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Im Land der tausend Sonnen

Titel: Im Land der tausend Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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sagte sie. »Sie können es sich gern von innen ansehen, Mr Jolly. Ich achte darauf, dass die Kinder nichts anfassen …«
            »Ja«, sagte er geistesabwesend. Er dachte an Theo. Verdammter Narr. Er hatte feste Arbeit bei Davey. Womöglich fand er niemals Gold – wahrscheinlich fand er nichts –, und wovon sollte seine Familie dann leben? Les hatte schon früher Erfahrungen mit Goldgräbern gemacht. Wenn das Fieber sie gepackt hatte, dauerte es lange, bis sie die Hoffnung aufgaben. Es war fast unmöglich, einen Goldgräber von der Mine fortzubringen, solange noch Hoffnung auf das große Glück bestand. Lieber würden sie tot umfallen.
            »Mr Jolly«, fuhr Eva fort. »Wissen Sie, wo ich Arbeit bekommen könnte? Irgendwie muss ich ja Geld verdienen.«
            »Sie suchen Arbeit?«
            »Ich muss.«
            Er schob sich den Hut in den Nacken und strich seinen blonden Haarschopf zurück. »Na ja. Ich weiß nicht. Vielleicht gibt es Arbeit im Hotel. Im Royal. Da könnten Sie mal nachfragen. Vielleicht in der Küche. Sagen Sie der Frau des Wirts, dass ich Sie geschickt habe. Sie heißt Grigg, Mrs Grigg.«
            »Oh, danke. Ich gehe sofort hin.«
            »Augenblick noch. Ich habe gehört, das Haus der Meissners ist abgebrannt?«
            »Ja! Es ist entsetzlich. Sie besitzen überhaupt nichts mehr. Ich weiß nicht, was aus ihnen werden soll. Und dann Lukas Fechner, der ist beinahe in dem Feuer umgekommen …«
            Er machte sich auf den Weg in sein Büro, um liegen gebliebene Arbeit nachzuholen, aber immer wieder musste er an den Buschbrand denken. Hatte der Deutsche den Brand etwa selbst gelegt, um zu verhindern, dass die Dixons sein Bauholz bekamen? In dieser hinterwäldlerischen Gegend war schon Verrückteres passiert. Besonders, wenn Quinlan mit der Sache zu tun hatte.
            »Ich glaube nicht, dass sie riskieren würden, ihr eigenes Haus niederzubrennen«, sagte er zu sich selbst. »Aber wenn das gesamte Unterholz abbrennt, ist das Roden bedeutend einfacher. Das Feuer könnte außer Kontrolle geraten sein …«
            Später erwähnte sein Angestellter zwar nicht das Feuer, wohl aber Jakob Meissner. »Er hat die Dixons geschlagen, wissen Sie?«
            »Was soll das heißen? Geschlagen?«
            »Sie erinnern sich doch sicher, dass Sie Ihre Leute von dem Auftrag bei Meissner abgezogen haben, weil die Dixons behaupteten, Meissner hätte kein Recht auf das Holz?«
            »Ja.«
            »Nun … die ganze Stadt lacht darüber. Meissner holte sich juristischen Rat bei Arthur Hobday. Hat die Dixons bloßgestellt. Das Holz gehört Meissner.«
            »Was sagen Sie da? Das lässt die Sache in einem ganz anderen Licht erscheinen.«
            »Na sicher.«
            Doch Les dachte bereits wieder über das Feuer nach. Über den Zeitpunkt. Wenn Ärger in der Luft lag, schlugen die Dixons rasch zu. Sie hatten bestimmt gekocht vor Wut darüber, dass die Deutschen sie vorgeführt hatten. Les wollte sich nicht auf Streitereien einlassen, aber diese Sache war interessant. Sie war beachtenswert. Der Brand war vielleicht noch längst nicht das Ende des Streits. Er beschloss, hinauszureiten und sich umzusehen, sobald er die Zeit fand.
            »Wann kommt der Geschäftsführer der Sägemühle, Les?«, fragte sein Angestellter.
            »Er kommt nicht. Hat es sich in letzter Minute anders überlegt, die feige Ratte. Es ist nicht einfach, hier Arbeitskräfte zu bekommen. Diese Stadt hinkt weit hinter Maryborough her.«
            »Dahin fließt ja auch das ganze Regierungsgeld. Für unsere Stadt geben sie nichts aus. Jemand sollte Walter Scott mal ordentlich wachrütteln.«
            »Wer denn zum Beispiel?«, fragte Les.
            »Keith Dixon redet davon, sich zur Wahl zu stellen. Sein Vater hat genug Geld und Einfluss, um das zu bewerkstelligen.«
            »Gott steh uns bei.« Les hob die Schultern. Er dachte schon wieder über einen Geschäftsführer für die Sägemühle nach und hatte auch schon jemanden im Sinn.
             
            »Wie geht es ihm?« Eva traf Hanni Fechner vor dem Krankenhaus. »Ich hatte solche Angst um ihn.«
            Sie hatte Hanni noch nie so elend erlebt. Seit der Reise schien sie um zehn Jahre gealtert zu sein. Ihre Augen hatten den Glanz verloren, ihr gesamter

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