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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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das Gefühl, dass ihm zu wenig abverlangt wurde.
            »Ich kann bezahlen«, sagte er zu Hobday. »Ist das alles, zwei Shilling?« Er legte das Geld auf den Schreibtisch des Anwalts.
            »Das ist reichlich, mein Freund. Ich hatte ja zusätzlich noch meinen Spaß mit Philps. Und jetzt möchte ich Sie gern auf einen Drink einladen, bevor Sie sich auf den Heimweg machen.«
            Ehe er sich's versah, wurde Jakob von diesem Ehrfurcht gebietenden Mann die Straße entlang und in eines der vornehmen Hotels geführt, die ihm zuvor schon aufgefallen waren. Auch im Inneren war es sehr eindrucksvoll, mit roten Plüschläufern auf den glänzend gewienerten Böden, Spitzengardinen vor den hohen Fenstern und blitzenden Messinglampen und Armaturen an den Wänden.
            »Wie wär's mit einem Ale?«, fragte Hobday, und Jakob nickte.
            Sie standen an der Bar und redeten. Das heißt, Jakob lächelte in sich hinein, Mr Hobday stellte Fragen, und er lieferte die Antworten, denn der Mann wollte immer noch alles von ihm wissen, von seiner Familie, von der Reise, von der Heimat. Irgendwann wurde Jakob klar, dass der Anwalt sich aufrichtig für Land und Leute interessierte, und er verlor seine Schüchternheit und bestand darauf, einen zweiten Drink zu bestellen, da Mr Hobday ja für den ersten aufgekommen war.
            Jakob Meissner fühlte sich wohl. Er war wieder Mensch. Ein Mann, der alles unter Kontrolle hatte, der sich darauf freute, triumphierend nach Hause zurückzukehren.
            »Sagen Sie Arthur zu mir«, bat der Anwalt. »Wir geben hier nicht viel auf Etikette. Ich hoffe, Jakob, es stört Sie nicht, dass ich so viel frage, aber Europa ist weit weg, und ich werde es wohl nie zu sehen bekommen. Also frage ich.«
            Ein dunkelhaariger Mann in Arthurs Rücken drehte sich mit einem frechen Grinsen um.
            »Fragt, und euch wird gegeben werden«, verkündete er.
            Eine Sekunde lang sah Arthur ihn verwundert an, dann stieß er hervor: »Heiliger Strohsack! Mike! Wann bist du rausgekommen?«
            »Keinen Moment zu früh, mein Lieber. Sie haben mir Zeit erlassen wegen guter Führung und weil ich das Pferd des Direktors von seinen Bauchschmerzen befreit habe.«
            »Ich freue mich, dich zu sehen. Du siehst trotz allem gut aus.«
            »Das verdanke ich aber nicht den Schweinen, die mich eingelocht haben«, knurrte er.
            Arthur nickte. »Es tut mir Leid.«
            Die gute Laune schien ihm vergangen zu sein, als er Jakob diesem Mann, Mike Quinlan, vorstellte.
            »In Mikes Fall habe ich versagt«, erklärte er Jakob. »Ich konnte ihn nicht vor dem Gefängnis bewahren, als er und J. B. Dixon sich einen privaten Krieg geleistet haben.«
            »Der Schweinehund!«, fügte Quinlan hinzu. Allmählich dämmerte es Jakob, wer dieser Bursche war.
            Hatte Davey nicht von ihm gesprochen? Oder von jemandem mit einem ähnlich klingenden Namen …
            »Trinken Sie einen auf meine Rechnung«, sagte Arthur, »denn Jakob hier hat sich auch mit den Dixons überworfen, aber dieses Mal haben wir gewonnen.«
            Er rief den Barmann heran, der drei weitere Krüge Bier brachte, und Jakob begann, sich Sorgen um Billy zu machen, der draußen wartete.
            »Wie kam es dazu?«, fragte Quinlan den Anwalt, doch Jakob mischte sich ein. »Entschuldigen Sie, Mr Quinlan, aber ich glaube, Sie sind mein Nachbar. An der östlichen Grenze.«
            »Auf Clonmel-Land?«
            »Ja.«
            »Hol mich der Teufel!«
            »Haben sie Ihnen Ihr Bauholz genommen?«
            »Ja, das haben sie, die Schweine.«
            »Lass nur, Mike, dafür hast du sie auch an einer empfindlichen Stelle getroffen«, sagte Arthur, aber Quinlan nahm offenbar immer noch übel.
            »Sie mussten aber nicht sitzen, oder?«, fragte er bitter.
            »Fang nicht wieder an mit deinem irischen Temperament«, sagte Arthur, und das weckte Jakobs Interesse, der inzwischen, nachdem er sich so weit an die englische Sprache gewöhnt hatte, dass er kaum noch im Kopf übersetzen musste, auch anfing, Akzente zu erkennen. Und davon gab es entschieden mehr, als er erwartet hatte. Doch diesen hier, den hatte er zuvor schon mal gehört, und er war ihm angenehm aufgefallen. So also klang Irisch. Auch

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