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Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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geparkt.
    Marissa erwartete, dass sie auf der Rollbahn landen würden, stattdessen flogen sie weiter, bis das Wohnhaus unter ihnen lag. Mit dem weitläufigen Gartengelände wirkte es wie eine grüne Oase mitten in der endlosen Wüste. Holt hatte ihr während des Flugs erzählt, dass die längste Grenze der Ranch etwa hundertfünfzig Kilometer betrug. Der Fußweg vom Flugplatz zum Wohnhaus hätte Stunden gedauert.
    Die vielen Billabongs, Lagunen und Flussbetten auf „Wungalla“ faszinierten Marissa am meisten. Unvorstellbar, wie sich alle diese Wasseradern füllen und das umliegende Land überschwemmen konnten! Regen war selten, die Rancher richteten ihre Hoffnungen mehr auf die Überflutungen, die weiter nördlich durch den Monsun verursacht wurden. Ganz selten erreichte das Wasser auch den Lake Eyre im Südwesten, der sonst ausgetrocknet dalag und mit einer fünf Meter dicken Salzkruste bedeckt war.
    Das ganze Land war von dramatischer Wirkung. Zum tiefblauen Himmel und der roten Erde bildeten die weißrindigen Geistereukalypten einen immerwährenden Gegensatz. Hier befand sich das wahre Australien, dessen mystischer Zauber in Volksliedern und Gedichten überliefert wurde. Marissa spürte, wie sie diesem Zauber mit jedem Augenblick mehr erlag. Sie erlebte nicht nur ein großes Abenteuer. Sie hatte auch einen Job und konnte hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.
    Holt setzte den Hubschrauber auf dem Vorplatz des Wohnhauses sanft auf und überließ ihn dann einem herbeieilenden Angestellten. Der Mann war wie ein Gärtner gekleidet, doch es musste noch mehr Helfer geben. Das Gelände war viel weitläufiger, als es aus der Luft den Anschein gehabt hatte, und so tadellos gepflegt wie der Botanische Garten in Brisbane.
    „Werden wir wirklich hier wohnen?“, fragte Riley, und seine Miene drückte Bewunderung und Scheu aus. „Das ist ja ein Schloss!“
    „Man nennt so etwas ein Herrenhaus“, erklärte Marissa und drückte seine Hand.
    Das Gebäude stammte aus der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, hatte immer wieder neue Anbauten erhalten und repräsentierte den typischen hochherrschaftlichen Kolonialstil.
    Der älteste Teil bestand aus dem zweistöckigen Haupthaus im georgianischen Stil, an das man später zwei einstöckige Flügel angefügt hatte. Eine breite Veranda umgab das Haus auf drei Seiten, rechts und links von der Eingangstür befanden sich je vier doppelte Glastüren, deren Läden geschlossen waren. Die kurze Treppe, die zur vorderen Veranda hinaufführte, war auf beiden Seiten von gelben Rosen gesäumt, die trotz der Hitze in voller Blüte standen.
    Marissa und Riley kamen aus dem Staunen nicht heraus. „Hoffentlich mögen sie uns“, flüsterte Riley aufgeregt.
    „Warum sollten sie das nicht tun?“ Marissa gab sich zuversichtlicher, als sie war. Dabei hatte Holt sie schon gewarnt, dass es nicht einfach sein würde!
    „Wir wollen hineingehen.“ Holt hatte sich zu ihnen gesellt. „Hal wird das Gepäck ausladen und in Ihre Zimmer bringen. Es ist ja nicht gerade viel … als wollten Sie höchstens zwei oder drei Tage bleiben.“
    „Ich konnte im Auto nicht mehr mitnehmen“, verteidigte sich Marissa. „Den Rest wollte ich nachschicken lassen, falls es mir gelingen würde, Arbeit zu finden.“
    „Meine liebe Miss Devlin“, Holt musterte sie spöttisch, „das würde nicht nur eine Ewigkeit dauern, sondern auch den größten Teil ihres Sparguthabens verschlingen. In einigen Tagen fliegen wir nach Coorabri, das ist bedeutend größer als Ransom und hat bemerkenswert gute Geschäfte. Dort kleiden wir Sie neu ein … im Westernstil, versteht sich. Hier draußen brauchen Sie keine städtische Garderobe.“
    „Und womit bezahle ich die ganze Herrlichkeit?“
    „Lassen Sie es für die Ranch anschreiben“, erwiderte er prompt. „Wir haben in ‚Wungalla‘ einen kleinen Laden für die Angestellten, aber für kleine Jungen und schmächtige Mädchen ist da nichts zu finden.“
    Schmächtige Mädchen! Was fiel Holt McMaster denn ein? Sie war eine erwachsene Frau und ausgebildete Lehrerin. Das sollte er gefälligst zur Kenntnis nehmen!
    „Werden wir erwartet?“, fragte sie unsicher.
    „Machen Sie sich darüber keine Sorgen.“
    „Dann also nicht.“
    „Stört Sie das so sehr, Miss Devlin? Sie sollten die große Überraschung sein.“ Holt gab Riley einen sanften Stoß. „Los, Riley. Erkunde dein neues Revier.“
    Ein Schatten glitt über Rileys fröhliches Gesicht. „Das hat Daddy auch

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