Im Land der tausend Sonnen
seinen Mais erreichte.«
»War es auf Clonmel-Land?«
»Nein, Gott sei Dank nicht. Quinlans und Meissners Ländereien sind betroffen, wenn ich recht verstanden habe. Du weißt doch, dieser Deutsche, der neulich in mein Büro kam, obwohl es geschlossen war, und frech werden wollte.«
»Weswegen?«
»Er wollte mir eine dumme Beschwerde über J. B. Dixon vortragen. Dem hab ich's aber gegeben, dass ihm die Ohren klingelten.«
Nora Stenning hörte dieses Gespräch. Sie war wütend über die Gefühllosigkeit ihres Vaters. Sie lief durch den Garten zu den Ställen, sattelte ihr Pferd und ritt hinaus zu der deutschen Gemeinde, wie sie in der Stadt genannt wurde, ein Name, der weder als Lob noch als Kritik zu verstehen war, denn die meisten Leute in Bundaberg verstanden, dass der Zustrom von Dänen und Deutschen zusammen mit den Briten für die Erschließung der Gegend wichtig war, und akzeptierten sie. Wie ihr Vater oft genug gesagt hatte: »Alles, was wir brauchen, um Bundaberg in Gang zu kriegen, sind Arbeitskräfte.«
Walther war überglücklich, Nora zu sehen. Das war er immer, und das war so aufregend für sie. Niemand hatte sich jemals so sehr um sie bemüht. Und niemand hatte ihr je gesagt, wie schön sie sei, was nicht hieß, dass Nora solche Komplimente erwartete, denn sie wusste, dass sie keine auffällige Erscheinung war. Hatte sie nicht oft genug Bemerkungen ihrer Eltern darüber gehört? Manchmal betrachtete Nora sich im Spiegel, um diese Behauptung widerlegen zu können, und gelegentlich konnte sie sich einreden, dass sie, wenn auch nicht schön, so doch zumindest nicht hässlich war mit ihren glatten blonden Haaren, dem ziemlich großen Mund und den seltsamen Augen. Wirklich nicht. Sie konnte nur nicht mit der Schönheit ihrer Mutter konkurrieren, das war alles. Jayne Stenning hatte herrliches schwarzes Haar, große braune Augen und eine seidige Haut. Sie wurde weit und breit als große Schönheit gefeiert …
»Du bist heute so schön, so wunderschön«, sagte Walther, und Nora ging das Herz auf. Sie seufzte. Sie wollte berichten, was sie in der Stadt gehört hatte, doch er war so aufgeregt auf Grund seiner eigenen Neuigkeiten, dass sie beschloss, mit den ihren noch ein paar Minuten zu warten.
Er führte sie im Eilschritt zu der Lichtung, die sie am Bach geschaffen hatten, und erzählte, dass endlich die Zimmerleute gekommen wären, um mit dem Bau der Kirche zu beginnen. Erst gestern waren sie eingetroffen, mitsamt dem Bauholz, und sie alle arbeiteten so eifrig, dass die Kirche innerhalb kürzester Zeit fertig sein würde.
»Sieh nur!«, sagte er und trat einen Schritt zurück. Nora teilte seine Freude. Das Skelett der Kirche stand bereits – ein winziges Bauwerk, sogar noch kleiner als die anglikanische Kirche in der Stadt, aber im Grundriss identisch.
»Wunderbar!«, sagte sie ehrlich beeindruckt, denn die Umgebung war ausgesprochen malerisch, zwischen den Bäumen, durch die gebrochenes Licht fiel, als ob es über ihre Anstrengungen strahlte.
Beitz gesellte sich zu ihnen, und Nora ließ sich von ihrer Begeisterung anstecken, bis sie sich wieder an ihre Mission erinnerte.
»Herr Pastor, ich habe traurige Nachrichten für Sie. Bitte, hören Sie mir zu … nur eine Minute.« Sie musste ihn am Arm zurückhalten, um zu verhindern, dass er zu den Zimmerleuten lief und ihre Arbeit überwachte. »Draußen am Fluss hat es einen Buschbrand gegeben. Einen ziemlich großen.«
»Ja. Die Schwarzen haben davon erzählt.«
»Aber das Feuer hat Mr Meissners Land zerstört, Herr Pastor.«
Das war ein Schock für Walther. »Bist du sicher?«
»Ja. Es tut mir Leid.«
»Sind sie verletzt?«
»Soviel ich weiß, nicht. Davon hat niemand gesprochen.«
»Jakob Meissner ist in Maryborough. Er ist noch nicht zurück«, erklärte Walther. »Gott hab Erbarmen, was können wir tun?«
»Frau Meissner und Karl waren dort ganz allein«, rief Beitz. »Wir müssen genau wissen, was passiert ist. Oh Gott, wo ist Jakob?«
»Vielleicht ist er geradewegs nach Hause gegangen«, überlegte Walther, doch Beitz schüttelte den Kopf.
»Dann wäre Billy hierher
Weitere Kostenlose Bücher