Im Land der tausend Sonnen
genug, aber dieser Keith übertrifft ihn noch. Ist einmal fast ins Gefängnis gekommen, weil er einen Viehtreiber mit einer Eisenstange verprügelt hat.«
»Nur fast?«
»Im letzten Augenblick hat der Viehtreiber einen Rückzieher gemacht. Wollte keine Klage. Offenbar hatten sie ihn gekauft. Sie haben also Land gepachtet, das die Regierung von der Clonmel Station eingezogen hat? Ich muss schon sagen, da haben Sie nicht gerade die besten Nachbarn, aber was genau ist nun das Problem?«
»Die Holzfäller stehen bereit, um das Bauholz auf unserem Land zu schlagen, aber Mr Dixon lässt es nicht zu. Er behauptet, das Holz gehöre ihm.«
»So ein Quatsch!«
»Das dachten wir auch, bis sie uns diese Papiere vorlegten.« Er gab dem Anwalt die Dokumente. »Dieser amtliche Brief besagt, dass wir keinen rechtlichen Anspruch auf das Holz haben, obwohl die Besitzverhältnisse bezüglich des Landes nicht in Frage gestellt werden. Ich hoffe, Sie können uns einen Rat geben, was nun zu tun ist.«
Hobdays Augen weiteten sich, als er Dixons Behauptung las.
»Gott verdammich!«, sagte er. »So eine verdammte Frechheit! Ich schätze, sie haben fest damit gerechnet, dass Sie sich einschüchtern lassen und die Sache nicht hinterfragen würden.«
»Wie bitte, Sir?«
»Ich sagte, die haben geglaubt, Sie wären dumm genug, darauf reinzufallen. Bravo, Mr Meissner. Wer auf seinen Rechten besteht, wird es hier weit bringen. Sagen Sie das auch Ihren Freunden. Lassen Sie sich nicht über den Tisch ziehen.« Im Großen und Ganzen begriff Jakob schon, was Hobday ihm zu verstehen geben wollte. Das war ja alles schön und gut, aber wollte der Anwalt damit auch sagen, dass die Auffassung von Dixons Rechtsanwalt falsch war?
»Ich sag Ihnen, was ich tun werde, Mr Meissner. Ich trabe eben über die Straße und rede ein Wörtchen mit dem Kollegen Jefferson Philps und mit seinem Sohn, sofern er anwesend ist. Trinken Sie noch eine Tasse Tee. Ich bin gleich wieder da.«
Philps senior war sprachlos, als Hobday in sein Büro einfiel und mit ein paar Briefen herumfuchtelte.
»Was hat das hier zu bedeuten?«, brüllte er. »Sind Sie blöd, oder hat J. B. Dixon Sie gekauft? Die Rechtsauskunft, die Sie da gegeben haben – schriftlich, Philps – ist verdammter Schwachsinn, und das wissen Sie auch.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Hiervon! Von diesem Mist hier, Sir! Ihr Briefkopf. Ihre Unterschrift unter einem Stück Rechtsverdrehung von der schlimmsten Sorte. Sie haben einen Landbesitzer hinsichtlich seiner Rechte aufs Übelste angelogen.«
Nervös überflog Philps die Dokumente. »Jemand muss sich unser Briefpapier angeeignet haben. Das da ist nicht meine Unterschrift.«
»Ist es doch. Ich erkenne sie mit verbundenen Augen, Philips. Wem gehört das Holz auf rechtmäßig gepachtetem und eingetragenem Land? Dem Pächter oder dem Vorbesitzer?«
»Vielleicht doch dem Vorbesitzer, wenn der andere nur einen Pachtvertrag hat«, jammerte Philps. »Ich bin ziemlich sicher, dass es möglich wäre.«
Er nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem großen Taschentuch, als wollte er so von seiner Verlegenheit ablenken.
»Dass es möglich wäre? Nie im Leben!«
»Kann sein, dass ich einem Irrtum aufgesessen bin, Moment …«
»Mehr als einem Irrtum! Wer wäre denn der Vorbesitzer?«
»Die Dixons, versteht sich.«
»Wieder falsch. Die Regierung hat das Land wieder eingezogen. Mr Meissner hat es von der Regierung gepachtet, vom Vorbesitzer, nicht von den Dixons. Sie liegen hier so vollkommen daneben, Philps, dass ich die Anwaltskammer davon in Kenntnis setzen muss. Das könnte Ihnen ernste Probleme bereiten.«
Hobday hörte sich Philps' Ausreden an und wusste, dass dieser zweifelhafte Charakter weder zum ersten noch zum letzten Mal das Gesetz zu Gunsten wohlhabender Klienten beugte.
Das war einer der Gründe, warum die Philps ein prachtvolles Haus mit Blick über den Fluss hinweg ihr Eigen nannten, während die Hobdays immer noch in ihrem bescheidenen Häuschen neben dem Bluebird Café wohnten. Er würde nur seine Zeit verschwenden, wenn er einen Mann anklagte, der vor der
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