Im Land der Sehnsucht
wunderbar auf uns aufgepasst. Könnten Sie ihn nicht mit übernehmen? Er würde sich bestimmt nützlich machen. Riley liebt ihn sehr, und wenn wir ihn nicht mitbringen dürfen, muss ich Ihr großzügiges Angebot leider ablehnen.“
Holt brach in lautes Lachen aus, das keineswegs unangenehm klang. „Würden Sie das bitte wiederholen, Miss Devlin?“
„Ich sagte …“
„Ich habe Sie durchaus verstanden und finde es sehr rührend, wie Sie sich für den Hund einsetzen. Sie bestehen also darauf, dass er mitkommen darf?“
„Ich fürchte, ja.“
„Dann können Sie von Glück sagen, dass ich ein Tierfreund bin.“ Holt legte die Hände flach auf den Tisch. „Hiermit erkläre ich, dass ich Sie, Riley und den Hund bei mir aufnehme … unter der Bedingung, dass Sie und Dusty für mich arbeiten. Riley wird als Kind des Hauses betrachtet.“
Wie viel Herzensgüte verbarg sich unter Holts harter Schale! Marissa hätte am liebsten laut gejubelt.
„Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mr. McMaster.“
Wieder zuckte es belustigt um seine Mundwinkel. „Ob ich das wirklich bin, wollen wir lieber abwarten, Miss Devlin. Vielleicht habe ich nur eine Schwäche für Menschen, die sich nicht so ohne Weiteres von ihrem vierbeinigen Freund trennen. Ich bin nicht so leicht zu verwirren, doch Ihnen, Miss Devlin, gelingt das.“
„Wieso?“, fragte Marissa, die sich immer mehr in den Bann dieser dunklen Augen ziehen ließ.
„Indem Sie hier einfach im Outback auftauchen, wo Sie einfach nicht hingehören. Dies ist ein heißes, trockenes Wüstenland, und Sie würden besser in das kühle, feuchte Irland passen. Wie wollen Sie Ihre empfindliche helle Haut schützen?“
Marissa lächelte. „Sie werden es mir nicht glauben, aber ich bekomme niemals Sonnenbrand.“ Wie normal sich ihre Stimme anhörte, obwohl sie insgeheim mit sich kämpfte! „Brisbane hat subtropisches Klima, und sowohl Riley als auch ich sind an grelles Sonnenlicht gewöhnt. Schlimmstenfalls gibt es Creme mit einem hohen Lichtschutzfaktor und einen Hut.“
„Wenn Sie daran denken, ihn aufzusetzen.“ Holt wies auf ihren unbedeckten Kopf.
„Heute Morgen habe ich es in der Tat vergessen“, gab sie zu. „Wann soll ich meine neue Stellung antreten?“
Holt hatte sich lässig zurückgelehnt. Er sah wirklich wie der sprichwörtliche Rinderbaron aus.
„Warum nicht schon heute?“ Spontane Entscheidungen schienen bei ihm die Regel zu sein. „Ich nehme Sie und den Jungen im Hubschrauber mit. Mein Aufseher kann Ihren Kombi zur Ranch bringen. Ihnen gehört sicher der knallrote Wagen mit dem schwarzen Panther auf der rechten Tür.“
Marissa nickte. „Ich habe ihn preiswert bekommen“, erklärte sie leicht verlegen.
Holt stand auf, und es fiel Marissa wieder auf, wie athletisch er gebaut war. „Könnten Sie in einer Stunde fertig sein?“
Marissa sprang von ihrem Stuhl auf. „Das ist kein Problem.“
„Dann geben Sie mir die Autoschlüssel.“ Holt streckte die Hand aus. „Dusty muss allerdings im Wagen reisen. Im Hubschrauber ist beim besten Willen kein Platz für ihn.“
„Ich erkläre ihm die Situation“, versprach Marissa.
„Soll das ein Scherz sein?“ Holt sah sie an, als zweifelte er an ihrem Verstand.
„Keineswegs.“ Sie schüttelte den Kopf. „Dusty versteht immer, was ich sage. Ich muss ihm nur unbedingt verbieten, den Fahrer zu beißen.“
Wieder erscholl Holts tiefes, warmes Lachen. „Das dürfte überflüssig sein, Miss Devlin. Bert ist noch niemals von irgendwem oder irgendetwas gebissen worden. Außerdem erkennen Hütehunde instinktiv, wer ihr Freund oder ihr Feind ist.“
„Das ist richtig“, bestätigte Marissa. „Sie wissen, dass kein Wesen auf der Erde ohne Kameraden auskommt.“
„Daran wollen wir uns halten, Miss Devlin“, antwortete er trocken.
4. KAPITEL
Riley genoss den Flug wie ein außergewöhnliches Abenteuer. Auch Marissa hatte noch nie in einem Hubschrauber gesessen, zeigte ihre Begeisterung jedoch nicht so ungeniert wie ihr kleiner Bruder. Im Auto hätten sie für die Fahrt sicher drei Stunden gebraucht. Mit dem Helikopter ging es so schnell, dass „Wungalla“, eine der größten Rinderfarmen am Rand der Simpson Desert, viel zu früh vor ihnen auftauchte.
Ein großer Hangar mit silbern glitzerndem Dach kam in Sichtweite. Mehrere Airbusse hätten darin Platz gehabt, doch soweit sich erkennen ließ, stand nur ein einsamer Hubschrauber davor. In seiner Nähe waren mehrere Lastwagen und zwei Jeeps
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