Im Land der tausend Sonnen
sich von selbst. Mach dir mal keine Gedanken. Was willst du trinken?«
Keith blieb aus Prinzip, obwohl er bedeutend lieber in O'Malleys Pub übergewechselt wäre, wo man ihm mit Respekt begegnete. Aber noch war nicht alles verloren. Jetzt stand fest, dass Lukas nicht bei den Meissners war. Also wusste niemand, dass das Feuer absichtlich gelegt worden war, geschweige denn von wem. Keith lachte selbstzufrieden. Quinlan würde einen Anfall kriegen, wenn er wüsste, dass er neben dem Mann stand, der auch sein Land abgebrannt hatte. Aber er wusste es nicht. Und nach allem, was Keith in der Stadt gehört hatte, würde er es nie erfahren.
Er blieb noch zu der kostenlosen Mahlzeit, und als ihm ein großer Teller Fleischpastete serviert wurde, kostete er, fand sie köstlich, schob den Teller von sich und behauptete, sie wäre ungenießbar.
»Ich geh zu O'Malley und ess was Vernünftiges«, sagte er.
10. Kapitel
Quinlan hielt sich mit seinen Freunden auf der Veranda auf. Kommentarlos blickte er Dixon nach. Er hatte andere Sorgen. Er konnte nicht viel tun, um Jakob zu helfen, außer ihm seine unbezahlte Arbeitskraft als Farmhelfer anzubieten und ihn bei der Beseitigung des Chaos zu unterstützen, und er dachte nicht daran, sich auf seinem eigenen Land diese Mühe zu machen.
»Soll die Natur lieber ihren Lauf nehmen. In diesem Klima dauert es nicht lange, bis Bäume und Gras wieder grün werden. Du wirst schon sehen. Es ist schade um dein Haus und alles, aber immerhin bist du gesund und am Leben. Du hättest auch im Meer ertrinken können wie so viele andere Emigranten aus den alten Ländern …«
»Sei still, Quinlan«, hatte sein neuer Freund gesagt, und vermutlich hatte Jakob völlig Recht. Ein Mann brauchte Zeit, um mit einem Unglück fertig zu werden, bevor er sich wieder aufraffen und von vorn anfangen konnte. Hatte er es nicht selbst auch so gemacht? Hätte beinahe den Verstand verloren, als er im Gefängnis saß. War dumm von ihm gewesen, diesen Widder zu erschießen. Aber es hatte sie dort getroffen, wo es sie am meisten schmerzte, so viel war sicher.
Er hatte mit Billy geredet. Für den gab es nun keine Arbeit mehr. Sinnlos, im Moment auch nur eine Hütte zu bauen. Wenn nur die Pachtgesetze nicht wären … Er hatte sich mit seinem Problem an Clem Colley gewandt, und der Polizist hatte ihm geraten, sich eiligst in O'Malleys Pub zu begeben, wo die Inspektoren sich gerade aufhielten.
Dem sprichwörtlichen Glück der Iren war Quinlan in seinem Leben bisher nicht begegnet. Zu seiner Mutter hatte er einmal gesagt, dass er wohl gerade hinter der Tür gestanden haben musste, als es verteilt wurde, und als sie ihn im Gefängnis besuchte, hatte sie ihm voll und ganz zugestimmt. Das fand er ein wenig beunruhigend, doch dann war sie losgegangen und hatte Walter Scott, dem Abgeordneten für den Wahlkreis Mulgrave, wegen seiner Haftstrafe in den Ohren gelegen.
»Es war verrückt«, berichtete Quinlan seinen Mitgefangenen, »aber ich hatte nie damit gerechnet, dass meine liebe alte Mama eine geborene Detektivin ist. Sie arbeitete in Maryborough als Köchin für eine hochvornehme Familie; wie sich dann herausstellte, im Haus eines gewissen John Douglas, der, Gott steh uns bei, Premierminister unseres großen und glorreichen Staates Queensland war.
Dies ist eine wahre Geschichte, glaubt's mir, Jungs. Ihr Arbeitgeber also hat's weit gebracht in der Welt, bis zum Premierminister, aber das half ihrem armen, unglücklichen Sohn überhaupt nicht, bis sie dann diesen Gast zu fassen kriegte, jenen Walter Scott. Sie hörte, dass er eingeschworene Feinde hatte: die Dixons. Mit diesem kostbaren Wissensschatz in der Tasche trat meine liebe alte Mama die Hände ringend und Unsinn redend vor ihren Volksvertreter. Und als Scott den Namen Dixon hörte, war ich so gut wie frei.«
Also machte Quinlan sich auf den Weg zu den Landinspektoren. »Ich bin froh, Sie in der Stadt anzutreffen, meine Herren, denn ich war gerade im Begriff, meinen guten Freund Walter Scott aufzusuchen.«
»Wen?«
»Mr Scott, unseren Abgeordneten im Parlament. Es geht um eine Erweiterung meines Pachtvertrags. Ich bin hierher gekommen, um die erforderlichen Verbesserungen auf meinem Land vorzunehmen – Haus, Zäune, Schuppen und so weiter –, aber das Schicksal hat
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