, dachte Julie entsetzt und voller Mitleid.
    Karl jedoch trat auf das Mädchen zu, packte es rüde an der Schulter, musterte es und drehte es langsam einmal um die eigene Achse. Als Julies Blick auf den geschundenen Rücken des Mädchens fiel, schnappte sie erschrocken nach Luft und kniff die Augen zusammen. Karl sah die Striemen auch, zeigte aber keine Spur von Mitleid.
    »Was willst du mir denn da andrehen, Bakker?«, sagte er stattdessen verächtlich. »Sieht ja nicht gerade umgänglich aus, das Ding.«
    »Das hat sie nicht von mir.« Der Mann hob abwehrend die Hände. »War wohl beim Vorbesitzer nicht artig.« Er gab ein widerliches Lachen von sich.
    »Hast du nicht was Älteres da, irgendwas mit Erfahrung?« Karl packte das Mädchen am Kinn und schaute ihr in den Mund. Julie kamen Bilder in den Kopf, wie sie als Kind einmal ihren Vater zu einem Pferdemarkt begleitet hatte. Er wollte sich damals die besten Tiere für seine Equipage selbst aussuchen. Er hatte den Tieren genauso in die Mäuler geschaut wie Karl dem Mädchen. Die Männer verhandelten derweil unbeirrt weiter über ihre »Ware«.
    »Leevken, momentan gehen die Guten weg wie süße Orangen. Du weißt doch, wie das ist ... aber die hier ist wirklich nicht übel, vielleicht noch etwas jung, aber dafür völlig unverbraucht ...«
    »Ach, komm, die kann doch nichts.« Karl stieß das Mädchen an: »Kannst du was? Sprich!«
    Das Mädchen flüsterte und starrte dabei auf seine nackten, dreckigen Füße: »Masra, ich kann kochen, ich habe in der Küche gearbeitet.«
    »Siehst du, Bakker, ein Küchenmädchen. Nein ... so was brauchen wir nicht. Also, wenn du nichts anders hast ...« Karl wandte sich ab, als wolle er gehen.
    Bakker, der wie ein großer, drohender Riese hinter dem Mädchen stand, verzog kurz das Gesicht.
    »Warte mal, Leevken.« Bakker verschwand wieder durch die Hintertür und kam kurz darauf mit einer greisen schwarzen Frau zurück. Verlegen versuchte die Alte, ihre wurzelartig verwachsenen Hände zu verbergen, während sie Karl und Julie einen herzerweichenden, hoffnungsvollen Blick zuwarf.
    »Bakker, das ist doch jetzt wohl ein Scherz, ich suche eine leistungsfähige Sklavin und nicht ... so

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