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Im Land der Orangenbluten

Im Land der Orangenbluten

Titel: Im Land der Orangenbluten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: belago
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was.« Karl schüttelte den Kopf und schickte sich an zu gehen.
    »Ich mach dir für die Kleine auch einen guten Preis, aber wenn du sie nicht willst ... Carmen nimmt sie bestimmt gern für ihr Haus. Die Soldaten und Matrosen mögen diese jungen Dinger ja.«
    Julie wusste zwar nicht, wer diese Carmen war, aber so wie Bakker das Wort Haus ausgesprochen hatte, handelte es sich wohl kaum um einen gewöhnlichen Haushalt.
    Karl schien jetzt zu überlegen. »Was willst du denn für die Kleine haben?«
    Bakker machte ein ernstes Gesicht. »Für zweihundert kannst du sie mitnehmen.«
    Karl wandte sich an Julie: »Komm, Juliette, wir gehen, dann müssen wir halt woanders schauen.«
    »Leevken, das ist doch nun wirklich ein guter Preis! Ich muss doch auch leben.«
    »Pah ...« Karl packte Julie am Arm und schob sie zur Tür. Julie sah die Enttäuschung in den Gesichtern der beiden Sklavinnen. Es brach ihr fast das Herz. Mit einem Ruck löste sie sich aus Karls Griff und blieb stehen.
    »Ich will das Mädchen!«
    Karl hielt inne und sah Julie verwundert und etwas ärgerlich an.
    »Nein, kommt überhaupt nicht in Frage«, zischte er.
    Bakker hingegen witterte seine Chance. »Hat ein gutes Auge, deine Frau, siehst du ... sie weiß, dass das mal eine treue Sklavin wird. Nun komm, für einhundertachzig kannst du sie mitnehmen.«
    »Einhundertdreißig.«
    »Gut, einhundertfünfzig, mein letztes Wort.« Bakker verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Papiere?«
    »Natürlich bekommst du Papiere, ich bin doch ein ehrenwerter Händler!« Bakker grinste und nahm ein Geldbündel von Karl entgegen. Dann stieß er das Mädchen in Julies Richtung und deutete der Greisin an, sich wieder nach hinten zu verziehen.
    Julie sah der alten Frau mit traurigem Blick hinterher, am liebsten hätte sie auch sie mitgenommen, aber das hätte Karl niemals geduldet. Zumindest dem Mädchen konnte sie helfen.
    »Na, bestens. Leevken? Noch einen Schluck auf das gute Geschäft?«
    Julie atmete auf, und während die Männer am Tisch standen und die Gläser erhoben, betrachtete sie das Mädchen genauer. Die Kleine stand eingeschüchtert und mit gesenktem Blick da, nur ihre nestelnden Finger verrieten, dass ihr nicht wohl in ihrer Haut war.
    »Wie heißt du?«, fragte Julie leise.
    »Kiri«, hauchte das Mädchen schüchtern.

Kapitel 2
    Erika war positiv überrascht. Ihre Unterbringung in einem der Häuser der Brüdergemeine in Paramaribo war wesentlich bequemer als die auf dem Schiff. Sie und Reinhard bekamen eine kleine Wohnung zugewiesen. Ein Schlafraum, ein Wohnraum, das war bei Weitem mehr, als sie erhofft hatte. Insgeheim hatte sie sich schon ausgemalt, in einer Lehmhütte zu leben, schließlich wusste sie nicht viel über den Standard der Kolonie, zudem hatten die Umstände der Überfahrt ihre Fantasie zu wildesten Vermutungen angeregt. Hier in diesen Räumen konnten sie es sich aber mit ihrer wenigen Habe hübsch einrichten.
    Äußerst ungewohnt war für sie der Umgang mit Sklaven. Entgegen ihren Vermutungen beherbergten auch die Herrnhuter eine stattliche Anzahl von Haus- und Arbeitssklaven.
    »Alles arme Seelen, die sonst niemand haben wollte«, rechtfertigte der Vorsteher der kleinen Gemeine dieses Gebaren. Erika dünkte aber, dass es den Brüdern nicht unrecht war, sich bedienen zu lassen.
    Zunächst hatte Erika abgelehnt, als man ihr die Sklavin Dodo zugeteilt hatte. Dodo war von undefinierbarem Alter, hatte krumme Zähne wie ein Pferd und ein blindes Auge. Dann aber musste Erika Dodos Hilfe doch in Anspruch nehmen. Da es nur eine einzige Küche gab, die zudem von den Sklaven beschickt wurde, und Erika viele der vorhandenen Vorräte nicht kannte und sich auch deren Zubereitung vor ihr verschloss, blieb ihr nichts anderes übrig, als Dodo diese Aufgabe zu übertragen. Die alte Sklavin war sichtlich erfreut, endlich arbeiten zu dürfen. Erika war unwohl bei dem Gedanken der Sklavenschaft, wusste sich aber zunächst nicht anders zu helfen.
    Dodos Kochkünste überzeugten sie allerdings schnell, die Aufgabe der Essenszubereitung an eine Einheimische zu übertragen. Erika hatte aus ein paar gekochten Bananen nur einen faden Brei zustande gebracht, da sie nicht wusste, wie sie die anderen Lebensmittel zubereiten sollte. Dodo hingegen überraschte ihre neue Herrin mit schmackhaften Suppen, gebratenem Fisch und allerlei Süßkram.
    Außerdem verfügte Dodo über eine außerordentlich scharfe Beobachtungsgabe. »Misi muss schließlich gut essen, Misi isst ja

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