Im Land der Sehnsucht
nicht?“, rief Riley, der sich begeistert im Wasser tummelte. „Es ist herrlich, und ich pass auch auf dich auf.“
„Du darfst Georgy nicht drängen“, mahnte Marissa, die dicht hinter ihm auftauchte. „Sie wird es schon allein schaffen.“
„Ich habe keinen Badeanzug!“, antwortete Georgina. Es klang enttäuscht und nicht nach einer Ausrede.
„Wir besorgen dir einen!“, versprach ihr Marissa. „Einen ganz schicken. Am Sonntag ist dein Vater wieder da.“
„Werden Sie ihm sagen, dass ich geheilt bin?“
„Wovon?“ Riley hievte sich auf den Beckenrand und setzte sich neben Georgina.
„Von meiner Angst vor dem Wasser“, antwortete sie. „Meine Mum wollte mich immer in den Pool werfen. Sie war gemein … wie deine Mutter.“
Marissa fiel ein Stein vom Herzen. Die Freundschaft der Kinder war anscheinend so weit gediehen, dass sie sich gegenseitig von ihren Müttern erzählten. Eine bessere Therapie konnte es für beide nicht geben.
„Wenn ich schwimmen kann, will ich auch noch reiten lernen“, erklärte Georgina zur allgemeinen Verblüffung. „Ihr müsst es mir beibringen.“
„Nur unter der Bedingung, dass du mir zeigst, so zu malen wie du“, erwiderte Riley.
Georginas Wangen röteten sich. „Dann gefallen dir meine Bilder?“, fragte sie überrascht.
Riley nickte. „Und wie!“
„Tante Lois sagte immer, man müsste sie jemandem vorlegen … einem Psy… Psyko…“
„Einem Psychologen“, kam Riley ihr zu Hilfe. „Vielleicht konnte sie deine Bilder nicht verstehen. Du hast viel Fantasie.“
Georgina fiel ihm gerührt um den Hals. „Nach dem Tee werde ich euch etwas vorsingen“, versprach sie. „Dir und Marissa … und vielleicht noch Granny. Ich habe eine gute Stimme. Bisher durfte mir nur Zoltan zuhören.“
„Was für Lieder wirst du denn vortragen?“, fragte Riley gespannt, und seine Augen leuchteten vor Bewunderung.
Georgina sprang auf und warf Marissa ein Handtuch zu.
„Das verrate ich nicht.“
9. KAPITEL
Als Holt aus Sydney zurückkam, fand er einen geordneten Haushalt vor. Nach einer quälenden Auseinandersetzung mit Lois, in deren Verlauf sie ihm ihre unerwiderte Liebe gestanden hatte, war der häusliche Frieden genau das, was er jetzt brauchte.
Warum verliebten sich bloß so viele Frauen in Männer, die sie nicht haben konnten? Holt hatte natürlich von Lois’ Gefühlen gewusst – schon weil Tara ständig ihre Witze darüber gemacht hatte, ohne die geringste Rücksicht auf ihre Schwester zu nehmen. Selbst wenn Holt ungeduldig geworden war, hatte sie nur grausam gelacht und gesagt: „Wenn Lois wüsste, wie lächerlich ich sie finde. Du gehörst mir, Darling … vergiss das nie!“
Dennoch hatte Tara ihn betrogen, und zwar ausgerechnet mit einem Popstar! Gut aussehend, sexy, um Jahre jünger, hatte er Taras Aufmerksamkeit auf sich gezogen, während er mit seiner Band auf der Hochzeit einer Freundin spielte. Holt und sein Vater hatten sich gerade mit einer Wirtschaftskommission im Ausland befunden, was die Situation begünstigt hatte. Wäre Holt zu Hause gewesen, wäre das Ganze wahrscheinlich nicht passiert.
Dummerweise hatte ihr Liebhaber keinen Schutz benutzt, sodass Tara schwanger geworden war. Mit Georgina.
„Er bedeutet mir nichts“, hatte sie später immer wieder beteuert. „Nicht das Geringste, Darling. Ich war betrunken. Er muss mir irgendetwas ins Glas getan haben.“
Die Scheidung erfolgte nicht unmittelbar, doch Holt rührte Tara nicht mehr an. Ihm war längst klar geworden, dass sie nicht die interessante Frau war, für die er sie gehalten hatte. Seine schöne, charmante Verlobte hatte ihm eine filmreife Rolle vorgespielt. Sie war so überzeugend gewesen, dass nicht nur er, sondern die ganze Familie auf sie hereingefallen war – mit Ausnahme von Catherine, die einmal warnend zu ihm gesagt hatte: „Tara ist reizend, Darling, jedoch nicht unbedingt glaubwürdig.“
Taras Eltern wussten natürlich, wie schwierig ihre ältere Tochter war, und kannten ihre Launenhaftigkeit, es hatte jedoch nicht in ihrem Interesse gelegen, Holt darauf hinzuweisen. Dasselbe galt für Lois. Holt musste fürchten, dass Georgina den labilen Charakter ihrer Mutter geerbt hatte, inzwischen schien sich allerdings alles zum Guten zu wenden. Die Georgina, die er nach seiner Rückkehr aus Sydney vorfand, war zwar ein temperamentvolles, aber im Großen und Ganzen ausgeglichenes Kind.
Marissa erzählte Holt von Georginas erstaunlichem Gesangstalent und erwartete,
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