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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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versagte. Sie redeten, doch er verschloss die Ohren vor dem, was sie sagten. Er blieb auf seinem Pferd sitzen. Dandy verstand. Er stand wie angewurzelt, wollte nicht länger die Führung übernehmen. Aber das arme Tier hatte einen langen Tag hinter sich und war sicher durstig. Langsam wendete Jakob es ab von dem grauenhaften verrückten Schornstein da draußen mitten im Nichts und lenkte es behutsam durchs Gestrüpp, durch das verbrannte Gestrüpp, hinunter zum Fluss.
            Die eisernen Ringe, die seine Brust umspannten, erstickten ihn, pressten das Leben aus ihm heraus. Jakob rang nach Luft. Im Fluss wären Frieda und Karl in Sicherheit gewesen, sagte Quinlan, aber stimmte das auch?
            Waren sie dem Feuer überhaupt entkommen? Die Dunkelheit mochte mit den Überresten des Feuers im Bunde sein und die Wahrheit vor ihm verbergen. Jakob zwang seine Gedanken zurück zum Fluss, zu jener Sicherheit, die der Fluss bot. Er hörte ihn jetzt, das leise Rauschen des Wassers in der Ferne. Das einzige Geräusch im Busch, das ihm so vertraut war, wenn die Nächte lebendig wurden vom Kreischen und Grunzen und Rascheln der Nachttiere und dem empörten Geschrei der Vögel, die sich im Schlaf gestört fühlten.
            Aber welche Art von Sicherheit hatte der Fluss zu bieten? Um Gottes willen! Jakob stieg es sauer in die Kehle, er griff in die Mähne des Pferdes, um nicht zu stürzen, und richtete sich starr im Sattel auf, in dem Versuch, ein wenig Zuversicht zu finden. Die beiden anderen Männer folgten ihm.
            Der Weg war abschüssig, und er zog die Zügel straff, damit sein Pferd auf dem von Asche bedeckten Boden nicht ausglitt.
            Plötzlich scheute es und stieß gegen den schwarz verkohlten Stamm eines mächtigen Baums. Jakob musste sich abstützen, um sich nicht zu verletzen, doch dann sah er den Grund für die Furcht des Tieres. Vor ihnen stand traurig eine Kuh, Friedas Kuh. Sie sah ihn an, machte aber keine Anstalten weiterzugehen, als aus der Dämmerung hinter ihr eine Stimme ertönte.
            »Bist du das, Mr Jakob? Wir haben deine Kuh gehütet.«
            Es war Mia.
            In Sekundenschnelle saß Jakob ab. Er nahm Mia fest in die Arme. »Mia! Mein liebes Mädchen! Wo sind sie? Meine Frau. Mein Sohn.«
            Sie deutete mit dem Finger. »Weg. In einem Boot über den Fluss. Freund Rolf ist gekommen und hat sie geholt. Ich hab gesagt, ich hüte die Kuh.«
            »Danke. Danke. Und was ist mit Yarrupi und deinem Kind? Ist alles in Ordnung?«
            »Ja, Boss. Sind flussaufwärts ins Familienlager. Alles in Ordnung.« Sie seufzte. »Schlimm, dass Feuer dein feines Haus verbrannt hat.«
            Jakob zwang sich, ihr zu Gefallen zu lächeln. »Macht nichts.« Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Sein Lächeln wurde bitter. Nicht nur das Haus war verloren, sondern alles, was sie besaßen. Sie waren mittellos.
            »Dann ist ja alles gut«, sagte Quinlan und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich hab doch gesagt, sie haben sich in Sicherheit gebracht. Heute Nacht sollten wir gleich hier unser Lager aufschlagen. Morgen sehe ich nach, wie es bei mir aussieht.«
             
            Wachleute auf der anderen Seite des Flusses sahen das Lagerfeuer und riefen über den Fluss. Zur Antwort nannte Jakob seinen Namen, und sie begrüßten ihn.
            Sie schickten einen Boten zu Rolf Kleinschmidts Haus, damit die Frau erfuhr, dass ihr Mann zurück war, und das löste bei Frieda einen neuerlichen Weinkrampf aus. Sie konnte sich vorstellen, wie schockiert Jakob war.
            »Was tun wir jetzt?«, fragte Karl, an Rolf gewandt. »Gehen wir dorthin zurück, oder kommt Vater hierher? Da draußen ist ja nichts mehr, nichts, wohin man zurückkehren möchte.«
            »Es ist immer noch euer Land. Es wird auch wieder grün werden.«
            »Wann?«, fragte er zornig. »Und wovon sollen wir bis dahin leben? Alles war eine schreckliche Zeitverschwendung. Kannst du mir Arbeit im Sägewerk besorgen, Rolf?«
            »Wir werden sehen«, sagte Rolf zurückhaltend, weil er wusste, dass Frieda zuhörte.
             
            Der Schmerz holte Lukas ins Bewusstsein zurück, doch er konnte nicht klar denken. Wusste nicht, wo er war. Weshalb lag er hier in einem Graben? Ein Graben war es tatsächlich, so viel erkannte er an seiner erdigen Umgebung. Oder war

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