Im Land der Sehnsucht
beantworten … Dies ist mein Haus, nicht wahr? Da kann ich tun und lassen, was ich will.“
Da Marissa keine Antwort einfiel, begann sie mit der rechten Hand auf den Tisch zu trommeln, bis Holt fragte: „Können Sie das auch, wenn Sie dabei die andere über dem Kopf kreisen lassen?“
„Wie bitte?“ Marissa blickte verstohlen zu ihm hinüber. Himmel noch mal, sah der Mann gut aus!
„Ja. Sehen Sie? Beide Hände bewegen sich völlig unabhängig voneinander.“
Das ist etwas für die Kinder, dachte Marissa und versuchte, es Holt nachzumachen. Sie übte es noch, als Olly mit den Beignets hereinkam.
8. KAPITEL
Marissa sah nach den Kindern. Da sie fest schliefen, hielt sie sich nicht lange bei ihnen auf und ging gleich wieder hinunter. Mit dem Besitzer von „Wungalla“ einen Abendspaziergang zu machen kam ihr nicht ganz richtig vor, aber Holt hatte darauf bestanden, und sie brauchte den Job zu sehr, um sich zu widersetzen.
Ob er das mit ihren Vorgängerinnen auch gemacht hatte? Dann war es nur allzu gut zu verstehen, dass sie sich Illusionen hingegeben hatten. Und Lois Aldridge? War sie mit ihrem Exschwager unter dem herrlichen Sternenhimmel des Outback spazieren gegangen?
Arme gekränkte, enttäuschte, wütende Lois. Hatte Holt ihr mehr versprochen, als er zu halten bereit gewesen war? Waren sie, zumindest zeitweilig, ein Liebespaar gewesen? Ein sinnlicher Mann wie Holt hatte nach der Scheidung sicherlich kaum enthaltsam gelebt. Vielleicht hatte es außer Lois noch andere Geliebte gegeben. In jedem Fall würde Holt wieder heiraten. Männer, die eine Ranch führten, brauchten einen männlichen Erben, der ihr Werk später fortsetzte.
„Bleiben wir auf dem Hauptweg?“, fragte Marissa. Das klang unverfänglich und verriet nichts von ihrer Unsicherheit.
„Selbstverständlich“, antwortete Holt. „Wir gehen immer geradeaus.“
„Haben Sie das auch mit meinen Vorgängerinnen gemacht?“ Die Frage war heraus, bevor Marissa darüber nachgedacht hatte.
Holt sah sie von der Seite an. „Dass ich Sie um Ihre Begleitung gebeten habe, bedeutet nicht, dass es eine Gewohnheit von mir ist, Marissa.“
„Ich darf mich also geschmeichelt fühlen, Mr. McMaster?“
„Holt“, erinnerte er sie. „Darauf hatten wir uns doch geeinigt. Im Übrigen überlasse ich es Ihnen, was Sie davon halten. Eigentlich sollten Sie nur die milde Nachtluft und den Sternenhimmel genießen.“
Marissa ließ einige Sekunden verstreichen, ehe sie fragte: „Warum tun Sie alles, um mich immer wieder in Verlegenheit zu bringen?“
„Tue ich das?“, fragte er scheinbar überrascht.
„Sie lassen mich über meine Stellung im Haus bewusst im Unklaren.“
„Sie sind die Erzieherin meiner Tochter“, erklärte Holt unmissverständlich. „Jedenfalls versuche ich, Sie so zu sehen. Meine Großmutter hat ihre eigenen Maßstäbe. Sie haben doch versprochen, ihr vorzulesen?“
„Es wird mir eine Ehre sein.“ Marissa sah ihn an. Sein Gesicht war im Schein der Außenlampen noch gut zu erkennen. „Und was ich sage, das meine ich.“
Holt seufzte. „Könnte ich das doch auch von mir behaupten.“ Er nahm Marissas Arm und bog in einen Seitenweg ein, der tiefer in den Garten führte. „Ich fliege morgen mit Lois nach Sydney. Wir werden zeitig frühstücken, daher erwarte ich nicht, dass Sie herunterkommen. Ich werde mehrere Tage fortbleiben … etwa eine Woche.“
Holts kurze Berührung hatte Marissa völlig durcheinandergebracht. „Dann vertrauen Sie mir Ihr Kind an?“, fragte sie mit stockendem Atem.
Holt nickte. „Mehr allerdings nicht. Olly hat mir erzählt, dass Sie reiten. Bitte beantworten Sie meine Frage ganz ehrlich: Können Sie das wirklich oder nur auf einem Pferd sitzen?“
„Sie nehmen wirklich kein Blatt vor den Mund, Mr. McMa… Holt.“ Marissa musste dicht neben ihm gehen, um den tief hängenden Zweigen auszuweichen. „Ich darf mich ohne Übertreibung eine gute Reiterin nennen. Riley reitet ebenfalls. Wir haben es beide von unserem Vater gelernt und sind außerdem Naturtalente.“
„Wir erben neben unseren Fähigkeiten auch unsere Neigungen. Georgy fürchtet sich vor Pferden, wie ihre Mutter. Leider hat sie auch vor Wasser Angst, nachdem sie als kleines Kind eine schlechte Erfahrung gemacht hat.“
„Das tut mir leid.“ Ob Holt Georgina in den Pool geworfen hatte, um ihr auf diese Weise das Schwimmen beizubringen? Manche Väter taten das, zu Holt passte es eigentlich nicht. Er hatte überhaupt ein seltsam
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