Im Land der tausend Sonnen
hinterlassen. Konnte es mir nicht mal ins Gesicht sagen.«
Sie reichte ihm den Zettel, doch die Nachricht war auf Deutsch geschrieben. Davey schüttelte den Kopf. »Was schreibt er?«
»Dass er zu den Goldfeldern von Gympie geht, wo immer das sein mag, und dass er bald mit einem Vermögen zurückkommt. Mit einem Vermögen! Theo doch nicht!« Sie lachte bitter. »Nie im Leben. Seine Chancen, Gold zu finden, sind genauso groß wie die, zum Mond zu fliegen.«
»Mit wem ist er gegangen?«, fragte Davey.
»Mit einem Kerl namens Mike Quinlan. Ist das nicht der Knastbruder? Ich habe schon von ihm gehört.«
Davey nickte. »Quinlan ist in Ordnung, Mrs Zimmermann. Bei ihm ist Theo in guten Händen. Tut mir Leid. Ich meine nur, wenn er denn schon mal losziehen musste.«
Später machte er sich Sorgen um sie und die Kinder. Quinlan fand sich schon zurecht, aber er war nicht unbedingt bekannt für sein glückliches Händchen. Im Grunde war der arme Mike ein Verlierer. Viel zu hitzköpfig.
»Was für ein Pärchen«, murmelte er auf dem Weg zum Pub, wo er Ersatz für Theo suchen wollte, der immerhin so viel Anstand hätte besitzen müssen, ihm Bescheid zu geben. »Quinlan und Theo. Goldgräber! Du liebe Zeit! Da müsste ihnen das Gold schon direkt auf den Schädel fallen.«
Mittlerweile hatte Keith Dixon sich nach Hause begeben, nachdem er eine feuchtfröhliche Nacht im vornehmen Black and White -Bordell verbracht hatte, das erst vor ein paar Tagen etwas abseits von der Burbong Street in einer Gasse eröffnet hatte.
»Bundaberg macht sich«, berichtete er seinen Freunden auf der Farm. »Jetzt gibt es endlich ein schickes Lokal. Es ist sauber und ganz in Schwarz und Weiß eingerichtet, die Laken, Bettdecken und Vorhänge, alles. Und man kann sich die Frauen aussuchen, ebenfalls Schwarz oder Weiß.«
Er berichtete außerdem, er habe Fechner in der Stadt gesehen. Im Grunde war ihm das nur so herausgerutscht. Er hatte gerade lachend von den frechen Huren erzählt, als er nach Lukas gefragt wurde.
»Wo sonst sollte er jetzt wohl sein?«, erklärte er, verärgert über seinen Ausrutscher.
»Und seine Frau? Bleibt sie hier?«
Keith erstarrte. Er hatte gerade erzählen wollen, dass es in dem Puff auch eine chinesische Hure gab, ausgesprochen teuer. Jetzt schluckte er schwer. Er hatte Fechners Frau völlig vergessen. Jetzt saß er in der Tinte.
»Hanni? Ach ja. Wir müssen sie wohl zu ihm in die Stadt bringen. Mitsamt seinem restlichen Lohn.«
Hör auf, ermahnte er sich. Geh nicht weiter drauf ein, sonst verstrickst du dich noch mehr. Er winkte ab und riet seinen Freunden, ihren Lohn brav zu sparen, falls sie hofften, jemals das Black and White betreten zu dürfen. »Das sind kostspielige Mädchen«, sagte er und grinste, unfähig, seine Genugtuung darüber zu verbergen, dass er sie sich leisten konnte.
»Wie kommt es bloß, dass ich dir kein Wort glaube?«, höhnte J. B. und drehte sich mit seinem Schreibtischstuhl. »Wo genau willst du Fechner gesehen haben?«
»In der Stadt, das sagte ich doch. Er ging bei O'Malley vorbei.«
»Und du hast ihm locker zugewinkt und gefragt, was denn nun aus seiner Frau werden soll? Die er hier bei uns vergessen hat, zusammen mit seinem Gepäck?«
»So ähnlich.«
»Florence!« J. B. sprang auf und steckte den Kopf zur Tür hinaus, um nach seiner Frau zu rufen. »Florence!«
Seine Frau kam im Laufschritt und schob ein paar Strähnchen ihres blonden Haars hinter die Ohren. »Was gibt's?«
»Wieder mal dein hochintelligenter Sohn. Was meinst du wohl? Er hat Lukas Fechner in der Stadt gesehen!«
»Oh, Gott sei Dank! Hast du ihn gefragt, was er jetzt vorhat? Seine Frau ängstigt sich seinetwegen zu Tode.«
»Wir müssen sie in die Stadt schicken.«
»Oh ja«, sagte J. B. schnurrend. »Und wohin dort?«
»Zu den Deutschen, denke ich mal. Er hat nichts Genaues gesagt.«
»Siehst du, Florence. Ist er nicht genial? Als er Fechner das letzte Mal gesehen hat, haben sie sich geprügelt. Und jetzt, nur ein paar Tage später, halten sie einen netten kleinen Schwatz vor
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