Im Land der tausend Sonnen
empfangen, dass es Jakob die Sprache verschlug.
Sie alle rannten ihm entgegen, Pastor Beitz, Walther, die Lutzes und ein paar Fremde, alle redeten gleichzeitig, so kam es Jakob zumindest vor, denn in den ersten paar Minuten begriff er nicht, was sie sagten.
»Ein Buschfeuer?«, schrie Quinlan. »Wo? Auf Jakobs Land. Wann war das? Gestern? Wie schlimm?«
Er wandte sich Jakob zu. »Sie wissen es nicht. Wir müssen sofort zu deiner Farm.«
Billy war vom Pferd gestiegen. »Soll ich das Pferd irgendwo unterbringen?«, fragte er Walther.
»Nein, ich werde die beiden begleiten.«
»Ja«, pflichtete Beitz ihm bei. »Tu, was du kannst. Wir werden den Herrn um Erbarmen bitten.«
Walther wurde dem Fremden vorgestellt, der mit Jakob und Billy gekommen war, dann stieg er aufs Pferd, und gemeinsam folgten sie Jakob, der bereits in Panik davonstob. Erst jetzt fiel Walther das Telegramm wieder ein, das Beitz am Morgen empfangen hatte.
Das enthielt wenigstens mal gute Nachrichten. Es kam vom Dekan des St.-Johannis-Seminars und ließ Beitz wissen, dass Vikar Friedrich Ritter, der sein Hilfspfarrer sein sollte, am 3. November mit Gottes Hilfe auf dem Schiff Clovis von Hamburg nach Bundaberg in See stechen würde und mit den erbetenen Geldern ausgestattet war. Ein Brief würde folgen.
»Warum hat er das nicht alles gleich per Brief geschickt?«, hatte Beitz verärgert gefragt.
»So viel Geld für ein Telegramm zu verschwenden!«
»Weil der Brief wahrscheinlich mit demselben Schiff kommen würde, Herr Pastor. Er träfe wohl erst zusammen mit Vikar Ritter ein. Der Dekan war der Meinung, Sie sollten vorab informiert sein.«
»Stimmt. Dann müsste er jeden Tag ankommen. Was für ein Glück, dass die Kirche schon gebaut wird. Es wäre mir überhaupt nicht recht, wenn er dem Dekan melden müsste, ich würde der Gemeinde schlecht dienen.«
»Beileibe nicht, Herr Pastor. Das hier ist ein Telegramm. Das wird sehr schnell übermittelt. Das Schiff ist allerdings schon unterwegs. Es dürfte allerdings erst im Februar hier sein.«
Der Geistliche schüttelte den Kopf. »So lange noch? Diese Post ist äußerst verwirrend. Ich verstehe nicht, warum sie sich die Mühe gemacht haben. Wann sind wir aus Deutschland abgereist, Walther?«
»Anfang Januar, Herr Pastor.«
»Merkwürdig. Äußerst merkwürdig. Wo ist nur die Zeit geblieben? Die Tage vergehen so schnell …«
Während der ganzen Zeit seit ihrer Ankunft in Australien war Walther, seinem Pastor treu ergeben, noch nicht über die Stadt hinausgekommen. Daher war es wohl verzeihlich, dass er eine leicht schuldbewusste Freude an diesem wilden Ritt empfand, in halsbrecherischem Tempo, um mit Jakob und seinem Freund Schritt halten zu können. Die Sonne sank mit einer Geschwindigkeit, als erwartete sie hinter dem Horizont etwas bedeutend Interessanteres.
Manchmal versuchte Walther sich vorzustellen, was eben diese Sonne auf der anderen Seite des Globus sehen mochte, wenn sie in seinem Heimatdorf aufging, um einen neuen Tag anzukündigen.
Das Pferd preschte die Straße entlang, und Walthers Stimmung verdüsterte sich. Bäume flogen zu beiden Seiten vorüber, doch er sah nur einen einzigen Baum, einen Geist aus seiner Vergangenheit.
Seinerzeit war er ein wilder Bursche gewesen. Verrückt nach Mädchen und Alkohol, seit dem Tag, da ihn das Drängen überkam. Zwar arbeitete er schwer, aber genauso heftig tobte er sich aus, wenn die Sonne unterging, ohne jemals einen Gedanken zu verschwenden an …
Sein Vater versuchte, mit ihm zu reden, über sein Benehmen, vermutete Walther, doch er fiel ihm ins Wort.
»Du brauchst dir wegen mir keine Sorgen zu machen, Vater. Ich werde dich nicht enttäuschen. Ich weiß, dass ich's mit dem Bier manchmal ein bisschen übertreibe. Ja, ich weiß, dass ich zu oft betrunken bin. Aber fang bitte nicht an zu nörgeln, ja? Du bist ja schlimmer als Mutter.«
Selbst heute noch hatte er im Ohr, wie sein Vater sagte, er müsse mit ihm reden, aber nicht hier, »vor allen deinen Freunden«.
»Wir … ich möchte in aller Ruhe mit dir reden, Walther. Du bist jetzt erwachsen, neunzehn Jahre
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