Im Land der tausend Sonnen
schottische Dialekte waren ihm schon begegnet, doch das lag eine Weile zurück – auf der Tara , als sie von Brisbane nach Bundaberg segelten. Er hatte tatsächlich kein Wort verstanden von dem, was die Schotten sagten, obwohl man ihm versicherte, sie sprächen Englisch. Dieses Erlebnis hatte er unter Erfahrung abgehakt und sich selbst die Schuld zugeschrieben. Was die Einheimischen betraf, die in diesem Land geboren waren, hatte Jakob ihre Aussprache mit Frieda diskutiert. Sie sprachen abgehackter, mit volleren Vokalen als die anderen, doch sie waren nicht so schwer zu verstehen wie die Schotten. Der Anwalt gab offenbar sich selbst die Schuld, dass er Quinlan nicht vor dem Gefängnis hatte bewahren können, ein Zeichen dafür, dass er seinen Beruf ernst nahm, dachte Jakob. Auf der anderen Seite freute er sich, dass Jakob dieser schandbaren Familie eine lange Nase drehen konnte.
»Wir gehen alle zu mir zum Mittagessen«, verkündete er. »Stella wird sich freuen, dich wiederzusehen, Mike.«
»Tut mir Leid«, sagte Jakob. »Ich will nicht undankbar sein, aber mein Führer, ein junger Aborigine, wartet auf mich.«
»Dann lesen wir ihn unterwegs auf«, schlug Arthur vor.
»Wir haben nicht oft Gelegenheit zu feiern, Jakob«, erklärte sein Nachbar. »Pack die Möglichkeit beim Schopf, wenn sie sich bietet, mein Junge.«
Jakob musste lachen. Dieser berüchtigte Schlingel war mindestens zehn Jahre jünger als er, mit regelmäßigen Gesichtszügen, von durchschnittlicher Größe, aber seine Augen … Gewöhnlich zeigte Jakob kein großes Interesse an den Augen von Männern, wenngleich die der Frauen ihn oftmals in ihren Bann gezogen hatten, aber dieser Mike … seine Augen waren dunkel, blitzend, sie tanzten. Sie sprachen von Spaß und Schelmenstreichen – und gleichzeitig von eiserner Entschlossenheit. Jakob ertappte sich bei der Überlegung, was Tibbaling wohl von diesem Mann halten mochte.
Mrs Hobday servierte ihnen eine herzhafte Mahlzeit aus Koteletts und süßem Kartoffelkuchen, gefolgt von großen Portionen Brotpudding, und während sie aßen, berichtete Mike von seinen neuen Plänen.
»Vergiss die Milchwirtschaft, Arthur, die Kühe sind längst verkauft. Ich steige um auf Zucker. Das sollten Sie auch tun, Jakob. Zuckerrohr hat Zukunft. Unser Boden ist wie geschaffen dafür. Ich habe im Knast lange darüber nachgedacht, wenn ich mir vorstellte, wie die herrlich grünen Zuckerrohrfelder sich im Wind wiegen.«
»Ich weiß überhaupt nichts über Zuckerrohr«, wandte Jakob ein.
»Ich auch nicht. Wir können es lernen.«
»Ich werde es mir überlegen«, sagte Jakob, um in dieser netten Runde keinen Anlass zu Meinungsverschiedenheiten zu geben. Bald war es Zeit zum Aufbruch.
Er bedankte sich bei den Hobdays und versprach, in Kontakt zu bleiben.
»Falls Sie mal nach Bundaberg kommen, können Sie hoffentlich doch die Zeit für einen Besuch bei uns erübrigen. Wir leben nicht gar so weit von der Stadt entfernt.« Jakob bemerkte, dass auch für ihn die großen Entfernungen langsam zur Selbstverständlichkeit wurden.
»Der Tag geht bald zur Neige«, sagte Mrs Hobday. »Sie können über Nacht hier bleiben, wenn Sie mögen, Jakob.«
»Danke, aber wir möchten heute Nachmittag noch aufbrechen. Bevor es dunkel wird, können wir noch ein gutes Stück bewältigen.«
»Keine Sorge.« Mike grinste. »Ich pass schon auf ihn auf.«
Jakob fuhr herum und sah ihn fragend an, doch Mike erinnerte ihn: »Ich bin Ihr Nachbar, haben Sie das vergessen? Ich begleite Sie. Warten Sie, bis ich mein Pferd vom Pub abgeholt habe, dann kann's losgehen.«
Als die drei Männer zur Stadt hinausritten, rief Mike Billy zu: »Welchen Weg seid ihr gekommen?«
»Über Childers, Boss.«
»Gut. Dann hast du sicher nichts dagegen, jetzt einen anderen Weg zu nehmen, Jakob. So lernst du die Gegend kennen.«
»Ich wusste nicht, dass es noch einen anderen Weg gibt. Du etwa, Billy?« Er sah Billys Stirnrunzeln, doch Mike lachte. »Da gibt's gar nichts zu wissen. Nicht mal ein Blinder könnte sich auf diesem Weg verirren. Im Grunde hättest du gar keinen Führer gebraucht, wenn du die Straße längs der Küste
Weitere Kostenlose Bücher