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Im Land der Sehnsucht

Im Land der Sehnsucht

Titel: Im Land der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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immer gesagt“, erwiderte er mit zittriger Stimme.
    „Ein guter Rat. Wo ist er jetzt?“
    „Das habe ich Ihnen doch schon gesagt“, mischte sich Marissa ein. „Es regt Riley unnötig auf, über ihn zu sprechen.“
    Holt schüttelte den Kopf. „In seinem Alter wird man noch nicht allein damit fertig. Haben Sie noch nie von der heilenden Kraft der Wahrheit gehört?“
    Marissas Wangen färbten sich dunkler. „Ich habe sie Ihnen gesagt“, beteuerte sie mit blitzenden Augen.
    „Mäßigen Sie sich, Miss Devlin“, warnte Holt sie. „So erreichen Sie gar nichts bei mir. Kommen Sie lieber herein. Olly muss jeden Augenblick hier sein.“
    Marissa zögerte immer noch. „Wie sollen wir Sie anreden, Mr. McMaster?“
    Er lachte kurz. „Wenn Sie mich so ansehen, fällt mir nichts anderes ein, Miss Devlin. Lassen wir es also vorerst dabei.“
    Inzwischen war die Wirtschafterin aufgetaucht. Sie war groß und schlank, etwa Ende fünfzig und trug ein dunkelblaues Kleid mit weißem Kragen und weißen Manschetten. Ihr Lächeln hätte nicht freundlicher sein können.
    „Sie haben Besuch mitgebracht, Holt?“, fragte sie und musterte die Geschwister interessiert. „Welche erstaunliche Ähnlichkeit.“
    „Nicht wahr?“ Ollys Urteil war Holt offenbar nicht unwichtig. „Es sind diesmal aber keine Gäste, sondern neue Mitglieder des Haushalts. Darf ich vorstellen? Marissa und Riley Devlin. Marissa ist die neue Erzieherin. Sie wäre nicht ohne Riley und dieser nicht ohne Dusty gekommen … seinen treuen Blue Heeler, den Bert im Auto mitbringt. Der Junge wird künftig an Georginas Unterricht teilnehmen.“
    „Ist das Ihr Ernst?“, fragte Olly mit einem seltsamen Blick.
    „Wann meine ich es nicht ernst, Olly?“
    „Na dann …“ Sie reichte Marissa und Riley die Hand. „Willkommen auf ‚Wungalla‘. Die letzte Erzieherin ist schon eine Weile fort, deshalb brauchen wir dringend eine neue. Ist das Ihr erster Aufenthalt im Outback?“
    „Ja, und wir finden alles ungeheuer aufregend.“ Ollys Herzlichkeit vermittelte Marissa schon so etwas wie ein heimisches Gefühl. „Ich habe gute Empfehlungen, Miss …“
    „Olly genügt“, erklärte die Wirtschafterin resolut. Trotz der unterschiedlichen Figur erinnerte sie Marissa sehr an Daisy O’Connell. „Das gilt auch für dich, junger Mann. Und nun herein mit Ihnen. Soll ich Tee bringen, oder können Sie sich bis zum Essen gedulden? Bis dahin dauert es nicht mehr lange.“
    „Wir warten gern, Olly“, erklärte Holt für alle. „Inzwischen können Sie mit Marissa die Zimmer besichtigen. Wo sind die anderen?“
    „Mrs. McMaster ist in ihrem Zimmer. Leider geht es ihr heute nicht besonders gut. Miss Lois ist ausgeritten, muss aber bald zurück sein. Georgy spielt mit Zoltan … irgendwo im Garten.“ Olly zwinkerte Riley zu. „Zoltan ist ihr imaginärer Freund.“
    „Tatsächlich?“, fragte Riley überrascht. „Ich hatte auch einen. Er hieß Nali und gehörte zum Stamm der Emu.“
    „Und was wurde aus ihm?“, erkundigte sich Olly interessiert.
    Riley machte ein trauriges Gesicht. „Er wollte bei mir bleiben, doch seine Leute zogen weiter. Nali war noch ein Junge, so wie ich, und musste seinem Onkel gehorchen. Er war der Medizinmann der Emu.“
    „Dann hat Nali sich richtig entschieden“, meinte Holt. „Es kann schlimme Folgen haben, einem Medizinmann nicht zu gehorchen.“
    Riley sah vertrauensvoll zu dem großen Mann auf. „Darf ich Georgina suchen, Sir? Ich möchte, dass wir Freunde werden.“
    Marissa schüttelte den Kopf. „Du wirst sie später kennenlernen, Riley.“ Mit einem sechsjährigen Mädchen, das zu Ausbrüchen neigte, Freundschaft zu schließen war sicher nicht leicht. Andererseits hatte Riley ein so fröhliches und unkompliziertes Wesen, dass er womöglich einen besänftigenden Einfluss auf Georgina hatte.
    „Geh nur“, meinte Holt, nachdem er Marissa einen kurzen Blick zugeworfen hatte. „Du wirst sie leicht finden. Ihr habt viel Platz zum Spielen, aber an der Mauer ist Schluss. Verstanden?“
    „Ja, Sir.“ Riley sprang die Stufen hinunter und verschwand zwischen den Büschen.
    „Ich habe zu tun, Olly“, wandte sich Holt an die Wirtschafterin. „Bitte servieren Sie das Essen nicht später als ein Uhr. Bis dahin haben Sie Miss Devlin ja sicher untergebracht.“
    „Bestimmt“, versicherte Olly, und Marissa fiel ein weiterer Stein vom Herzen. Bisher war alles gut gegangen. Vielleicht gewöhnte sie sich auch noch an Holts spöttische Art.

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