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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Es sah auch Keith ähnlich, der niederträchtig genug war, ihm das Betreten der Farm zu untersagen. Sie hoffte, dass sie nicht ihretwegen gestritten hatten, denn Keith war im Stande, Lukas alle möglichen Lügen aufzutischen. Sie schüttelte sich und begann ihre Sachen zu packen. Was mochte Keith ihm gesagt haben? War Lukas deswegen fortgegangen? Möglich war es.
            Mit der Nacht kam eine neuerliche Angst. Sie hatten gesagt, jemand würde sie mit dem Wagen in die Stadt bringen. Aber wer? Hanni beschloss, sich einfach zu weigern, falls Keith Dixon sie fahren sollte. Und da sie diesen grauenhaften Ort endlich verlassen konnte, brauchte sie keine Angst mehr davor zu haben, dass sie jemanden kränkte.
            Es war nicht derselbe Wagen, in dem sie und Lukas gekommen waren; dieser war bedeutend vornehmer, mit Ledersitzen und einem Dach. Fast wie eine Kutsche. So etwas hatte Hanni noch nie gesehen, und das Dach schützte sie gut vor der Sonne. Sie und die Haushälterin und einen der Viehtreiber, der als Kutscher einsprang.
            Auf halbem Weg zur Stadt machten sie Halt, und der Kutscher kochte Wasser in seinem Feldkessel, um Tee zu brühen, während Elsie Kuchen und Waffeln aus einem Korb auspackte. Hanni war die Verzögerung nicht recht. Es fiel ihr schwer, sich mit einer Frau zu unterhalten, die sie kaum kannte; diese Stunden hinter sich zu bringen, war regelrecht Arbeit für sie. Doch dann zog Elsie, die überaus gestrenge Haushälterin, eine Flasche Gin hervor.
            »Möchtest du einen Schluck?«, fragte sie Hanni. »Da du ja nicht mehr für uns arbeitest, darf ich dich ruhig fragen.«
            »Ich glaube nicht. Ich habe noch nie Gin getrunken.«
            »Er schmeckt ziemlich ekelhaft, aber daran gewöhnt man sich. Probier doch mal ein Schlückchen. Ich trinke nicht gern allein, und diese langweilige Fahrt dauert noch Stunden.«
            Sie tranken den Gin aus den Tassen, die sie nicht wieder in den Korb einpackten, genauso wenig wie den Gin.
            Elsie hat Recht, dachte Hanni. Der Gin war eklig, aber auf dem Schiff hatte sie schon schlimmeren Alkohol gekostet, und als sie ihren Weg fortsetzten, schmeckte die zweite Tasse, die sie unter Kichern in dem schaukelnden Wagen leerten, schon nicht mehr so übel.
            Es stellte sich heraus, dass Elsie Mrs Dixons Cousine war. Sie hatte »über alle Maßen«, wie sie es ausdrückte, unter einem nichtsnutzigen Mann gelitten, der nur anderthalb Wochen vor ihrem Hochzeitstag mit irgendeinem Flittchen durchgebrannt war. Hannis Ohren wurden heiß, als sie das hörte, und sie äußerte sich mit keinem Wort zu Elsies Leidensgeschichte. Dabei ging es um das Hochzeitskleid, das Großmutter Pinnow für sie genäht hatte, und um das unvermeidliche Durcheinander, da die Gäste bereits von weit her auf dem Weg waren und der Empfang in einem Hotel in Maryborough abgesagt werden musste, und die Brautführerinnen weinten, als seien sie selbst verlassen worden. Es war eine lange Geschichte, doch sie vertrieb die Zeit, bis sie zum Mittagessen und einem Pferdewechsel bei einem großen Farmhaus Halt machten. Ihre Gastgeberin, eine warmherzige Frau, erwies sich als eine weitere Verwandte Elsies. Als sie zum Aufbruch rüsteten, gab diese Frau Elsie Kuchen für Großmutter Pinnow sowie einige Flaschen ihrer selbst gemachten Limonade mit, und kaum befanden sie sich wieder auf der Straße, holte Elsie die Tassen hervor.
            »Möchtest du Limonade? Die Gute macht wirklich ein ausgezeichnetes Zitronengetränk.«
            »Ja, gern.«
            »Und das schmeckt großartig mit Gin«, fügte Elsie hinzu.
            Und so war es auch. Durch die Limonade wurde aus dem widerwärtigen Schnaps ein kühler, köstlicher Nektar, und Hanni lehnte sich auf dieser letzten Etappe der Fahrt in die Stadt zurück und überlegte, wie viel angenehmer diese Reise doch war als die lange Fahrt, die Lukas und sie ertragen mussten, als man sie nach Clonmel holte. Der Wagen war alt und hart gewesen, und sie hatten nur eine Pause gemacht, um am Fluss, wo der Kutscher die Pferde tränken wollte, Tee aus dem Feldkessel und Biskuits zu sich zu nehmen.
            Elsie plapperte immer noch, irgendetwas über einen Herrn, der weit draußen im Westen eine große Schafzuchtfarm besaß, und Hanni wunderte sich verschwommen, obwohl sie nur mit halbem Ohr zuhörte. Clonmel lag schon so weit landeinwärts, nach

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