Im Land der tausend Sonnen
O'Malleys Pub.«
Die Mutter blickte Keith verunsichert an. »Jetzt wissen wir wenigstens, wo der Mann steckt.«
»Ich bin nicht der Einzige, der ihn gesehen hat«, verteidigte sich Keith.
»Ach, nein?«, brüllte sein Vater. »Wer denn noch?«
»Ein paar von den Leuten.«
»Welche Leute?«
»Weiß nicht. Ich habe sie nur reden hören …«
J. B.s Hand schoss vor und traf ihn brutal im Gesicht. »Jetzt noch mal ganz von vorn, und zwar wahrheitsgemäß, wenn ich bitten darf. Nein, du bleibst, Florence. Setz dich da hin und halt den Mund. Und jetzt, du Genie … wo ist Fechner?« Keith ließ sich in einen Sessel sinken und strich mit der Hand über seine schmerzende Wange. »Ich weiß es nicht.«
»Wer hat ihn in der Stadt gesehen?«
»Niemand.«
»Schön. Aber du erzählst unseren Leuten, du hättest ihn gesehen.«
»Sie haben mich überrumpelt. Ich wollte das gar nicht sagen. Ich wusste nicht, was ich sonst sagen sollte.«
J. B. wandte sich seiner Frau zu. »Verstehst du, was das bedeutet? Jetzt stecken wir schön in der Patsche. Dieser Idiot behauptet, er hätte Fechner gesehen, und der verlangt nun, dass seine Frau in die Stadt gebracht wird. Mir bleibt jetzt keine Wahl mehr. Ich muss das verdammte Weib in die Stadt bringen.«
»Könnte Keith nicht einfach sagen, er hätte sich geirrt?«
»Himmel! Du bist ja genauso blöd wie er. Die ganze verdammte Pinnow-Sippschaft ist strohdumm, und er hier ist ein Musterexemplar an Dummheit. Wie soll er das erklären? Dass er mit dem Kerl geredet hat und ihm jetzt auf einmal einfällt, dass er es gar nicht war? Viehtreiber sind nicht blöd. Die riechen den Braten. Nein, wir müssen jetzt bei dieser Geschichte bleiben – und seine Frau wegschicken.«
Florence seufzte. »Das ist schade. Sie ist das beste Hausmädchen, das wir je hatten.«
»Na und? Besorg dir ein neues, aber schaff sie schnellstens fort.«
»Gut. Morgen früh kann sie aufbrechen. Mit dem Wagen. Keith kann sie begleiten …«
»Er soll sie begleiten? Bist du verrückt? Er kann ja nicht mal die Finger von den kleinen Schwarzen lassen, geschweige denn von einem hübschen weißen Mädchen. Wenn er sie nicht schon längst gehabt hat.«
»Das reicht!«, sagte Mrs Dixon. »Ich höre mir dieses Gerede nicht länger an!«
Nun wurde Keith wieder mutig. »Er hat ganz vergessen, worum es hier geht, Mutter. Er hat mir befohlen, die Meissners von den eingezogenen Landstücken im Osten zu vertreiben. Er war ganz froh darüber, dass ich ihr Land verbrannt habe, weil sie ihm ihr Bauholz nicht überlassen wollten.«
»Das sind geschäftliche Dinge«, knurrte J. B.
»Aber sicher. Ich habe ihr Haus mitsamt ihren Habseligkeiten verbrennen lassen. Und ihr Holz und die Ernte. Ich habe gründliche Arbeit geleistet. Er würde verdammt dumm aussehen, wenn ich der Polizei sagen würde, wie das Feuer zu Stande gekommen ist …«
J. B. schüttelte den Kopf und wandte sich ab. »Geh doch und sag's ihnen, du Dummkopf. Im Gefängnis wärst du es, der verdammt dumm aussieht. Ich würde alles abstreiten. Aber der Knast würde dir vielleicht ganz gut tun. Womöglich kannst du da noch was lernen. Und nun verschwindet – alle beide!«
Hanni war völlig durcheinander. Offenbar wusste kein Mensch, was aus Lukas geworden war. Und dann sagte Elsie, er sei in der Stadt.
»Er hatte Streit mit Mr Keith«, berichtete sie. »Und er ist gefeuert worden.«
»Warum hat mir das keiner gesagt?«
»Weil wir damit gerechnet haben, dass er zurückkommt, und als er nicht kam, machten sich alle Sorgen. Besonders, weil er sein Pferd hatte laufen lassen. Aber jetzt wissen wir ja, wo er steckt, und alles wird wieder gut. Mrs Dixon bedauert es sehr, dass du gehen musst. Sie hat dir zu deinem Lohn noch einen Bonus von zehn Shilling ausbezahlt, und Lukas' Lohn kommt natürlich noch hinzu. Den kannst du mitnehmen.«
Hanni ging davon aus, dass der Streit zwischen Lukas und Mr Keith, diesem Schwein, ziemlich heftig gewesen war, da er anscheinend keinen Fuß mehr auf Dixons Land setzen wollte. Das sah Lukas ähnlich.
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