Im Land der tausend Sonnen
gekommen. Ich werde Tibbaling holen lassen. Er wird alles Wichtige für uns in Erfahrung bringen.«
»Ich hoffe, ihnen ist nichts zugestoßen«, sagte Nora. »Ich muss jetzt nach Hause.«
»Danke, meine Liebe«, sagte Pastor Beitz. »Gott segne Sie. Walther, begleite Miss Stenning zu ihrem Pferd.«
Nora lächelte. Das musste man Walther nicht zweimal sagen. Er nahm ihren Arm, und gemeinsam gingen sie zur Straße hinunter, und dort glaubte Nora eine Sekunde lang, der schüchterne Mann würde sie jetzt vielleicht küssen. Sie hoffte es so. Aber Walther war überaus anständig, brachte ihr große Achtung entgegen, und so trennten sie sich mit einem kurzen Wink. Vermutlich war es auch gut so. Möglicherweise war ein Kuss für Walther gleichbedeutend mit einer Verlobung, und obwohl sie ihn wahnsinnig gern hatte, ihn vielleicht sogar lieben würde, wenn ihre kleine Romanze hätte blühen dürfen, so war sie doch nicht sicher, ob sie den Mut aufbrachte, ihren Eltern in dieser Hinsicht zu trotzen. Beide waren sehr starke, anmaßende Menschen, und Nora war schon stolz auf sich, ihnen bis hierher den Gehorsam verweigert zu haben, aber noch weiter zu gehen …
Dieses Mal hatte Jakob nichts dagegen, dass Mike die Führung übernahm. Immerhin befanden sie sich wieder auf dem richtigen Weg, auf dem Weg nach Hause, und er hatte seine gute Laune wiedergefunden.
Sie hatten ihr Nachtlager am Fluss aufgeschlagen, wo Billy fürs Frühstück einen schönen Fisch fing, und Jakob fühlte sich wie beflügelt. Das Holz gehört uns, sagte er sich immer wieder. Die erste Geschäftsreise seines Lebens war ein voller Erfolg. Er nahm sich vor, Hubert Hoepper zu schreiben, wenn er zu Hause war, und ihm von dieser Begebenheit zu berichten. Das war mal etwas anderes, nicht immer nur die langweiligen Neuigkeiten über die Fortschritte auf seiner Farm. Er konnte ihm sogar seinen Besuch in einer anderen Stadt, in Maryborough, schildern, und Hoepper konnte den Ort auf seiner Karte markieren.
»Ich bin immer noch der Meinung, wir hätten die landschaftlich schönere Strecke nehmen sollen«, sagte Quinlan.
»Du hast keine Seele, Meissner.«
»Ein anderes Mal.«
Doch auf Grund des Umwegs erreichten sie Childers erst am späten Nachmittag, und dann fanden sie zu ihrer Verwunderung das einsame Buschgasthaus sehr gut besucht vor.
»Was ist denn hier los?«, fragte Quinlan. »In diesem verschlafenen Nest hab ich doch noch nie mehr als sieben Männer und einen Hund auf einem Haufen gesehen.«
Wie sich herausstellte, feierten die Einheimischen. Einer der ihren war gerade mit den Satteltaschen voller Geld von den Goldminen bei Gympie zurückgekommen.
Der Glückliche taumelte ihnen zur Begrüßung entgegen. Zwar trug er noch die von der harten Arbeit abgetragenen Kleider, dazu aber einen Zylinder und einen großen Diamantring. »Willkommen!«, rief er ihnen zu. »Jung und Alt sind eingeladen! Speisen und Getränke auf mich! Champagner gibt's hier nicht, aber der Whisky ist gut.«
»Siehst du«, sagte Quinlan zu Jakob. »Goldgräberei. Das ist die beste Fahrkarte. Sobald ich mein Land sicher habe, mach ich mich auf den Weg nach Gympie.«
Es war eine wilde Nacht. Sie legten sich schließlich in den Ställen hinter dem Gasthaus schlafen. Das heißt, Billy und Jakob legten sich schlafen. Quinlan hatte sich mit einer Frau aus dem Staub gemacht. Am nächsten Morgen verzögerte er die Heimreise noch um einiges mehr, weil er darauf bestand, ein Wort mit dem Gastgeber zu wechseln, der fast wieder nüchtern war, um von einem offensichtlichen Experten so viel wie möglich über die korrekten Methoden und die Fallstricke in der Kunst des erfolgreichen Goldgrabens zu erfahren. Jakob musste zugeben, dass auch er das Gespräch äußerst interessant fand.
Dann machten sie sich schließlich doch wieder auf den Weg und kamen bei Sonnenuntergang in Bundaberg an. Jakob wäre am liebsten gleich weiter zu seiner Farm geritten, doch die Höflichkeit verlangte, dass er zunächst Pastor Beitz seinen Dank abstattete, weil dieser ihm Billy als Führer mit auf den Weg gegeben hatte. Und natürlich wollte er seinen Freunden die guten Nachrichten überbringen. Bei ihrer Ankunft wurden sie jedoch von solch aufgescheuchtem Entsetzen
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