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Im Land der Regenbogenschlange

Im Land der Regenbogenschlange

Titel: Im Land der Regenbogenschlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Altmann Andreas
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peitscht. Und genau hier, mittendrin, muss man sich D. H. Lawrence vorstellen. Wie er am äußersten Rand des Gartens steht, den Blick zum stürmischen Himmel und stürmischen Ozean gerichtet, dabei immer von dem triumphierenden Gefühl begleitet, einen Ort gefunden zu haben, der es mit seiner aufgewühlten, rebellischen Seele aufnimmt. Um schließlich – einmal mehr gestählt vom heldischen Gefühl, noch immer dem Toben und Schreien der Welt trotzen zu können – zurück an den Schreibtisch zu kehren.
    Natürlich war lange Zeit auch in Australien (wie in Europa und in den USA ) eine Reihe seiner Bücher verboten, »too pornographic«, »too dirty«, so die offizielle Begründung. Darunter Söhne und Liebhaber, Liebende Frauen, Lady Chatterleys Liebhaber . Dazu kamen sein »skandalöses« Leben, seine homosexuellen Affären, seine Liaison mit einer sechs Jahre älteren, verheirateten Frau und Mutter von drei Kindern, Frida Weekley, geborene von Richthofen, Deutsche, Schriftstellerin, Übersetzerin und nicht weniger untauglich für die bürgerliche Existenz als der Mann, den sie bis ans Ende seines kurzen Lebens – er starb mit 45 – begleiten sollte.
    Ich klingle am Gartentor. Von einer Nachbarin habe ich gehört, dass die jetzigen Besitzer das Haus aufstocken lassen wollten. Für den zu erwartenden Kinderreichtum. Aber der town council von Thirroul hat den Familienwerten, nach hartem Kampf, nicht stattgegeben. Es siegte ein anderer Wert: dass es für die Welt wichtiger ist zu wissen, wie einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Das ist eine bravouröse, ganz und gar dem Zeitgeist widersprechende Überlegung. Doch die abwesenden Eigentümer – ich läute lang und rufe laut – gehen entspannt mit dem Platz um. Kein mit der Nagelfeile manikürter Rasen, keine Geranien neben der Treppe, die zum Eingang führt, kein Fremde hassender Köter, der an der Kette reißt, keine gehäkelten Vorhänge, nein, eher elegant verwildert, fettes, wucherndes Gras, schiefe Kaktusstengel vor den Fenstern, überall liegt Spielzeug herum, unaufgeräumt, einladend. Die Nachlässigkeit erinnert an die Besitzer, an David Herbert und Frida Lawrence, die hier den Winter 1922 verbrachten.
    Strömender Regen, ich harre aus, ein Tagtraum lässt mich minutenlang den durchnässten Rucksack vergessen. Ich träume, dass die beiden Bürgerschrecke die Tür aufmachen und heiter rufen: »Come on in, Andrew, tea's ready.« Bis ich aufwache, weil jetzt doch ein Hundsvieh zwei Häuser weiter bellt und mir wieder einfällt, dass ich 85 Jahre zu spät bin. Ich würde für alles bezahlen, für den Tee, das Flegeln auf der Couch, für jedes Wort, das sie aussprechen.
    Aber niemand spricht zu mir. Durch den jetzt taifunartigen Regen mit wild ächzenden Bäumen zurück zum Bahnhof. Irgendwann überquere ich die Street of the year, das ist die Harbord Street, die 1996 zur Straße des Jahres in Thirroul gewählt wurde. Hier haben sie die Grashalme mit dem Mikrometer aufeinander abgestimmt. Vieles glaubt man erst, wenn man davor steht. Ich stehe davor, nass von oben bis unten, grinsend.
    Kurze Fahrt nach Wollongong, knapp 250 000 Einwohner, drittgrößte Stadt von New South Wales. Ich checke im Dicey Riley's ein, in Australien fungieren Pubs oft auch als Hotel. Ich bekomme die Nummer 19. Alles normal, nur befindet sich der Fernseher eigenartigerweise oben auf dem Schrank, das Kabel eindeutig zu kurz, um die Steckdose zu erreichen. Und der Apparat eindeutig zu schwer, um ihn von seinem Hochstand zu balancieren. Fungiert hier ein Hotelmanager als Pädagoge? Auch sonst ein strenges Haus, am Eingang steht: »Muss geschlossen werden«, andernfalls droht »instant eviction«, sofortige Ausweisung. An der Küchentür der klare Hinweis: »Kein Service, da Lebensmittel gestohlen wurden.«
    Wollongong und ich haben Pech, noch immer pfeift der Regen. Die Crown Street, die Hauptstraße, die Straße der Krone, wurde so angelegt, dass man sich am Ende von ihr an nichts mehr erinnert. Sie sieht aus wie tausend andere Hauptstraßen. Immerhin komme ich an KMA vorbei, einer Kampfsport-Schule. Hier kann man – so jedenfalls steht es auf dem Schild – ganz altmodische Werte trainieren: Courage & Ehre, Respekt für sich und Respekt für andere .
    In der

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